#gemeinsammehrbewegen-Preis
Preiswürdig (Teil 6): Die „Running Moms“ laufen fürs „Lächelwerk“ und Familien mit schwerkranken Kindern

| von Tom Rottenberg

Wir stellen Aktionen vor, die zeigen, wie Laufen das Leben verbessert. Dann entscheidest du mit, wer den „#gemeinsammehrbewegen-Preis“ erhält. Ein Kandidat: Die Running Moms.

Eileen Rogge-Khallouqi hat eigentlich genug zu tun: Die Frau aus Hamm (zwischen Dortmund und Münster) ist Mutter einer Teenager-Tochter ist und hat zwei Jobs, Nacht-Schwester in einer Notaufnahme auf der einen und Medikamenten-Administratorin eines mobilen Pflegedienstes auf der anderen Seite. Daneben findet sie aber auch noch Zeit fürs Laufen und um mit den Running Moms andere für den wohl gesündesten Sport der Welt zu motivieren sowie Spenden für den guten Zweck zu sammeln.

Laufen, sagt die 36-Jährige, sei da für sie genau das richtige Ventil. Begonnen habe sie, um Kilos loszuwerden, die sie ärgerten. Zunächst im Rahmen einer Challenge (die sie, das nur nebenbei, gewann). Aber dann, sagt sie, habe sie „beschlossen, dranzubleiben.“ Genauer gesagt: „Ich musste weiterlaufen, weil sich da - es war schon 2019 - die ‚Running Moms‘ schon gefunden hatten. Die konnte ich doch nicht einfach wieder verlassen!“ Heute, erzählt sie, laufe sie drei- bis viermal pro Woche. „Für meine Freiheit, meinen Kopf und meine Gesundheit“ sagt sie – und lässt beinahe unerwähnt, dass da noch etwas ist. Denn Eileen Rogge-Khallouqi und die „Running Moms“ laufen auch für andere. Mit ihrem Nikolauslauf etwa gerade für das „Lächelwerk“, ein Krebs- und Sozialprojekt in Schmallenberg im Sauerland, das sich um Familien mit schwerkranken Kindern kümmert.

So wird der #gemeinsammehrbewegen-Preis vergeben

Wir finden: Die Running Moms sind mit ihren Aktivitäten ein guter Kandidat für den mit 1000 Euro dotierten #gemeinsammehrbewegen-Preis, den der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) und laufen.de unterstützt von DATEV in diesem Jahr erstmals vergeben. Der Preis wird am 2. Dezember bei unserer großen Lauf-Gala in Trier vergeben, wo wir gemeinsam mit German Road Races, der Vereinigung der großen Laufveranstaltungen im deutschsprachigen Raum, auch die Läuferinnen und Läufer des Jahres ehren. Bis dahin stellen wir hier auf laufen.de Initiativen vor, die unsere Jury für preiswürdig hält.

Wer den Preis erhält, entscheidet die Community von laufen.de, nachdem alle Initiativen, die von unserer Jury ausgewählt wurden, vorgestellt worden sind. Die Gewinner-Initiative wird zur Laufgala nach Trier eingeladen.

#gemeinsammehrbewegen: Die ganze Story der Running Moms

Um zu helfen, sagt Eileen, brauche sie selbst aber keinen „echten“, eingetragenen, Verein. Da genüge es, sich mit ein paar anderen zusammenzuschließen. Etwa über das Internet. Als „Community oder Crew - oder wie immer man das nennen will“. Also so, wie es Eileen Rogge-Khallouqi vor etwas mehr als drei Jahren tat: Um sich mit anderen Läuferinnen auszutauschen und gegenseitig zu motivieren, gründete sie zu Beginn der Pandemie mit anderen laufenden Müttern die „Running Moms“. Was als kleines Online-Projekt auf Instagram begann, ist heute eine offene Community mit etlichen hundert Laufbegeisterten aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und Tschechien – und mittlerweile sogar Schweden. „Manche“, schmunzelt Eileen „sind nicht einmal Eltern oder Großeltern. Es sind auch ein paar Männer dabei. Aber die meisten Running Moms sind, was unser Name sagt: laufende Mütter.“

Sich einfach nur über und durch das Laufen auszutauschen, war den Running Moms aber von Anfang an zu wenig: Schon 2018, dem Gründungsjahr, belegten rund 100 „Moms“ mit insgesamt über 2000 Läufen, deren Kilometer von Sponsoren in Geld „übersetzt“ wurden, bei der Spendenlaufaktion „bewegunghilft.de" den ersten Platz. Im Jahr darauf wurde die mittlerweile auf über 200 Aktive angewachsene Community in Baden Württemberg mit dem von der DAK-Gesundheit ausgeschriebenen Preis „Gesichter für ein gesundes Miteinander“ ausgezeichnet – als Best-Practice-Beispiel für sozialen und gesellschaftlichen Einsatz. „Mit ihrem Engagement für Gesundheit, Respekt und Gemeinsinn werden sie zum Vorbild für andere“, hieß es bei der - virtuellen - Siegerinnenehrung.

Die Running Moms haben schon einige Preise gewonnen und über 20.000 Euro an Spenden gesammelt

Auch wenn sich das „Miteinander“ in coronabedingten Lockdown- und Social-Distancing-Zeiten auf virtuelle Gemeinschaftsaktivitäten beschränken musste, war das für die Running Moms kein Grund, nicht zu laufen – und Geld für Gutes zu sammeln: Über 20.000 Euro mit Läufen und Aktionen akquiriert zu haben, fühle sich für eine vergleichsweise kleine Initiative „natürlich gut an“, sagt Eileen Rogge-Khallouqi (auf dem Foto links). Sie gibt aber gerne zu, dass es bei einer Lauf-Community doch auch um etwas anderes gehe: Gemeinsames laufen nämlich. Tatsächlich und nicht nur virtuell zusammen.

Mit dem Ende der Kontaktbeschränkungen wurde das möglich: Die „Moms“ finden sich seither nicht nur in Hamm zu regelmäßigen Lauftreffs zusammen, sondern sind auch bei großen Läufen fix mit dabei. Am Streckenrand mit Fahnen und Transparenten – aber auch als Teilnehmerinnen. In Berlin sah man sie ebenso, wie in Münster oder – als Staffel – beim Mainova-Marathon in Frankfurt. Hamburg steht auch am Plan. Wichtig, betont Eileen, seien nicht Platzierungen oder Bestzeiten, „sondern das Gefühl, gemeinsam dabei zu sein: Da treffen sich Menschen, die einander seit zwei oder drei Jahren virtuell kennen - und umarmen einander, als wären wir seit ewig miteinander vertraut, eine Familie.“

Mit viel Engagement und Herzblut sympathische Initiativen unterstützen

Nicht zuletzt das habe sie ermutigt, nachzudenken, auch in der „echten Welt“ aktiver aufzutreten. Auch, weil man so noch besser helfen könne. Also doch ein Verein? Die „Running Mom“ lacht: „Darüber denken wir gerade nach.“ Momentan gehe es aber auch noch ohne: Um ihren ursprünglich als rein virtuellen Spendensammelbewerb geplanten „Nikolauslauf“ zwischen dem 3. und dem 6. Dezember am 6. 12. auch als „richtigen“ Gemeinschaftslauf in Hamm abhalten zu können, habe ihr „die Stadtverwaltung sehr geholfen.“ Dennoch, weiß Eileen, „müssen wir uns für die Zukunft wohl etwas überlegen, denn wir wollen Vereine wie das Lächelwerk natürlich weiter unterstützen.“

Und wieso gerade das Lächelwerk? Natürlich, sagt Eileen Rogge-Khallouqi, gäbe es etliche Initiativen und Vereine, die jede Form von Unterstützung verdienen würden. „Wir haben den Verein im Netz gefundenen und haben uns vor Ort angesehen, mit wieviel Engagement und Herzblut da einige Privatpersonen im Sauerland mittlerweile 126 kranke, sozial schwache Kinder und ihre Familien unterstützen. Wie sie Medikamente organisieren, wie sie auch an die Geschwisterkinder denken. Das ist so sympathisch, so eindrucksvoll, dass ich eine Gänsehaut bekomme, wenn ich nur davon rede. Wir haben schon einmal für sie gesammelt – und das war wunderschön. Und als wir den Lächelwerk-Organisatoren sagten, dass wir unseren Nikolauslauf ihnen widmen, hatten sie Tränen in den Augen. Nicht, dass es darum ginge – aber das motiviert uns dann gleich doppelt, die Werbetrommel zu rühren: Das ist der Grund, wieso wir uns hier beworben haben.“