Adizero Road to Records
Agnes Ngetich läuft als erste Frau solo die zehn Kilometer unter 30 Minuten

| Text: Christian Ermert | Fotos: Adidas

Agnes Ngetich aus Kenia hat in Herzogenaurach mit 29:27 Minuten einen 10-km-Weltrekord für reine Frauenrennen aufgestellt. In einem sensationellen Männerrennen blieben vier unter 27 Minuten.

Ein Weltrekord, zwei globale U20-Bestmarken, zwei knapp verpasste Weltrekorde und ein sensationelles Zehn-Kilometer-Rennen, bei dem vier Läufer unter 27 Minuten blieben: Das ist die Bilanz der Adizero Road to Records, zu denen Adidas seine schnellsten Athletinnen und Athleten in die Zentrale in Herzogenaurach eingeladen hatte. Auf einer 1286,5 Meter langen Runde am und auf dem Adidas-Gelände wurden über eine Meile, fünf und zehn Kilometer die Straßenlaufbestmarken gejagt.

Am erfolgreichsten war dabei die Kenianerin Agnes Ngetich, die bereits zuvor im Besitz des Zehn-Kilometer-Weltrekords für gemischte Rennen war. Nachdem sie sich diese Bestmarke im Windschatten der schnellen Männer Anfang 2024 in Valencia mit 28:46 Minuten geholt hatte, durchbrach sie jetzt als erste die 30-Minuten-Barriere in einem reinen Frauenrennen. Über den Großteil der Distanz lief die 24-Jährige allein an der Spitze und unterbot den alten Rekord in 29:27 Minuten um mehr als 30 Sekunden.

Die alte Bestmarke war ebenfalls bei Road to Records in Herzogenaurach aufgestellt worden: Im September 2021 war Agnes Tirop 30:01 gelaufen. Wenige Wochen später wurde die damals 25-Jährige mit mehreren Stichverletzungen tot in ihrer Wohnung im kenianischen Iten gefunden. Ihr Ehemann wurde als Tatverdächtiger festgenommen, kam aber Ende 2023 gegen Kaution frei, um das Urteil abzuwarten.

Agnes Ngetich widmet den Weltrekord der getöteten Agnes Tirop

Agnes Ngetich widmete ihren Weltrekord deshalb der verstorbenen Top-Läuferin: „Wir vermissen sie. Das ist alles immer noch so emotional“, sagte sie nach dem Lauf, mit dem sie nachholte, was sie vor einem Jahr bei Road to Records verpasst hatte. Damals war sie in 30:03 Minuten zwei Sekunden über der Marke von Agnes Tirop geblieben. „Ich bin sehr glücklich, es jetzt geschafft zu haben. Vor dem Rennen habe ich kaum erwartet, diesmal unter dem Weltrekord zu bleiben. Aber als ich gemerkt habe, dass ich auf den ersten fünf Kilometern auf Kurs war, habe ich gedacht: Okay, jetzt versuchst du es weiter, auch wenn es nie leicht ist, ganz allein von vorn zu laufen.“ Nachdem sie 2024 Olympia in Paris verpasst hat, peilt sie jetzt die Leichtathletik-Weltmeisterschaften an. In Tokio will sie im September mindestens eine Medaille gewinnen. Das Potenzial dazu hat sie sicher über 5000 und 10.000 Meter.

Sensationelles Zehn-Kilometer-Rennen: Vier Männer unter 27 Minuten!

Außer dem Zehn-Kilometer-Weltrekord für reine Frauenrennen gab es in Herzogenaurach noch zwei U20-Weltrekorde über die Straßenmeile: Die Äthiopierin Hawi Abera Kumsa lief die 1609,34 Meter in 4:27 Minuten und der Kenianer Phanuel Kipkosgei in 3:56 Minuten. Bei den Männern verpasste es Emmanuel Wanyomi ganz knapp, sich den Weltrekord über eine Meile zurückzuholen, den er vor einem Jahr in Herzogenaurach mit 3:54,6 Minuten gelaufen war und den er dann im September 2024 bei der Düsseldorfer Kö-Meile an Elliot Giles verloren hatte: In 3:52,45 blieb der Kenianer knapp über den 3:51,3 des Briten. Auch über fünf Kilometer der Männer wurde der Weltrekord nur knapp verfehlt: Sieger Yomif Kejelcha aus Äthiopien blieb in 12:54 Minuten knapp über den 12:49 Minuten, die sein Landsmann Berihu Aregawi 2021 in Barcelona gelaufen war.

Mit Marathon-Ass Sebastian Hendel (SCC Berlin) und Hindernis-Olympiastarter Velten Schneider (VfL Sindelfingen) waren auch zwei deutsche Top-Läufer am Start. Auf den eher ungewohnten zehn (Hendel) und fünf (Schneider) Kilometern mussten die beiden die Dominanz der Läufer aus Ostafrika anerkennen. Sebastian Hendel, der zuletzt beim Berlin-Marathon im September 2024 mit 2:07:33 Stunden bester Deutscher war, wurde nach einem krankheitsbedingt schwierigen Trainingswinter mit 29:33 Minuten 21. in einem superschnellen Rennen. Mit Birhanu Balew (Bahrain), dem Berliner Halbmarathonsieger 2025 Gemechu Dida (Äthiopien), Rodrigue Kwizera (Burundi/alle 26:54 min) und Nicholas Kipkoriri (Kenia/25:56 min) blieben vier Athleten unter 27 Minuten. Nach diesem Rennen haben vier der acht schnellsten Läufer weltweit überhaupt ihre Bestzeit an diesem 26. April in Herzogenaurach aufgestellt. Balew, Dida und Kwizera teilen sich den dritten Platz in der ewigen Weltbestenliste. Birhanu Balew und Rodrigue Kwizera stellten jeweils einen Landesrekord für Bahrain und Burundi auf.

Velten Schneider, der sich 2024 auf 8:20,94 Minuten über 3000 Meter Hindernis gesteigert und damit die Qualifikation für Olympia in Paris geschafft hatte, lief in 14:06 Minuten auf Platz 19 über fünf Kilometer. Nach den Eliterennen hatten circa 2000 Adidas-Mitarbeitende und andere Hobbyläuferinnen und -läufer die Möglichkeit fünf Kilometer rund ums Adidas-Hauptquartier in Herzogenaurach zu laufen.