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Marathon-Herbst 2021
Berlin, Hamburg und viele kleinere Lauf-Events sollen stattfinden

| von Jörg Wenig

Nach den Marathon-Absagen in Köln und Frankfurt ist die Sorge groß, dass im Herbst weitere Events wegen Corona ausfallen könnten. Doch Berlin und Hamburg sowie viele kleinere Läufe sollen stattfinden.

Der überfüllte Marathon-Veranstaltungskalender im Herbst lichtet sich. Von den fünf größten deutschen Rennen über die 42,195 km, die alle im September und Oktober stattfinden sollten, sind nur noch drei übrig: Frankfurt und Köln mussten passen, Berlin, München und Hamburg sind noch im Rennen. Die Unwägbarkeiten bezüglich der Corona-Pandemie und mögliche höhere Fallzahlen sind der Grund, warum die Veranstalter in Köln und Frankfurt inzwischen ihre Rennen abgesagt haben.

Es ist jetzt die Zeit, in der die Organisatoren der Herbstrennen entscheiden müssen, ob sie veranstalten und alle entsprechenden Materialien und Dienstleistungen bestellen. Dies birgt das Risiko, dass sie bei dann möglicherweise folgenden, kurzfristigen Absagen aufgrund hoher Corona-Fallzahlen auf den Kosten sitzen bleiben und im schlimmsten Fall - sofern keine bestehende Versicherung einspringt - Insolvenz anmelden müssen. Insofern erklären sich die Absagen zum jetzigen Zeitpunkt.

Die Frage ist natürlich auch, inwieweit der Inzidenzwert in einigen Wochen überhaupt noch der ausschlaggebende Faktor für eventuelle Einschränkungen sein wird. Möglicherweise sind dann, wie zum Beispiel auch in Großbritannien, eher die Krankenhaus- und Todeszahlen maßgeblich. Diese scheinen nach dem jetzigen Stand bei der derzeit vorherrschenden Delta-Variante und aufgrund der fortschreitenden Impfungen deutlich geringer zu sein als zuvor. Doch die Organisatoren brauchen eine Verlässlichkeit - und diese ist zurzeit kaum gegeben. Wobei die Situation von Stadt zu Stadt auch sehr unterschiedlich ist. Dies betrifft offenbar auch die Zuschauerfrage an der Laufstrecke.

Unsicherheit über erreichbare Teilnehmerzahlen

Hinzu kommt allerdings auch, dass einige Veranstalter damit rechnen, dass zurzeit etliche Läufer aus Angst vor einer Infektion eher nicht bei einem Massenrennen starten wollen. Damit sich ein großer Stadtmarathon wirtschaftlich überhaupt rechnet, sind nach Aussagen mehrerer Veranstalter aber wiederum mindestens 10.000 Teilnehmer notwendig.

Bei einem 10-km-Rennen in Berlin am vergangenen Sonnabend bestätigte sich die Sorge der Angst vor einem Massenrennen allerdings nicht. Von rund 4.500 gemeldeten Läufern erreichten gut 4.000 das Ziel. Hinzu kamen noch ein paar hundert, die ohne Zeitmessung über 5 km liefen. Es war der größte Lauf in Deutschland seit Beginn der Corona-Pandemie. Und die Ausfallquote war sehr gering, also im normalen Bereich.

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So plant der BMW Berlin-Marathon für den 26. September

In Berlin ist man weiter optimistisch, dass der Berlin-Marathon am 26. September stattfinden kann. Bis zu 35.000 Läufer sollen am Brandenburger starten. Alle müssen entweder geimpft, genesen oder getestet sein. Die erforderlichen PCR-Tests müssen die nicht geimpften oder genesenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst bezahlen.

Einen ausführlichen Bericht, wie das Rennen in Berlin ablaufen soll, liest du hier.

Das Rennen gehört nach Absprache mit dem Berliner Senat zu einer Reihe von Pilotprojekten im Sportbereich. Insofern stehen die Chancen offenbar besser als in anderen Städten, dass der größte deutsche Marathon stattfinden kann - eine Garantie ist das aber natürlich nicht. Nach dem 10-km-Rennen am vergangenen Sonnabend soll in Berlin am nächsten Sonntag ein weiterer 10-km-Lauf stattfinden und dann am 22. August der Halbmarathon mit über 20.000 Läufern gestartet werden.

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So plant der Haspa Marathon Hamburg für den 12. September

Am 12. September könnte der Hamburg-Marathon das erste große Rennen über die 42,195 km in Deutschland seit Herbst 2019 werden. Die Veranstalter bestätigten gestern auf Anfrage, dass sie weiterhin mit dem Start des Marathons planen, obwohl der Hamburger Senat eine Einschränkung verkündet hat. Wie das „Hamburger Abendblatt“ berichtete, dürfen bei einer Reihe von Sport-Großveranstaltungen in der Stadt demnach nur noch Geimpfte an den Start gehen.

Immerhin hat die Stadt, die in den letzten eineinhalb Jahren keine Genehmigung für diverse geplante Läufe gegeben hat, nun eine Regel aufgestellt und gesagt, unter welchen Bedingungen der Marathon stattfinden könnte. Die Hamburger Veranstalter müssen wohl damit rechnen, dass sie weniger Teilnehmer haben werden, wenn negativ getestete oder genesene Läufer nicht starten dürfen. Doch laut „Abendblatt“ hat der für Sport zuständige Senator Andy Grote den Veranstaltern Hilfe zugesagt.

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So plant der Generali München Marathon für den 10. Oktober

Innerhalb der nächsten zwei Wochen wird sich entscheiden, ob das Rennen stattfinden kann. „Wir hatten gute Gespräche mit der Stadt, auch mit den für den Bereich Gesundheit Verantwortlichen“, sagte Race-Direktor Gernot Weigl. „Es gibt durchaus einen Hoffnungsschimmer. Aber die Frage ist, was passiert, wenn am 10. Oktober die Inzidenzwerte höher sind. Dazu wird es ein weiteres Gespräch mit der Stadt geben. Danach werden wir entscheiden“, sagte Gernot Weigl, dessen Team das bereits im vergangenen Jahr erarbeitete Hygienekonzept am 10. Oktober umsetzen würde.

„Wir wollen den Marathon starten und haben auch drei Zuschauerzonen geplant, um Hotspots an der Strecke zu kontrollieren.“ Der Race-Direktor registriert allerdings auch noch ein anderes Problem infolge der Pandemie, auf das auch German Road Races (GRR) bereits hingewiesen hat: Die Unterstützung mit freiwilligen Helfern durch die Vereine ist nicht mehr so stark wie früher. Gerade die vielen älteren Mitarbeiter sind eher zurückhaltend.

Auch in Münster und an vielen anderen Orten plant man mit Herbstläufen

Heute gab auch der Volksbank Münster-Marathon bekannt, dass man in Westfalen weiterhin mit der Vernstaltung am 12. September plant. Das Orga-Team des Münster-Marathon e.V. sieht sich in der Lage, die von der Stadt empfohlenen Maßnahmen in entsprechender Weise umzusetzen. Natürlich könne weder die Stadt noch der Veranstalter sagen, wie sich die Infektionszahlen bis Anfang September entwickeln werden, so dass es - insbesondere bei den derzeitigen Unwägbarkeiten - auch kurzfristig zur Absage kommen kann. Dies ist insbesondere der Fall, wenn der Inzidenzwert für 7 Tage in Folge auf über 35 steigt, heißt es in einer Pressemitteilung.

Gleichwohl hoffen die Beteiligten aber auch auf die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten-Runde in der nächsten Woche, dass künftig neben den Inzidenzzahlen auch die Zahl der Krankenhauseinweisungen und die Todesfälle bei der Beurteilung des Infektionsgeschehens berücksichtigt werden. "Auch wir hoffen, dass sich deutlich mehr Menschen impfen lassen - es ist die einzige Alternative, künftig wieder das Leben unbeschwert genießen zu können", so Michael Brinkmann, Vorsitzender des Münster-Marathon e.V. Und das gilt wohl für so ziemlich alle Laufveranstalter, die aktuell ihre Herbstläufe vorbereiten.

Übrigens: Jede Menge für den Herbst 2021 geplante Laufevents findest du in unserem DLV-Laufkalender.

 

Deshalb wurden Köln und Frankfurt abgesagt

Der für den 3. Oktober geplante Köln-Marathon wurde vor wenigen Tagen abgesagt. „Wir haben bis zuletzt gehofft und alle Vorbereitungen für eine sichere Durchführung des Köln-Marathons getroffen, aber leider lassen die aktuellen Rahmenbedingungen auch in diesem Jahr nicht zu, dass rund 20.000 Menschen gemeinsam durch unsere Stadt laufen können“, sagte Markus Frisch, der Race-Direktor des Rennens. Man habe zwar ein entsprechendes Hygienekonzept vorgelegt, jedoch gelte dies nur, sofern die Inzidenz unter dem Wert von 35 bleibt, erklärten die Veranstalter. Dass dem im Oktober so ist, damit rechnen die Kölner Organisatoren nicht. Der aktuelle Wert in Köln beträgt bereits gut 40.

Der Mainova Frankfurt-Marathon sollte am 31. Oktober stattfinden. Gestern kam die Absage von den Veranstaltern. „In der aktuellen Situation ist die Veranstaltung für uns nicht kalkulierbar, denn derzeit weiß niemand wie die Rechtslage am Veranstaltungstag sein wird. Wir bräuchten aber spätestens jetzt, weniger als drei Monate vor dem Rennwochenende, eine klare Planungsgrundlage. Denn eine Großveranstaltung mit so vielen Facetten wie unser Mainova Frankfurt Marathon ist nicht in wenigen Wochen umsetzbar. Trotz erarbeitetem umfangreichen Hygiene- und Sicherheitskonzept und einer vorläufigen behördlichen Genehmigung gibt es keine Garantie, dass die Veranstaltung nicht kurzfristig abgesagt werden müsste, was den Fortbestand des ältesten deutschen Stadtmarathons gefährden würde. Sowohl unsere Teilnehmer als auch unsere Partner und wir als Veranstalter benötigen Planungssicherheit, die aktuell nicht gegeben ist“, erklärte Renndirektor Jo Schindler.