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Trainingstipp
Bahnoval statt GPS

Hier schreibt unser Experte Andreas Butz, wie du auf der Bahn ein perfektes Tempogefühl bekommst, ohne ständig auf eine GPS-Uhr angewiesen zu sein.

Die Wahrheit liegt auf‘m Platz. Und was für Fußballer das Rasen- oder Aschenviereck, ist für uns Läufer das Oval drumrum. Hier liest du, warum das Training auf der Bahn oft besser ist als das Laufen mit GPS-Uhr.

„Zatopek bezog seine neue Stube, blickte aus dem Fenster, sah eine Aschenbahn und lächelte. Und die Aschenbahn lächelte zurück.“

So ähnlich hat es Jean Echenoz in seinem schönen Roman „Laufen“ beschrieben. Die tschechische Lauflegende Emil Zátopek und Aschenbahn, das passt, das gehört zusammen. Klar, wer eine der meistens „Tartanbahn“ genannten Kunststoffbahnen nutzen kann, der zieht diese meist einer Aschenbahn vor. Das Laufen gelingt hier runder, der Belag ist ebener, und bei fast jedem Wetter findet man auf Kunststoffbahnen gute Verhältnisse vor. Aber braucht man überhaupt noch 400-Meter-Bahnen für das Tempotraining? Schließlich gibt es kaum noch Läufer die ohne GPS-Uhr unterwegs sind. Und diese zeigen präzise Distanz und Tempo an.

Trotzdem: Leichtathletikbahnen sind zuverlässig 400 Meter lang. Und 400 Meter sind wirklich 400 Meter, auch wenn die GPS-Uhr nur 380 Meter anzeigt. Denn beim kontinuierlichen Rundenlaufen kommt es zu Messungenauigkeiten. Wenn zwischen zwei Messsignalen eine Kurve gelaufen wird, dann misst die Uhr den direkten Abstand zwischen den zwei Messpunkten. So werden aus in Wirklichkeit 30 Metern auch mal 28 Meter und dies summiert sich auf ovalen Bahnen zu den manchmal festgestellten Messdifferenzen von 10 bis 20 Metern.

Deshalb ist es besser, auf der Bahn ohne GPS-Messung zu trainieren. Das schult das Tempogefühl, das viele Hobbyläufer verloren haben, weil sie permanent auf ihre Sportuhren schauen. Sie wollen sich rückversichern, dass ihr Tempo passt. Laufen mal langsamer, mal schneller, oft unrund. Geschulte Leichtathleten oder Profi-Läufer machen dies nicht. Diese verfügen über ein Top-Körpergefühl. Ohne auf die Uhr zu gucken, können diese über Strecken von 400 bis 1000 Metern auf die Sekunde genau ihre Zeit laufen. Geschult durch regelmäßiges Bahntraining.

Und das geht so: Sollte die Aufgabe sein, 400 Meter in 2:00 Minuten (120 sek) zu laufen – was einer Kilometer-Pace von fünf Minuten entspricht – so läufst du idealerweise deinem Körpergefühl vertrauend die erste Runde. Nimmst dann mit der Hand an der Uhr die Zwischenzeit und kontrollierst, wie nah du an den 2:00 Minuten warst. Bei Einsteigern kommen bis zu 10 Sekunden Abweichung vor, bei erfahrenden Läufern bis zu drei Sekunden. Die Pause wird zur Erholung genutzt und dann geht es ab auf die zweite Runde. Wieder ohne Blick auf die Uhr. Kontrolliert wird erst nach der Runde, in der Gehpause.

Nach vier, fünf Wiederholungen haben auch Bahn-Neulinge ihr Körpergefühl so justiert, dass sie die Zielzeit auf zwei Sekunden genau treffen. Mit den Wochen und Monaten kann sich jeder Läufer ein zuverlässiges Körpergefühl erarbeiten. Ein Körpergefühl, das unabhängig von der Uhr macht. Ein Körpergefühl, das davor bewahrt beim Wettkampf deutlich zu schnell loszulaufen – auch wenn um einen herum die Horde mal wieder abgeht, als wenn der Zehner ein Sprintrennen wäre.