Laufschuh-Trends
„Stabilitätsschuhe haben absolut ihre Berechtigung“
Vor einigen Jahren waren stabile Laufschuhe sehr gefragt. Dann kehrte sich der Trend. Warum Schuhe, die das Einknicken des Fußes nach innen verhindern sollen, immer noch eine wichtige Rolle spielen.
Einer der meistverkauften Laufschuhe aller Zeiten ist der Asics Gel-Kayano. Vor fast 30 Jahren wurde der Schuh entwickelt. Der Designer Toshikazu Kayano sollte mit seinem Team 1992 den besten Laufschuh aller Zeiten entwerfen. Nicht mehr und nicht weniger. Komfortabel sollte er sein, Sicherheit bieten und ein ganz besonderes Laufgefühl vermitteln.
Beste Materialien und neueste Forschungserkenntnisse kamen zum Einsatz. Der Schuh trug den Namen seines Entwicklers. Die Erfolgsgeschichte nahm kein Ende. Denn nicht nur der erste Kayano war ein voller Erfolg. Bis heute setzt der Gel-Kayano Maßstäbe bei gestützten und komfortablen Laufschuhen. Weit mehr als 40 Millionen Modelle wurden seit der ersten Ausgabe verkauft.
Das spricht nicht nur für den Gel-Kayano, den es mittlerweile in der 28. Auflage gibt. Es spricht auch für die Kategorie der Stabilschuhe. Millionen von Freizeitläufern vertrauen Schuhen, die nicht um jeden Preis auf Leichtigkeit getrimmt werden, sondern die beim Laufen ein gutes und sicheres Gefühl vermitteln.
In den vergangenen zehn Jahren wurden immer mehr neutrale Schuhe verkauft. Also solche, die in die Abrollbewegung weniger eingreifen als stabile Laufschuhe, die über eine Technologie verfügen, die beim Abrollen etwas „Support“ bieten. So wie der Asics Gel-Kayano.
„Produkte nach Kaizen-Prinzip weiterentwickeln“
„Wir haben seit unseren ersten Schuh-Entwicklungen jahrelange Erfahrungen gesammelt und Asics arbeitet nach dem Kaizen-Prinzip – unsere Produkte werden ständig weiterentwickelt und verbessert“, sagt Ralf Schön, Senior Merchandising Manager bei Asics. Das sieht man auch dem Gel-Kayano 28 an, der mit dem Ur-Kayano aus dem Jahr 1993 kaum mehr Ähnlichkeiten hat.
„Die Weiterentwicklung über drei Jahrzehnte wurde immer wissenschaftlich begleitet. Mithilfe von bestimmten Tests wird das subjektiv Gefühlte in objektive Testkriterien eingeordnet. So entsteht über Jahrzehnte ein hohes Level unserer Produkte.“
Trotz zahlreicher wissenschaftlicher Studien bleibt immer noch ungeklärt, wie ein Schuh beschaffen sein muss, um Verletzungen vermeiden zu können. Vor über einem Jahrzehnt wurde das Natural Running gepriesen – ohne Erfolg. Dann sollten immer softere Schäume die Lösung sein. Bewiesen ist das alles nicht. Zu individuell sind die Anforderungen der Läuferinnen und Läufer – und zu unterschiedlich sind Beschaffenheit von Füßen, Beinachsen und Laufstile.
„Konzepte der gestützten Schuhe werden feiner“
„Dass es so viele unterschiedliche Modelle gibt, hat eben seine Berechtigung“, sagt Schön. Er arbeitet seit mehr als 30 Jahren in der Branche und hat viele Trends kommen und gehen sehen. „Wir sind komplett davon überzeugt, dass Stabilitätsschuhe absolut ihre Berechtigung haben – vor allem, weil es Läufer gibt, die mit solchen Schuhen besser zurechtkommen und dadurch weniger Verletzungen oder Überlastungssymptome haben. Es gibt in der Wissenschaft keinen eindeutigen Konsens darüber, für welchen Läufertyp Stabilitätsschuhe notwendig und wirksam sind, doch die erfahrenen Laufspezialisten können mithilfe einer Laufbandanalyse jeden Kunden subjektiv zum passenden Schuh beraten“, sagt Schön.
Eines hat sich aber geändert. Die Konzepte der gestützten Schuhe werden feiner und sind nicht mehr so ausgeprägt wie vor zehn Jahren. Die klassische zweite Härte ist meist nicht mehr so stark erkennbar und die Stabilitätsschuhe nähern sich immer mehr den Neutralschuhen an.
Die zweite Härte ist bei vielen Schuhen noch vorhanden, weil vor allem schwere Läufer neben der Dämpfung mehr Härte brauchen, damit der Schuh nicht nachgibt und der Läufer zu sehr nach innen knickt.
Stabilität dank 3D-Technologie
„Wir gehen mittlerweile einen Schritt weiter. Die sogenannten 3D-Space-Konstruktion sorgt in unseren stabilen Schuhen für die entsprechende Fußführung. Indem man per 3D-Technologie Wabenstrukturen an den Stellen, an denen ein hoher Druck beim Laufen entsteht, in die Sohle einbaut, kann man einer Überpronation entgegengewirken.“
Die Schuhsohle ist längst kein kompaktes Stück Schaumstoff mehr, sondern 3D-gestaltet mit ausgesparten, weniger harten Bereichen. Dieses Verfahren wird auch beim aktuellen Kayano- und angewendet.
„Diese neue Struktur ist auf den ersten Blick kaum erkennbar, für den Kunden wird es schwieriger, einen Stabilschuh auf den ersten Blick zu erkennen“, so Schön, der selbst den Marathon vor 25 Jahren in 2:27:06 Stunden absolviert hat, „aber wenn man den Schuh trägt, fühlt man den Unterschied.
Neue Projekte für das Kayano-Jubiläum
Asics hat für Ende 2022 ein neues Meta-Projekt aufgesetzt, welches den Stabilitätsschuh nochmal auf ein ganz anderes Niveau hieven soll. „Dieses Projekt zeigt, wie ernst wir dieses Thema der Weiterentwicklung nehmen und dass wir es auch weiter verfeinern werden.“ Auf die Konsumenten wartet ein kompakterer Schuh, der auch für schwerere Läufer geeignet ist. Er soll die Körperspannung unterstützen und den Laufstil stabilisieren.
„Im Moment sieht man viele Schuhe mit hohem ,Step-In-Komfort‘, aber nach einigen gelaufenen Kilometern verlieren sie schnell ihren Komfort und sind weniger unterstützend. Das wollen wir verhindern. Die Erkenntnisse aus dem Meta-Projekt 2022 werden wir sukzessive in den Gel-Kayano und andere Modelle wie den GT-2000 übertragen. Das Ziel: ein extrem leichter Stabilitätsschuh mit „Zero Gravity“.
Braucht es mehr Carbon im Schuh?
Der Mega-Trend 2021 heißt Carbon im Schuh. Ralf Schön weiß: „Bei den Top-Schuhen kommt Performance weniger vom Carbon, sondern eher vom Mittelsohlenmaterial. Die größten Fortschritte haben wir und andere Hersteller in der Mittelsohlentechnologie gemacht, vor allem beim Materialeinsatz und den Herstellungsverfahren.“
Eine Carbonplatte sei in diesen Schuhen vor allem für die integrale Stabilität wichtig. „Wenn die nicht eingebaut ist, ist der Schuh viel zu weich. Ein Stabilitätsvorteil wird es ohne Carbon nicht geben, da es dieses stabilisierende Material braucht, um durch Energiewiedergabe noch mehr Vortriebskraft zu erzeugen. „Mit dieser Technologie entstehen dann Bestzeiten, das hat auch der deutsche Top-Marathonläufer Richard Ringer im Asics Metaspeed mit seiner Zeit von 2:08:49 Stunden bewiesen.“