Leichtathletik-WM in Budapest
Sifan Hassan stürzt und verpasst den Titel über 10.000 Meter − Alle Medaillen an Äthiopien
Sifan Hassan ist in Budapest angetreten, um dreimal Gold holen. Zum Auftakt war sie über 10.000 Meter bis wenige Meter vor dem Ziel auf Kurs – doch dann stürzte sie und verpasste die Medaille.
Gudaf Tsegay ist die neue Weltmeisterin über 10.000 m. Am Eröffnungstag der globalen Titelkämpfe in Budapest gewann die Äthiopierin das Rennen in 31:27,18 Minuten vor ihren Landsfrauen Letesenbet Gidey (31:28,16) und Ejgayehu Taye (31:28,31). Auf den Plätzen vier und fünf folgten Irine Kimais (Kenia/31:32,19) und Alicia Monson (USA/31:32,29). Während die Äthiopierinnen bei der ersten Lauf-Entscheidung dieser Titelkämpfe einen Dreifach-Triumph bejubelten, blieb ihre frühere Landsfrau Sifan Hassan im wahrsten Sinne auf der Strecke. Die Holländerin stürzte im Kampf um die Goldmedaille offenbar ohne Einwirkung ihrer Konkurrentin rund 50 Meter vor dem Ziel und lief schließlich als Elfte nach 31:53,35 ins Ziel.
In einem lange langsamen Rennen hielt sich Hassan zurück, ehe sie sich kurz vor Ende des Rennens an die Spitze setzte. Wenige Meter vor dem Ziel war sie in Führung, ehe es zum Kontakt mit Gudaf Tsegay kam. Hassan stürzte, schlug hart auf und blutete am Ellenbogen. Auf den Fernsehbildern war schwer zu erkennen, warum Hassan stürzte. Im ZDF sagte sie: „Ich wurde von der Äthiopierin geschubst, deshalb bin ich gestürzt.“ Allerdings war auf den Fernsehbildern kein Schubsen zu erkennen und Gudaf Tsegay wird als Siegerin geehrt. Auch Hassan gratulierte Tsegay nach dem Rennen und sagte dann im ZDF: „So ist der Sport.“
Damit platzte schon zum Auftakt der Traum der 10.000-m-Olympiasiegerin, bei dieser WM drei Medaillen zu gewinnen. Sifan Hassan hatte sich überraschend entschieden nicht über zwei Distanzen anzutreten sondern über drei: 1.500 m, 5.000 m und 10.000 m. Und das, obwohl sie in sieben Wochen beim Chicago-Marathon starten will. Bei den Olympischen Spielen 2021 hatte sie jeweils Gold über 5.000 und 10.000 m sowie Bronze über 1.500 m gewonnen.
Lange Zeit verlief dieses Finale über 25 Runden ereignislos und mit einem sehr gemächlichen Tempo. Nach 16:23,55 Minuten hatte die Spitze der langgezogenen Gruppe die 5.000-m-Marke erreicht. Auch in der Folge passierte zunächst wenig in diesem Finale, das ohne deutsche Beteiligung stattfand. Sifan Hassan hielt sich dabei über weite Strecken am Ende der größeren Spitzengruppe auf. Auf dem letzten Kilometer schob sich die Holländerin dann weiter nach vorne und eingangs der letzten Runde war sie bereits dicht hinter der Spitze auf Position sechs. Die Weltrekordlerin Letesenbet Gidey (29:01,03) ging nun nach vorne, doch auf der Gegengeraden kam Sifan Hassan von hinten und 200 Meter vor dem Ziel hatte sie die Führung übernommen.
Es schien als würde die Holländerin den WM-Titel gewinnen, doch dann kam die 5.000-m-Weltmeisterin von 2022, Gudaf Tsegay, und verkürzte den Abstand immer mehr. Rund 50 Meter vor dem Ziel sah es so aus als würde sich Tsegay an Hassan noch vorbeischieben. Die Holländerin versuchte daraufhin alles, doch die Beine hielten nicht mehr mit, sie kam ins Straucheln und stürzte. Gudaf Tsegay triumphierte, nachdem sie die letzten 1.000 m in knapp unter 2:47 Minuten gelaufen war.
„Das war ein erstaunliches Finish“, sagte Gudaf Tsegay, die erst ihr drittes 10.000-m-Rennen gelaufen war. „Es ist keine Strecke über die ich viel Erfahrung habe. Deswegen war es nicht leicht, hier zu gewinnen“, erklärte die 26-Jährige, während Sifan Hassan später die Niederlage akzeptierte: „Ich lächle, aber das fällt mir sehr schwer. Ich bin sehr enttäuscht. Das ist Sport, solche Dinge passieren. Ich hatte einen schlechten Moment.“
Deutsche Läufer trotz solider Leistungen ausgeschieden
Für die beiden deutschen Läufer, die am ersten WM-Tag ins Geschehen eingriffen, war im jeweiligen Vorlauf Endstation: Trotz guter Leistungen schafften es Amos Bartelsmeyer (Eintracht Frankfurt; 1.500 m) und Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898; 3.000 m Hindernis) nicht in die nächste Runde. Der Frankfurter wurde in seinem Vorlauf in 3:35,44 Minuten, nur rund eine Sekunde über Bestzeit, Siebter. Karl Bebendorf rannte in seinem Hindernis-Vorlauf mit 8:22,33 Minuten die drittschnellste Zeit seiner Karriere. Zum fünften Platz, der ihm ein großes Q und damit den Platz im Finale eingebracht hätte, fehlten jedoch zwei Sekunden.