R5K-Tour 2024: Von Dresden nach Berlin
Favoriten im Porträt: Jonas Kulgemeyer liebt auch beim schnellen Laufen das gemeinsame Erlebnis
Jonas Kulgemeyer geht als Gesamtführender bei der U23 in das nächste R5K-Rennen in Hamburg. Hier stellen wir den 19 Jahre alten Abiturienten vor, der sich besonders auf das Finale in Berlin freut.
Die dichten Baumreihen rund um den Rubbenbruchsee spiegeln sich klar auf der stillen Wasseroberfläche. In den frühen Morgenstunden geht es im sonst so beliebten Ausflugsziel in Osnabrück noch idyllisch zu. Nur eine Gruppe von drei Läufern sorgt für Bewegung. Einer von ihnen ist Jonas Kulgemeyer, Anwärter auf den Gesamtsieg bei der R5K-Tour 2024 in der Kategorie U23. Zusammen mit einer Freundin und seinem Cousin absolviert er auf seiner Lieblingsstrecke rund um das ruhige Gewässer einen Dauerlauf. Jonas trägt die kleine Musikbox und gibt sie hin und wieder weiter. Der Rhythmus pusht die drei. Die Kilometer fliegen nur so vorbei. Denn für den 19-Jährigen ist beim Laufen eine Sache besonders wichtig: Soziales Miteinander.
Jonas Kulgemeyer ist für jegliche Art von sportlicher Aktivität zu haben. „Im Sport-Leistungskurs haben wir alles Mögliche ausprobiert“, erzählt der Athlet vom Osnabrücker TB, „aber es gibt einfach keine Sportart, bei der man sich nach dem Training so gut fühlt wie beim Laufen. Es befreit, man kann Energie tanken und fühlt sich bereit für den Tag.“ Seit zehn Jahren läuft Jonas schon Wettkämpfe und konnte im Mai die U23-Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften in Wassenberg gewinnen. Die 10.000 Meter auf der Bahn lief er in 30:00,19 Minuten. Er liebt die Atmosphäre bei solchen Rennen: „Man wird total mitgenommen von den Zuschauern.“
Für die richtige Stimmung bei Events sorgt Jonas auch selbst gerne. Für den Osnabrücker TB macht er viel mehr als nur Laufen. „Ich betreue schon länger den Silvesterlauf, damit alles Technische läuft.“ An dieser Stelle muss der Osnabrücker ein wenig lachen. „Oder zumindest einigermaßen klappt.“ Außerdem pflegt Jonas die Internetseite des Vereins und koordiniert die zugehörigen Social-Media-Kanäle. Für das ganze Engagement wurde er vom OTB sogar schon zum sozialen Talent 2.0 gekürt. Die Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit. „In der Coronazeit haben mich die täglichen Zoom-Meetings mit meiner Trainingsgruppe echt am Leben gehalten“, berichtet der angehende Student „es hat gut getan einen festen Termin am Tag zu haben“. Mit verschiedenen Workouts und auch der ein oder anderen Plank-Challenge hat sich Jonas durch die Pandemie hinweg fit gehalten.
Als U23-Sieger von Hannover hat Jonas Kulgemeyer nach dem Rennen am Vortag des ADAC Marathons auch die Führung in der U23-Gesamtwertung übernommen, in der es um eine 1000-Euro-Siegprämie und hohe Trainingslagerzuschüsse geht. In Hannover war er in 15:20 Minuten zeitgleich mit U20-Sieger Tristan Kaufhold im Ziel.
Dieses Jahr hat er seine Schullaufbahn erfolgreich beendet. „Nach dem Lernen bin ich immer direkt zum Sport gefahren, so konnte ich den Stoff besser aufnehmen“, erzählt der Abiturient „trotzdem war es zwischenzeitlich grenzwertig, so viel für die Schule zu machen und jeden Tag zu trainieren. Ich musste am Ende ein bisschen in der Nachprüfung kämpfen.“ Neunmal pro Woche trainiert Jonas. Neben seinen Läufen integriert er auch Kräftigungseinheiten und Alternativtraining: „Der Mix macht es schön, ich experimentiere da gern.“ Dennoch kann sich das junge Talent eine Karriere als Profisportler kaum vorstellen. „Ich habe mich zum Semesterbeginn für Wirtschaftswissenschaften eingeschrieben“, erklärt Jonas zu seinen Zukunftsplänen „und das möchte ich in der Zukunft auch hauptberuflich machen.“ Zum bestandenen Abitur wurde aber natürlich in eine sportliche Belohnung investiert: Ein neues Fahrrad.
Für das Laufen und Fahrradfahren ist das Nachwachstalent also schon bestens ausgerüstet. Da ist es nicht mehr weit bis zum Triathlon, oder? „Ich und meine Freunde haben tatsächlich schon länger über diese Kombination nachgedacht“, verrät er. Nur das Schwimmen sei eine Hürde: „Es ist echt ein Trugschluss zu glauben, dass sich die Ausdauer direkt auf andere Sportarten überträgt. Gerade beim Schwimmen erschreckt man sich dann doch, wie schwer das eigentlich ist.“ Dennoch zeigt Jonas sich optimistisch, denn die Herausforderung macht auch Spaß.
Über die R5K-Tour für den Laufnachwuchs
Mit der R5K-Tour sucht Deutschland den schnellen Nachwuchs: Zur Serie gehören 2024 fünf Rennen über je fünf Kilometer in Dresden (24. März), Paderborn (30. März), Hannover (13. April), Hamburg (1. September) und am Ende das große Finale beim BMW BERLIN-MARATHON am 28. September in der Hauptstadt. In der Gesamtwertung geht es für junge Läuferinnen und Läufer in den Klassen U20 und U23 um Preisgelder, Trainingslager und vor allem ums regelmäßige Kräftemessen mit den Besten des Landes. Veranstaltet wird das Ganze von German Road Races (GRR) mit Unterstützung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). GRR ist als Vereinigung der großen Laufevents im deutschsprachigen Raum die Interessenvertretung für den Laufsport auf der Straße. Um in der Gesamtwertung vorn zu landen, reicht es nicht, einmal schnell zu sein. Mindestens drei Starts sind Pflicht. Einer davon muss beim Finale in Berlin sein. Am Ende gewinnt, wer in der Addition des Ergebnisses von Berlin mit den beiden schnellsten Zeiten bei den vorhergehenden R5K-Läufen die schnellste Zeit hat (2+1-Regel). Alle Infos, Ergebnisse und die Zwischenstände findest du auf r5k-tour.de.
Mit seiner Liebe zum Sport ist der Osnabrücker in seinem Umfeld nicht allein. Zum Beispiel radelte er letztes Jahr mit seinem Cousin einfach mal von Osnabrück nach Bremen und wieder zurück. Das waren über 230 Kilometer an einem Tag.
Auch das Laufen verbindet alle Familienmitglieder. Seine Eltern sind schon gemeinsam bei Marathons an den Start gegangen und auch seine drei Geschwister brennen alle für den Sport. Carolin und Johannes Kulgemeyer stärken ihrem Bruder während der Deutschen Meisterschaften in Braunschweig sogar den Rücken, indem sie bei einem Rahmenlauf mitmachen. Jonas 16-jährige Schwester nimmt auch an der R5K-Tour in der Kategorie U20 teil.
Auf die nächste Station der Tour, den BARMER Alsterlauf in Hamburg freut sich Jonas sehr: „Die Strecke ist angenehm und schnell, dort konnte ich letztes Jahr eine neue Bestzeit über fünf Kilometer aufstellen.“ Eine angepeilte Zeit hat der Osnabrücker nicht im Kopf, er möchte erstmal testen, wo er steht. Dem Finale in Berlin blickt er besonders gespannt entgegen, denn dort stimmt seiner Meinung nach vor allem die soziale Komponente: „Das Beste an der R5K-Serie ist, dass man vor so vielen jubelnden Zuschauern laufen kann. Die beflügeln die Leistung nochmal ganz anders.“