#gemeinsammehrbewegen-Preis 2023
Preiswürdig (Teil 4): Eine Herzensangelegenheit, die laufend Spenden einbringt
Wir stellen Aktionen vor, die zeigen, wie Laufen das Leben verbessert. Dann entscheidest du mit, wer den „#gemeinsammehrbewegen-Preis“ 2023 erhält. Ein Kandidat: Marios Herzlauf.
Er läuft und läuft und läuft – und spendet und spendet und spendet. Laufen, ohne zu spenden, geht nicht und Spenden, ohne dafür aktiv gewesen zu sein, auch nicht. Diese Kombination ist eine Herzensangelegenheit für ihn. „Das macht mich persönlich sehr glücklich. Ich kann das, was ich eh tue, mit einem unmittelbaren Nutzen verbinden“, sagt Mario Euker. Der 45-Jährige aus Ebsdorfergrund bei Marburg wurde im Mai 2021 auch bundesweit durch seinen „Herzlauf“ bekannt. Dabei lief der IT-Fachmann an 30 Tagen 2.069 Kilometer in Herzform durch Deutschland. Er selbst spendete für jeden gelaufenen Kilometer und sammelte darüber hinaus viel Geld ein.
Letztlich kamen rund 50.000 Euro zusammen. Und das war nur der Anfang, denn das Projekt läuft im Kleinen immer weiter, damit am Ende etwas Großes entstehen kann. „Seitdem habe ich durch weitere Projekte über 200.000 Euro eingesammelt und gespendet.“ Das Geld geht hauptsächlich an die Deutsche Kinderhospizstiftung, die Clown Doktoren und die Deutsche Kinderkrebsstiftung. „Mir geht es gut und durch meine Spenden kann ich etwas zurückgeben“, sagt Mario Euker. Seine Initiative ist auf jeden Fall preiswürdig, deshalb herzlich willkommen im Bewerberkreis um den „#gemeinsammehrbewegen-Preis“ 2023!
So wird der #gemeinsammehrbewegen-Preis vergeben
Wir finden: Die Initiative Marios Herzlauf ist ein guter Kandidat für den mit 1000 Euro dotierten #gemeinsammehrbewegen-Preis, den der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) und laufen.de unterstützt von DATEV in diesem Jahr vergeben. Der Preis wird am 1. Dezember bei unserer großen Lauf-Gala in Bergisch-Gladbach verliehen, wo wir gemeinsam mit German Road Races, der Vereinigung der großen Laufveranstaltungen im deutschsprachigen Raum, auch die Läuferinnen und Läufer des Jahres ehren. Wer den Preis erhält, entscheidet jetzt die Community von laufen.de. Die Gewinner-Initiative wird zur Laufgala nach Bergisch-Gladbach eingeladen.
#gemeinsammehrbewegen: Die ganze Story von Marios Herzlauf
Irgendwie kennt das jeder: Man sitzt in trauter Runde beisammen und aus einer plötzlichen Laune heraus formuliert jemand eine verrückte Idee, an die man unter normalen Umständen niemals gedacht hätte. Aber jetzt ist es raus, jetzt müssen auch Taten folgen. Ganz ähnlich begann die Geschichte von Mario Euker. Bei einem Motivationsseminar seiner Firma erzählte der britische Extremläufer Jamie McDonald, wie er quer durch Kanada und die USA gelaufen war. Mario Euker drehte sich zu seinen Kollegen um und meinte trocken: „Das mache ich auch!“ Später an der Bar füllte er seinen Plan mit Leben. Einen Lauf quer durch Deutschland in Herzform wolle er absolvieren und dabei noch kräftig Spenden sammeln.
Seine sportliche Basis ist gut: Seit 2011 läuft er Marathon, später kommen noch Langdistanz-Triathlons hinzu. Er bereitet sich gewissenhaft auf sein Vorhaben vor. Aber ob er es wirklich schafft, jeden Tag rund 80 Kilometer zurückzulegen? Für jeden Kilometer in der Vorbereitung will er zehn Cent spenden, für jeden Kilometer während seines Laufs einen Euro. Schon bevor er überhaupt losläuft, hat er rund 5000 Euro an Spendengeldern beisammen. Er erzählt anderen von seinem Vorhaben. Viele sind begeistert und geben Geld. Der Sport 2000-Laden „Svens Laufshop“ in Marburg richtet einen virtuellen Marathon aus, dessen Anmeldegebühren gespendet werden. Es ist 2020 – die Corona-Pandemie bremst ihn aus. Er muss das Herzlauf-Projekt wegen der Auflagen auf Eis legen.
Immer unterwegs, um Spenden zu sammeln: Marios Herzlauf in Bildern
2021 überzeugen ihn Freunde und Verwandte, das Projekt erneut anzugehen: „Da gab es dann kein Zurück mehr“, sagt er, „die haben richtig Druck gemacht und mich fantastisch unterstützt.“ Seinen Plan, in einem Thule Chariot Babyjogger alles Nötige mitzunehmen und von Hotel zu Hotel zu laufen, muss er wegen der Corona-Bestimmungen verwerfen. Damit das Projekt nicht scheitert, tun sich Freunde und Verwandte zusammen und fahren ihn in einem Wohnwagen von Zielort zu Zielort, damit er darin übernachten kann. Oft wartet im Ziel schon ein warmes Essen auf ihn. Sportvereine, die sie in den Zielorten kontaktieren, erlauben ihnen, auf deren Vereinsgelände oder am Sportplatz oder Sportheim zu stehen. Sie bekommen Strom und eine heiße Dusche, die Unterstützung von allen Seiten ist riesig – und beflügelt Mario Euker.
Doch die anfängliche Euphorie verfliegt schnell. Nach zwei Tagen hat er ein dickes Knie. Das Schienbein ist entzündet, die Achillessehnen schmerzen. Nach rund zehn Tagen ist es unglaublich heiß. Irgendwann geht gar nichts mehr, er nimmt alles um sich herum nicht mehr richtig wahr. An Laufen ist nicht mehr zu denken. Abbrechen? Kommt nicht in Frage! Er legt einen Ruhetag ein und danach geht es tatsächlich weiter. Ein paar Tage später kämpft er noch einmal mit Muskelproblemen, aber auch die bekommt er in den Griff. „Und dann war es gut. Danach wurde es ein Genusslauf und es kamen keine Schmerzen mehr“, erzählt er.
Begegnungen als größter Antrieb
Sein größter Antrieb aber sind Begegnungen, die er unterwegs hat. Ein Junge, der einen Großteil seines Taschengeldes spendet. Eine 90-jährige Frau, die ihn an einer Ampel anspricht und dann spontan 20 Euro gibt. Geschäftspartner, die ein Stück mit ihm laufen und danach erzählen, sie hätten zusammengelegt und würden 4.700 Euro überweisen. „All das waren Situationen, wo mir immer mal wieder die Tränen in den Augen standen, und ich dachte, ich kann doch nicht aufhören, solange nichts reißt oder bricht in meinem Körper.“
Nichts reißt, nichts bricht und so läuft er letztlich 2.069 Kilometer und ist gut 295 Stunden unterwegs, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 8:36 Minuten pro Kilometer entspricht. An einem Tag legt er 86 Kilometer zurück. Durchschnittlich sind es knapp 70 Kilometer pro Tag. Wahnsinn! Aber sein Herzlauf war nur der Anfang. Bis heute sind viele kleine Herzläufe hinzugekommen. Und viele, die von seiner Initiative begeistert sind und ihn tatkräftig unterstützen. Ob lokales Kinder-Fußballturnier, ein kleiner Herzlauf über 73 Kilometer rund um Marburg, die Herzlauf-Challenge, bei der er über den Winter 2022/23 100 Läufe in 100 Tagen mit anderen Läufern und Läuferinnen absolvierte, wobei 3.000 Euro zusammengekommen sind, oder den „Backyard-Ultra“ Ende Oktober 2023 über 100 Kilometer – hier konnten wiederum 250 Euro verbucht werden. Und die nächste Herzlauf-Challenge 2023/24, bei der er über den Winter wiederum 100 Läufe in 100 Tage machen will, klopft bereits an die Tür.
Unterstützt wird Mario Euker auch durch seinen Arbeitgeber, ein amerikanisches Softwareunternehmen, das über die firmeneigene Foundation die Spendensummen verdoppelt oder manchmal sogar verdreifacht. „Über meine Firma bin ich früh mit der Spendenthematik in Berührung gekommen. Das Thema hat in den USA einen ganz anderen Stellenwert als bei uns“, berichtet er. Sieben Personen aus seinem Umfeld drängten ihn derzeit, doch endlich einen Verein, den Marios Herzlauf e.V., zu gründen. „Es wird ein Verein entstehen“, sagt er. Aber er brauche manchmal den Druck von außen, wie bei seinem Herzlauf 2021, als Freunde und Verwandte ihn zu seinem Glück förmlich zwingen mussten.
Durch das Laufen etwas Gutes tun und andere dadurch inspirieren, das treibt ihn an. Ganz nach dem Motto: Jeder Kilometer zählt! Über Strava sei eine weltweite Community entstanden, berichtet er, die sich gegenseitig zu immer neuen Aktionen antreibe. „Diese enge Bindung will ich nicht mehr missen. Ich sehe kein Ende. Wenn ich nicht mehr laufen kann, dann steige ich eben aufs Rad“, sagt er. Dann heißt es stattdessen: Er radelt und radelt und radelt – und spendet und spendet und spendet …