Silvesterläufe
Fast alles fällt aus, aber Trier läuft für Angehörige der Amokfahrt-Opfer
An Silvester wird für die Hinterbliebenen der Opfer der Amokfahrt von Trier gelaufen. Am Start: Top-Läufer wie der deutsche Marathonrekordler Amanal Petros und Hindernis-Europameisterin Gesa Krause.
Während zum Abschluss des Corona-Jahres 2020 fast alle traditionellen Silvesterläufe ausfallen müssen, wird auf Initiative des Trierer Silvesterlaufvereins am letzten Tag des Jahres für die Angehörige der Opfer der Amokfahrt von Trier gelaufen. Am 1. Dezember war ein 51 Jahre alter Amokfahrer mit seinem Sportgeländewagen durch die Trierer Fußgängerzone gerast und hatte fünf Menschen getötet sowie mindestens 24 weitere Menschen verletzt, sechs von ihnen schwer.
Am 31. Dezember werden vom Verein eingeladene regionale, nationale und internationale Spitzensportler bei einem virtuellen Rennen starten. Dabei sollen sie die offizielle Gedenk-Startnummer tragen und ihren Lauf auf einem Foto oder Video dokumentieren und dieses mit ihrer Laufzeit über die sozialen Netzwerke posten. Für jeden teilnehmenden Athleten wird der Verein 20 Euro spenden. Insgesamt wurde die Mindestspendensumme unabhängig von der Zahl der startenden Athleten auf 2.000 Euro festgelegt.
Europameisterin Gesa Krause startet beim Spendenlauf ihres Vereins
Ihren Start zugesagt haben bereits unter anderem 3.000-Meter-Hindernis-Europameisterin Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier), die Marathon-Läufer Amanal Petros (TV Wattenscheid 01) und Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) sowie die ehemaligen Top-Athleten Jan Fitschen und Sabrina Mockenhaupt-Gregor. Die Sportler sollen das virtuelle Rennen auf einer frei gewählten Strecke (oder auf dem Laufband) über die traditionellen Trierer Silvesterlauf-Distanzen von acht Kilometern (Männer) und fünf Kilometern (Frauen) absolvieren.
„Wir haben lange überlegt, wie der Silvesterlauf als Eliterennen unter Corona-Bedingungen hätte stattfinden können. Ende November wurde klar, dass wir ihn angesichts der Entwicklung der Pandemie ganz absagen müssen“, erklärt Berthold Mertes vom Veranstalter Trierer Silvesterlauf e.V., „am 1. Dezember, als wir die Absage bekannt machen wollten, hat dann die fürchterliche Amokfahrt – zum Teil auch auf der Silvesterlaufstrecke – die Stadt ins Mark getroffen. Ganz Trier ist seither in einer Schockstarre. Die mitfühlende Resonanz aus der ganzen Welt hat uns tief bewegt und auch veranlasst, den Silvesterlauf als virtuellen Spendenlauf für Top-Athleten zu veranstalten.“
So wird der Silvesterlauf von Bozen in Südtirol das einzige spitzensportlich relevanten Rennen im deutschsprachigen Raum sein, das am 31. Dezember als echter Wettkampf stattfindet. In Bozen wird es ein reines Eliterennen auf einem abgesperrten Kurs abseits der Innenstadt geben. Der Lauf in Südtirol war in den letzten Jahrzehnten oftmals das am hochkarätigsten besetzte Rennen weltweit zu Silvester. Dies dürfte wohl auch dieses Jahr so sein. Für die breite Masse der Läufer fällt der „Boclassic“ jedoch ebenso aus wie für die Zuschauer, die das Rennen allerdings im italienischen Fernsehen verfolgen können.
In Deutschland wurden in den vergangenen Wochen neben dem Trierer Silvesterlauf unter anderem die Rennen in Bietigheim sowie der Lauf von Werl nach Soest abgesagt, der mit zuletzt rund 5.500 Teilnehmern der größte deutsche Silvesterlauf war. Auch geplante Läufe in Hannover und Berlin können nicht stattfinden. Einige Veranstalter bieten virtuelle Rennen an, bei denen in der Regel jeder Läufer zu Hause die entsprechende Strecke läuft und seine Laufzeit dann dem Veranstalter mitteilt, so dass eine „Ergebnisliste“ erstellt werden kann.
Auch der zuletzt immer wieder sehr hochklassig besetzte Silvesterlauf im österreichischen Peuerbach findet in diesem Jahr nicht statt. „Die Entscheidung ist uns wirklich schwer gefallen. Es tut uns weh, den Silvesterlauf nach 39 Jahren in Folge heuer nicht durchführen zu können“, sagte Hubert Lang, der Chef des Organisationskomitees. „Es ist aber klar geworden, dass die Entwicklung nicht mehr planbar und kalkulierbar ist. Es sind einfach zu viele Fragezeichen aufgetaucht.“