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Leichtathletik-WM in Budapest
WM-Marathon: Victor Kiplangat holt Gold für Uganda − Starke Rennen von Welday und Motschmann

| von Jörg Wenig

Bei der Leichtathletik-WM in Budapest hat Victor Kiplangat aus Uganda den Marathon gewonnen. Nur zweieinhalb Minuten langsamer als der Weltmeister war in einem Hitzerennen der Deutsche Haftom Welday.

Victor Kiplangat ist der neue Marathon-Weltmeister. Der Läufer aus Uganda gewann das Hitze-Rennen in Budapest bei Temperaturen zwischen 22 und 28 Grad im Schatten in 2:08:53 Stunden. Damit hatte der 23-Jährige am Ende einen deutlichen Vorsprung vor Maru Teferi (Israel), der trotz eines Sturzes noch auf Rang zwei in 2:09:12 lief. Der Vize-Europameister ist nun auch Vize-Weltmeister. Dritter wurde der Äthiopier Leul Gebresilase in 2:09:19. Überraschend erreichte Tebello Ramakongoana Rang vier. Der Athlet aus Lesotho lief als einziger im Feld sogar eine persönliche Bestzeit und steigerte sich um 13 Sekunden auf 2:09:57. Fünfter wurde Stephen Kissa (Uganda) in  2:10:22 Stunden, nachdem auch er gut zehn Kilometer vor dem Ziel gestürzt war.

Einen sehr guten 15. Platz erreichte Haftom Welday (Hamburger Laufladen), der im Schlussteil des Rennens noch etliche Plätze gutmachte und nach 2:11:25 ins Ziel lief. „Ich bin sehr zufrieden, es war ganz gut. Die Vorbereitung ist nicht so gut gelaufen, ich habe viele Probleme gehabt und bin dankbar, dass ich es hinter mir habe. Ich habe auch jetzt Schmerzen im Oberschenkel. Aber die Motivation war groß“, sagte Haftom Welday, der nun im Spätherbst oder Winter sicherlich versuchen wird, die Olympia-Norm von 2:08:10 so deutlich zu unterbieten, dass er sich für einen der maximal drei deutschen Startplätze für Paris 2024 qualifiziert.

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Haftom Welday gelingt bestes deutsches Ergebnis bei einem WM-Marathon seit 1995

38 Läufer waren am Start, die schnellere Bestzeiten hatten als Haftom Welday (2:09:40). Dabei gelang es dem 33-Jährigen dieses Mal im Gegensatz zu seinem vorherigen Marathon in Hamburg trotz der Hitze ein gleichmäßigeres Tempo durchzuhalten und einen Einbruch zu vermeiden. Als die 31-köpfige Spitzengruppe die Halbmarathonmarke nach 65:02 Minuten erreicht hatte, war der aus Eritrea stammende Läufer am Ende der Gruppe noch dabei. Dann forcierte der Italiener Yohannes Chiappinelli bei 25 km an der Spitze etwas das Tempo und Haftom Welday konnte den Anschluss nicht mehr halten. Während er Zeit auf die Spitzengruppe verlor, machte er in der Folge aber trotzdem Plätze gut. Bei Kilometer 30 lag Haftom Welday noch auf Rang 24, nach 35 km lief er auf Platz 21.

Am Ende hatte er sich bis auf Platz 15 nach vorne geschoben und war damit fünftbester Europäer bei der WM. Das ist das beste Resultat eines deutschen Marathonläufers bei einer WM seit dem 14. Platz von Konrad Dobler 1995 in Göteborg. Bei der WM 2009 in Berlin war André Pollmächer auf Rang 18 gelaufen. Danach waren allerdings bei den meisten Weltmeisterschaften gar keine deutschen Marathonläufer am Start.

 

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Auch Johannes Motschmann zeigt bei Hitze eine starke Leistung

Gut hielt sich in der Budapester Hitze und bei hoher Luftfeuchtigkeit auch Johannes Motschmann (SCC Berlin), der Platz 26 in 2:14:19 belegte. Nur 60 von 84 gestarteten Läufern erreichten am Schlusstag der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest das Ziel. Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) hatte aufgrund von einem Problem an der Ferse kurzfristig auf seinen Start verzichten müssen.

Auch Johannes Motschmann peilt einen Start bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris an. In Budapest hielt sich der Berliner in der Hitze und bei hoher Luftfeuchtigkeit ebenfalls gut. Er hatte sich frühzeitig etwas weiter hinten im Feld einsortiert und erreichte die Halbmarathon-Marke nach 66:37 Minuten auf Rang 57. Johannes Motschmann konnte sein Tempo in der zweiten Hälfte fast halten, lief noch bis auf Platz 26 nach vorne und war nach 2:14:19 im Ziel am Heldenplatz.

„Ich habe meine eigenen Erwartungen übertroffen. Ich wollte einen Platz in der ersten Hälfte des Feldes erreichen“, sagte Johannes Motschmann. „Ich habe schon im letzten Jahr bei der EM in München ganz gute Erfahrungen mit der Renntaktik gemacht, da bin ich ähnlich gelaufen und konnte mich hinten heraus von der Platzierung her steigern. Das ist auch hier aufgegangen.“

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Victor Kiplangat erfüllt sich mit 23 Jahren seinen Lebenstraum

Der erst 23-jährige Victor Kiplangat setzte bei der WM seine starke Entwicklung fort und triumphierte ein Jahr vor den Olympischen Spielen auch bei seinem zweiten großen Meisterschafts-Marathon: 2022 hatte er den Commonwealth Games-Marathon in Birmingham gewonnen, nachdem er im November 2021 bei seinem Debüt beim Istanbul-Marathon ebenfalls zum Sieg gelaufen war. Bei der Leichtathletik-WM fehlten allerdings einige der derzeit schnellsten Marathonläufer der Welt.

Lange Zeit hatte sich Victor Kiplangat in der Spitzengruppe zurück gehalten. Als er dann im Bereich der 30-km-Marke das Tempo forcierte und die Führung mit einem schnellen Kilometer von 2:54 Minuten übernahm, fiel die 20-köpfige erste Gruppe nach und nach auseinander. Zehn Kilometer vor dem Ziel konnten nur noch der Titelverteidiger Tamirat Tola und sein äthiopischer Landsmann Leul Gebresilase mit Victor Kiplangat Schritt halten. Tola war dann der nächste, der nach 34 km nicht mehr mitlaufen konnte. Sichtlich entkräftet fiel er nach und nach immer weiter zurück und gab schließlich rund vier Kilometer vor dem Ziel auf. Zu diesem Zeitpunkt hatte ihn der von hinten kommende Maru Teferi bereits überholt, so dass er auch keine Medaillenchance mehr hatte. Zuvor war auch schon der Olympia-Zweite Abdi Nageeye (Niederlande) aus dem Rennen gegangen. Während sich an der Spitze Victor Kiplangat rund vier Kilometer vor dem Ziel entscheidend von Leul Gebresilase absetzen konnte, wurde der Äthiopier auf den letzten Metern noch von Maru Teferi überholt.

„Weltmeister zu werden, das war mein Traum. Nachdem ich vor einem Jahr bei den Commonwealth Games gewonnen hatte, habe ich mir gesagt: Jetzt muss ich auch Weltmeister werden. Hoffentlich werde ich nun auch im nächsten Jahr Olympiasieger“, sagte Victor Kiplangat, der der zweite Marathon-Weltmeister aus Uganda nach Stephen Kiprotich (2013) wurde. Kiprotich hatte 2012 in London überraschend auch die olympische Marathon-Goldmedaille gewonnen. „Es war ein hartes Rennen in der Hitze, aber ich war gut auf dieses Wetter vorbereitet. Ich fühlte mich gut und stark nach 30 Kilometern. Deswegen habe ich dann das Tempo forciert.“