BMW Berlin-Marathon
Der Weltrekord ist auch bei den Frauen nicht außer Reichweite
Beim BMW Berlin-Marathon startet am Sonntag das schnellstes Frauenfeld der Geschichte: Sogar der Weltrekord könnte wackeln. Für fünf Deutsche geht es um die Olympiatickets für Paris 2024.
Beim 49. BMW Berlin-Marathon wartet am 23. und 24. September ein Lauffest der Superlative auf die über 60.000 Teilnehmenden aus 146 Nationen und auf Millionen von Zuschauern auf den Straßen und vor den Monitoren weltweit. Beim Marathon verzeichnen die Organisatoren von SCC Events mit 47.912 Anmeldungen einen Rekord. Hinzu kommen 4523 Inlineskater, fast 10.000 Schüler und Schülerinnen beim Mini-Marathon, 1500 Bambini und 6000 bei Frühstückslauf am Samstagmorgen. Weltrekordler Eliud Kipchoge läuft zum sechsten Mal die 42,195 Kilometer in der deutschen Hauptstadt. Vielleicht ist er in der Lage, zum dritten Mal in Weltrekordzeit durchs Brandenburger Tor zu laufen. Amanal Petros peilt den deutschen Rekord an. Für sieben weitere Deutsche geht es um die Olympiatickets für Paris 2024.
Und auch das Frauenfeld um Vorjahressiegerin Tigst Assefa ist rekordverdächtig stark. Daneben gibt es die Rennen der Rollies, der Handbiker, und im Finale der ersten R5K-Tour werden die besten deutschen Nachwuchsstraßenläuferinnen und -läufer gekürt. Wir berichten auf laufen.de bis Sonntag täglich vom wichtigsten deutschen Laufevent. Heute liest du hier unsere Vorschau auf das Rennen der Frauen, in dem sich Deborah und Rabea Schöneborn sowie Kristina Hendel, Domenika Mayer und Laura Hottenrott möglichst gute Ausgangspositionen für die Nominierung zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris sichern wollen. Am Sonntag überträgt Eurosport das Rennen ab 9:00 Uhr live. Und auf laufen.de gibt es einen Liveticker aus der Hauptstadt. Mehr Informationen zum Marathon in der deutschen Hauptstadt findest du übrigens im digitalen offiziellen Event-Magazin, dass die Veranstalter hier kostenlos anbieten.
Es ist 22 Jahre her, als die Japanerin Naoko Takahashi in Berlin als erste Frau die damalige Traum-Barriere von 2:20 Stunden durchbrach. Fast 20 Jahre lang waren zuvor die besten Läuferinnen der Welt an dieser Schallmauer gescheitert. Als Naoko Takahashi 2001 auf der Tauentzienstraße ins Ziel lief, schauten in Japan über 50 Millionen Menschen im Fernsehen zu. Wenn am Sonntag der 49. BMW Berlin-Marathon gestartet wird, stehen gleich sieben Läuferinnen auf der Startliste, die bereits unter 2:20:00 Stunden gelaufen sind. Das zeigt die enorme Entwicklung, die der Marathon in der Spitze gemacht hat. Allerdings gilt es auch zu berücksichtigen, dass die neue Carbon-Laufschuh-Generation sich deutlich leistungsfördernd auswirkt und dadurch Rekorde als auch Bestzeiten purzeln.
Kann Tigst Assefa noch einmal schneller laufen als bei ihrem Streckenrekord vor einem Jahr?
Es ist das schnellste Frauen-Elitefeld der Veranstaltungsgeschichte, das am Sonntag durch Berlin laufen wird. Die Titelverteidigerin und Streckenrekordlerin Tigst Assefa führt das Feld an. Die Äthiopierin stürmte vor einem Jahr am Brandenburger Tor zu einer sensationellen Zeit von 2:15:37 Stunden. Sie wurde damals zur drittschnellsten Läuferin aller Zeiten. Auch das deutsche Elite-Feld ist in der Breite der Spitze so stark wie nie zuvor: Deborah Schöneborn (SCC Berlin / Marathon Team) ist mit ihrer persönlichen Bestzeit von 2:25:52 die schnellste von fünf Läuferinnen, die sich Hoffnungen machen, die Qualifikation für die Olympischen Spiele zu schaffen.
„Der Streckenrekord der Frauen ist mit 2:15:37 eine absolute Top-Zeit. Aber angesichts dieser starken Besetzung haben wir die Hoffnung, dass die Marke unterboten wird“, sagte Race-Direktor Mark Milde, der schon 2001 das Elite-Rennen mit Naoko Takahashi auf die Beine gestellt hatte.
Tigst Assefa sorgte im vergangenen Jahr für die größte Überraschung in Berlin: Sie steigerte sich gleich um über 18 Minuten und unterbot mit 2:15:37 den Streckenrekord um über zweieinhalb Minuten. „Ich freue mich, dass ich wieder in Berlin laufen kann. Das Rennen im vergangenen Jahr war unerwartet gut für mich. Ich denke, ich kann am Sonntag noch schneller laufen, eine Steigerung wäre ein Erfolg“, sagte Tigst Assefa. Auf die Frage, ob bei einer weiteren Verbesserung der Kursbestzeit auch der dann nicht mehr so weit entfernte Weltrekord von 2:14:04 Stunden ins Visier kommen könnte, antwortete die 29-Jährige zurückhaltend: „Es kann vieles passieren, so dass ich noch nicht sagen kann, wie die Halbmarathon-Durchgangszeit aussehen könnte. Ich möchte mich verbessern, aber ich denke nicht an den Weltrekord.“
Was das Wetter anbelangt, dürfte am Sonntag alles für Top-Zeiten gerichtet sein: Prognostiziert sind für die Startzeit um 9:15 Uhr ideale elf Grad, Sonnenschein und kaum Wind. Bis zum Mittag sollen die Temperaturen am Sonntag auf 16 Grad Celsius steigen.
Sheila Chepkirui ist in der Lage, das Tempo von Tigst Assefa mitzulaufen
Aber auch eine Kenianerin könnte versuchen, ein extrem schnelles Tempo mitzulaufen: Sheila Chepkirui geht mit einer Bestzeit von 2:17:29 ins Rennen. „Mein Ziel ist es, meine Bestzeit zu unterbieten. Ich kann mir vorstellen, die erste Hälfte am Sonntag in rund 68:00 Minuten zu laufen“, sagte die 32-jährige Sheila Chepkirui. Für beide Läuferinnen geht es in Berlin auch um die mögliche Olympia-Qualifikation. Aufgrund der enormen nationalen Konkurrenz in Äthiopien und Kenia sind außergewöhnlich starke Zeiten nötig, um einen der drei Startplätze zu sichern.
Mit den Äthiopierinnen Tigist Abayechew (Bestzeit: 2:18:03) und Workenesh Edesa (2:18:51) kommen zwei weitere Weltklasseläuferinnen mit persönlichen Rekorden von unter 2:19:00 Stunden zurück nach Berlin. Vor einem Jahr belegten sie hier mit jenen Bestzeiten die Ränge drei und vier. Zusammen mit Tigst Assefa liefen die Äthiopierinnen 2022 in Berlin einen inoffiziellen Team-Weltrekord (6:52:31).
Zu beachten sein werden auch zwei andere Läuferinnen: Hitomi Niiya geht mit einer Bestzeit von 2:19:24 ins Rennen und könnte versuchen, den japanischen Rekord anzugreifen. Diesen hat 2005 die Olympiasiegerin Mizuki Noguchi als Siegerin des Berlin-Marathon mit 2:19:12 aufgestellt. Mit der Äthiopierin Senbere Teferi (PB: 2:24:11) startet eine 5-km-Weltrekordlerin (14:29).
Deborah und Rabea Schöneborn erstmals gemeinsam bei ihrem Heimmarathon
Deborah Schöneborn führt mit ihrer in Sevilla im Winter gelaufenen Bestzeit von 2:25:52 das deutsche Frauen-Feld in ihrer Heimatstadt an. Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg/2:26:50), Rabea Schöneborn (Marathon Team Berlin/2:27:03), Kristina Hendel (LG Braunschweig/2:27:29) und Laura Hottenrott (Grün-Weiß Kassel/2:28:02) sind die anderen deutschen Athletinnen, die Olympia als großes Ziel haben. Kurzfristig absagen musste Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg). Ein Infekt verhinderte den Start einer weiteren aussichtsreichen Olympiakandidatin.
Zum ersten Mal werden die Zwillinge Deborah und Rabea Schöneborn (Marathon Team Berlin) beide den BMW Berlin-Marathon laufen. „Wir gehen gesund und fit an die Startlinie - das ist schon mal ein wichtiger Schritt“, sagte Deborah Schöneborn, die abgesehen von einer Rolle als Tempomacherin noch nie den Marathon in ihrer Heimatstadt gelaufen ist.
Voraussichtlich schlagen die Schöneborn-Zwillinge am Wochenende aber ein unterschiedliches Tempo ein. „Ich will so schnell laufen wie es geht und plane mit einer Halbmarathon-Durchgangszeit von 72:30. Das ist etwas risikoreicher, aber eine 2:26:00-Zeit würde mir am Ende nicht helfen“, erklärte „Debbie“ Schöneborn im Hinblick auf den Kampf um die maximal drei Olympia-Tickets. Sie ist eine von zwei deutschen Läuferinnen, die die Norm von 2:26:50 bereits unterboten haben (2:25:52). „Für mich geht es am Sonntag zunächst darum, die Olympia-Norm zu unterbieten“, sagte Rabea Schöneborn, die aufgrund einer Fersenverletzung im Frühjahr keinen Marathon laufen konnte. Für sie wird es das erste Rennen über die 42,195 km seit den Europameisterschaften in München 2022 sein.