Generali Berliner Halbmarathon
Comeback der großen Läufe: Über 15.000 laufen durch Berlin
Die Läuferinnen und Läufer sind trotz Corona zurück auf Berlins Straßen: Über 15.000 liefen beim Generali Berliner Halbmarathon, der damit weltweit der bisher größte Lauf in diesem Jahr war.
Die Männer und nicht die Frauen hatten sich den Streckenrekord beim Generali Berliner Halbmarathon vorgenommen. Doch es kam anders: Joyciline Jepkosgei triumphierte mit der Weltklassezeit von 1:05:16 Stunden und brach damit überraschend den hochkarätigen Streckenrekord. Diesen hielt Hollands Superstar Sifan Hassan. Die Doppel-Olympiasiegerin von Tokio war 2019 in Berlin 1:05:45 gelaufen.
Bei der 40. Auflage des Berliner Halbmarathons, der mit einem Hygiene-Konzept während der Corona-Pandemie umgesetzt werden konnte, gingen insgesamt 15.096 Athleten aus 130 Nationen an den Start. Darunter waren 14.508 Läufer über die 21,0975-km-Distanz. Angemeldet hatten sich über 20.000. Damit war das Rennen der weltweit bisher größte Lauf in diesem Jahr. Der Nagoya-Marathon und -Halbmarathon hatte im Frühjahr rund 14.000 Teilnehmer. Eine ähnliche Größenordnung hatte ein 10-km-Rennen in London vor ein paar Wochen.
Der 40. Generali Berliner Halbmarathon im Video
Die 27-jährige Joyciline Jepkosgei sorgte für das spitzensportliche Highlight der Veranstaltung. Ebenfalls noch unter dem alten Kursrekord blieb ihre kenianische Landsfrau Nancy Meto, die mit 65:21 Zweite wurde. Auch Rang drei ging an eine Kenianerin: Valary Aiyabei war nach 67:32 im Ziel am Brandenburger Tor.
Joyciline Jepkosgei ist begeistert vom Berliner Halbmarathon-Kurs und läuft Rekord
In der Vorbereitung auf den London-Marathon am 3. Oktober zeigte Joyciline Jepkosgei in Berlin ein Weltklasserennen. „Das war ein schönes Rennen auf einem phantastischen Kurs. Der Wind war zeitweise störend, aber ich bin sehr zufrieden und sehr motiviert für den London-Marathon“, sagte Joyciline Jepkosgei, die sich mit ihrer Berliner Siegzeit auf Rang 20 in der Liste der schnellsten je im Halbmarathon gelaufenen Zeiten einsortiert. „Ich bin sehr froh, dass wir wieder bei großen Rennen starten können.“
Im Männerrennen verpasste Sieger Felix Kipkoech die Kursbestzeit um nur 15 Sekunden, lief aber eine Jahresweltbestzeit: Der 23-jährige Kenianer gewann in 58:57 vor seinen Landsleuten Josphat Tanui (59:40) und Philemon Kiplimo (59:54). Es ist erst das dritte Mal in der Geschichte des Rennens, dass der Sieger eine Zeit von unter 59 Minuten erreicht hat.
Philipp Pflieger und Rabea Schöneborn die schnellsten Deutschen am Brandenburger Tor
Die schnellsten deutschen Läufer platzierten sich in dem internationalen Topfeld jeweils beachtlich: Philipp Pflieger (LT Haspa Marathon Hamburg) war nach 1:03:03 als Neunter im Ziel, die Berlinerin Rabea Schöneborn (LG Nord) erzielte mit 1:10:35 einen persönlichen Rekord und wurde Achte. Damit verbesserte sich die Berlinerin um genau 65 Sekunden. „Ich hatte gut trainiert und habe mich während des Rennens gut gefühlt“, sagte die Zwillingsschwester von Deborah Schöneborn, die beim Olympia-Marathon mit Platz 18 überzeugt hatte. „Ich wollte es etwas ruhiger angehen lassen und dann in der zweiten Hälfte zulegen. Dieser Plan ist aufgegangen.“ Auf Platz elf lief in Berlin Kristina Hendel (LG Braunschweig), die ihre Bestzeit deutlich von 1:13:29 auf 1:11:34 steigerte.
Ein solides Rennen lief Philipp Pflieger, der seine persönliche Bestzeit nur um 13 Sekunden verpasste und aus dem vollen Training für den geplanten Herbstmarathon die zweitschnellste Zeit seiner Karriere lief. „Das Ziel war eine Bestzeit. Aber die gut zehn Sekunden, die dazu fehlten, sind nicht viel im Halbmarathon“, sagte Philipp Pflieger. „Wir haben alle darauf gewartet, endlich wieder bei so einem großen Rennen laufen zu können.“ Auf Platz 13 kam Tom Gröschel (TC Fiko Rostock), der mit 64:39 die drittbeste Halbmarathonzeit seiner Karriere erreichte.
Ausgeklügeltes Hygiene-Konzept ermöglicht Neustart für Laufevents in Berlin
Ein mit den Behörden abgestimmtes, Hygiene-Konzept ermöglichte nun den Restart. Jürgen Lock, Geschäftsführer des Organisators SCC Events, unterstreicht dies mit folgenden Aussagen: „In den letzten neun Monaten sind einige hundert Stunden von internen und externen Fachleuten in die eigenständige Entwicklung des Hygiene-Konzeptes für Laufgroßveranstaltungen eingeflossen. Der finanzielle Mehraufwand für die Umsetzung des Hygienekonzeptes war hoch, im mittleren bis hohen sechsstelligen Eurobereich. Mich stimmt es super happy, wieder etwas für die Lauf-Community zu machen.”
Auch Berlins Regierende Bürgermeister, Michael Müller, zeigte sich begeistert: „Das man nun diesen großen Jubiläums-Halbmarathon endlich wieder in der Stadt erleben kann, ist wunderbar und wir sehen überall, dass die Stadt praktisch wieder aufwacht - in der Hotellerie, der Gastronomie und jetzt auch im Sport“, sagte er, nachdem er den Startschuss abgegeben hatte.
Der 40. Generali Berliner Halbmarathon in Bildern
Fotos: imago images/Fotostand (5) /Andreas Gora (4)/Future Image (3)
So lief das Rennen der Frauen
Begünstigt von einem leichten Rückenwind auf den ersten Kilometern entwickelte sich bei insgesamt guten Wetterbedingungen ein extrem schnelles Rennen. Die Kenianerinnen Joyciline Jepkosgei, Nancy Meto und Valary Aiyabei stürmten nach 15:02 Minuten an der 5-km-Marke vorbei - damit liefen sie deutlich unter Weltrekordtempo (64:02). Danach geriet diese Marke zwar außer Reichweite, was auch am dann folgenden Gegenwind lag, doch das Trio aus Kenia hielt das Tempo weiter extrem hoch.
Die 10-km-Zeit von 30:29 Minuten, die für die Gruppe gestoppt wurde, ist unerreicht in der Welt in diesem Jahr. Während Valary Aiyabei zwischen Kilometer 13 und 14 zurückfiel, konnte Nancy Meto erst auf den letzten zwei Kilometern nicht mehr ganz Schritt halten mit der früheren Halbmarathon-Weltrekordlerin Joyciline Jepkosgei (Bestzeit: 64:51). Mit ihrem zweiten Platz in 65:21 verbesserte sich Meto dabei um gut drei Minuten.
So lief das Rennen der Männer
Auch die Männer liefen mit Rückenwind im ersten Teil des Rennens extrem schnell. Das Tempo beruhigte sich dann aber ebenso wie bei den Frauen mit den sich ändernden Windverhältnissen. An der 10-km-Marke zeigte die Uhr für die siebenköpfige Spitzengruppe eine Zwischenzeit von 27:45 Minuten an. Damit lagen sie noch auf Kurs für den Streckenrekord, den der Kenianer Eric Kiptanui 2018 mit 58:42 aufgestellt hatte.
Doch im zweiten Streckenabschnitt gingen bei der Rekordjagd ein paar Sekunden verloren. Nach 15 km lagen mit Felix Kipkoech, Josphat Tanui und Philemon Kiplimo jene drei Läufer vorne, die mit Bestzeiten von unter einer Stunde an den Start gegangen waren. Der favorisierte Kiplimo fiel dann bei 16 km zurück, und einen Kilometer später konnte auch Tanui nicht mehr mit Kipkoech mitlaufen. „Ich freue mich sehr, denn das ist der größte Sieg meiner Karriere“, sagte Felix Kipkoech, der noch als Newcomer gilt. Erst 2019 startete der 23-Jährige erstmals international. Im Frühjahr hatte er bereits den Halbmarathon in Siena gewonnen und dabei schon mit 59:35 eine persönliche Bestzeit sowie eine Jahresweltbestzeit aufgestellt. Jetzt war er noch 38 Sekunden schneller.