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Der Triathlonlegende auf den Fersen
Fan Event: Ein Tag mit Jan Frodeno

| Maria Hauser

Ein Tag mit Jan Frodeno - das war der Preis der Challenge von Ryzon und Shokz. Sogar das Tagesprogramm durfte die Community mitentwerfen. Das Ergebnis? Natürlich Laufen, Kaffeekränzchen und Quatschen.

Einheitlich, von Kopf bis Fuß eingehüllt in die luftige Sportbekleidung von Ryzon versammeln sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Bänken vor dem Ryzon Flagship Store in der Maastrichter Straße. Mittendrin: Triathlon-Legende Jan Frodeno, von seinen Fans in Anspielung auf die olympischen Ringe liebevoll auch Frodo genannt. Mit geschlossenen Augen lehnt er sich zurück und lässt die kölschen Sonnenstrahlen sein Gesicht kitzeln. Nur wenn wieder jemand Neues eintrudelt, unterbricht er kurz sein Sonnenbad. Ganz locker klatscht der ehemalige Spitzensportler seine Fans ab, fragt die Neuankömmlinge nach ihrem Namen und interessiert sich direkt für die Geschichten der Teilnehmenden.

Von außen lässt sich gar nicht so leicht erkennen, wer jetzt hier seine Fans trifft, denn Frodeno begegnet allen auf Augenhöhe. Schnell wird klar: Die Triathlon Szene ist wie eine herzliche Familie und Jan Frodeno ist der inspirierende große Bruder.

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264.799 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wetteiferten seit dem 29. Juli, um die Möglichkeit einen Tag mit dem dreifachen Ironman-Gewinner zu verbringen. Die Aufgabe war simpel: In einer Sportart der eigenen Wahl für mindestens 60 Minuten alles geben und das ganze auf Strava dokumentieren. Auch zwischen verschiedenen Aktivitäten, die die Sportbegeisterten gerne mit ihrem Idol unternehmen würden, durfte gewählt werden. Laufen, Tennisspielen, Essen gehen - die Tagesgestaltung lag bei den Teilnehmenden. Danach brauchte es nur noch ein Quäntchen Glück.

14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus nah und fern

Am Samstag des ersten Septemberwochenendes sitzen die Gewinnerinnen und Gewinner schließlich in einem etwas versteckten Innenhof in Frodenos Geburtsstadt Köln. Fast genau ein Jahr ist seit seinem offiziellem Rückzug aus der Welt des Spitzensports vergangen. Angereist sind die Teilnehmenden aus den unterschiedlichsten Ecken Deutschlands - von Reutlingen bei Stuttgart, über Dortmund nach Hamburg - aber auch aus der Schweiz. Den Rekord für die weiteste Anreise stellt mit 6045 Flugkilometern Alejandro auf, der für das Treffen elf Stunden aus den USA gekommen ist. Bei der Gelegenheit hängt der New Yorker Anwalt natürlich noch eine Woche Deutschlandreise an, um die „sicheren deutschen Radwege" zu genießen. Frodeno selbst kann nicht so lange bleiben. Um vier Uhr morgens hat er sich aus seinem Zuhause in Andorra aufgemacht und dorthin geht es am nächsten Tag auch direkt wieder zurück.

Die Stimmung ist locker. Zwei Teilnehmerinnen kennen sich aus ihren Anfangstagen im Triathlon-Verein, sehen sich nun zum ersten Mal seit Jahren wieder. Eine Teilnehmerin hat unter demselben Trainer wie Jan Frodeno trainiert. Wieder andere sind sich an der Zielgeraden des ein oder anderen Wettkampfs über den Weg gelaufen. Über ein paar Ecken kennen sich alle.

Die Gespräche drehen sich um Lieblingsdisziplinen, Trainingsunterschiede und Comebacks nach Sportverletzungen. Frodeno hört interessiert zu, fragt an manchen Stellen nach und gibt Tipps. Der Redaktion fällt auf, dass über ein Thema unter Triathlon-Begeisterten besonders gerne geredet wird: Die Challenge Roth.

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Laufen mit Jan Frodeno

Um 15.30 Uhr beginnt das Herzstück des Events. Die bunte Gruppe geht zusammen mit Frodeno eine Runde durch den inneren Grüngürtel laufen. Der Dresscode: Schwarzes Ryzon Shirt, braune Laufhorts, weiße lange Radsocken, orangene Shokz Open Run Knochenschallkopfhörer um den Nacken und ganz viel gute Laune. Die gesamte Ausstattung ist ein Geschenk von Ryzon und Shokz an die Sportbegeisterten. In knapp vierzig Minuten absolvieren die Teilnehmenden im Wohlfühltempo einen Lauf über 6,6 Kilometer. Es geht um den Aachener Weiher, durch den Hiroshima-Nagasaki-Park und vorbei an mehreren Tennisplätzen. „Warum hat denn niemand für Tennis gestimmt?“, beschwert sich Frodeno scherzhaft und verrät, dass er neu mit dem Sport begonnen hat. Zu der Frage, ob er sich darin eine neue Karrieremöglichkeit vorstellen könne, sagt der Olympiasieger mit einem Augenzwinkern: „Ja definitiv, als Balljunge.“

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Kaffee mit Jan Frodeno

Nach der schnellen Runde kommen die vierzehn Teilnehmenden in den Genuss eines von Frodeno selbst zubereiteten Kaffees. Der ehemalige Spitzensportler ist seit mehreren Jahren zusammen mit seiner Frau Besitzer des Cafés „La Comuna“ in Girona. Mit seiner Marke „Frodissimo“ vertreibt er seine eigene Röstung. Mit einem Lächeln bereitet der ehemalige Triathlet die gewünschten Kaffeespezialitäten vor, ist dabei auch durchaus wählerisch. „Nichts ist schlimmer als diese großen Kannen, damit lässt sich überhaupt nicht anfangen, die Milch schäumt gar nicht“, schimpft der Kaffeeenthusiast. Der Flagship Store ist zum Glück mit einer Auswahl an Milchkannen ausgestattet und so bekommen doch eine Tasse der ganz besonderen Art.

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Quatschen mit Jan Frodeno

Am Abend füllt sich der Ausstellungsbereich des Ryzon Stores mit externen Gästen. Zehn Euro hat das Ticket zum Showroom Talk mit Jan Frodeno gekostet. Das Geld geht als Spende an „United in Humanity“, die Kampagne von Ryzon für sozial benachteiligte Kinder.

Frodeno redet zu Beginn über sein letztes Rennen in Nizza. Erklärt, dass dieses das erste Rennen war, bei dem es ihn nicht gewurmt hätte, Platz für Platz abgeben zu müssen. Er schwamm, radelte und lief vor einem Jahr auf „nur“ auf Platz 24. „Deshalb wusste ich, dass meine Zeit gekommen ist den Hut an den Nagel zu hängen“, erzählt der Athlet. Trotzdem habe es lange gedauert zu realisieren, dass die Beschreibung „Spitzensportler“ nicht mehr auf ihn zutreffe. Stattdessen beschreibt sich Frodeno witzelnd als Rentner: „Ein sehr fitter Rentner eben.“

Der gebürtige Kölner sieht im Ende seiner Sportkarriere auch eine riesige Chance. Er hört während des Trainings jetzt Podcasts, liest in seiner Freizeit Bücher und beginnt in einem Harvard Kurs zu studieren. Auch sein sportlicher Horizont hat sich erweitert. Wo früher die Vorsicht überhand behielt, kann Frodeno heute alle möglichen draufgängerischeren Sportarten genießen. „Wenn was kaputt geht, geht halt was kaputt“, meint Frodeno achselzuckend. Auch die alte Freude an sportlicher Aktivität hat der ehemalige Profi wiederentdeckt. „Mir ist bewusst geworden, dass Sport kein Weg sein muss vor seinen Problemen wegzulaufen. Mittlerweile habe ich gemerkt, dass ich Sport liebe und brauche, um nicht verrückt zu werden. Sonst habe ich so einen Snickers Moment und werde unerträglich.“ Mit Aussagen wie diesen hält Frodeno das Publikum eine Stunde lang auf Trapp. Es wird viel gelacht. Auch als Frodeno zugibt, dass sein Hund ihn auf kurzen Distanzen „immer noch in die Tasche steckt.“

Jan Frodenos Karriere in Zahlen

Sein Name ziert immernoch die Spitze der Liste der deutschen Triathleten über die Ironman Distanz. Jan Frodeno gewann als erster Sportler überhaupt sowohl eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen als auch den Titel beim Ironman Hawai.

  • Am 18. August 1981 wird Jan Frodeno in Köln geboren
  • 1996 beginnt er mit dem Schwimmtraining in Südafrika
  • 2000 steigt Frodeno in den Triathlon Sport ein
  • 2008 gewinnt Frodeno als erster deutscher Triathlet überhaupt eine Goldmedallie bei den Olympischen Spielen in Peking, danach fällt er in ein Burnout, über das er heute offen spricht
  • 2013 heiratet er Australierin Emma Snowsill, die ebenfalls Olympiasiegerin und dreifache Weltmeisterin im Triathlon ist
  • 2014 wechselt Frodeno auf die Langdistanz
  • Im Oktober 2015 gewinnt Frodeno als fünfter Deutscher die Ironman Championship in Hawaii und wird als erster Triathlet zum Sportler des Jahres gekührt
  • Im Juli 2016 siegt er bei der Challenge Roth und stellt mit 7:35:39 Stunden eine neue Weltbestzeit über die Triathlon-Langdistanz auf
  • Im Oktober 2016 verteidigt Frodeno seinen Titel beim Ironman Hawaii und wird erneut Weltmeister
  • 2017/18 muss Frodeno aufgrund von Rückenproblemen und einem Ermüdungsbruch eine längere Sportpause machen
  • Im Oktober 2019 holt Frodeno zum dritten Mal den Weltmeistertitel in Hawaii
  • 2020 wird Frodeno mehrmals an der Hüfte operiert
  • Am 10. September 2023 erreicht er den 24. Platz bei den Ironman Word Championsihips in Nizza
  • Am 11. September 2023 beendet Jan Frodeno offiziell seine Karriere als Spitzensportler

Weisheiten aus 23 Jahren Karriere

Aber die Sportlegende teilt auch Weisheiten, die er, während den 23 Jahren seiner Triathlon Karriere mitgenommen hat. „Um ein guter Triathlet zu werden, musst du dir Zeit lassen“ betont Frodeno, „das Wichtigste ist den Weg zu fördern, statt nur das Ziel.“ Das versucht der zweifache Familienvater auch bei seinen Kindern, die ihm einen neuen Lebenszweck geben: „Irgendwann war ich mit mir selbst im Reinen. Ich brauche diesen Sport nicht mehr als Daseinsberechtigung. Ich habe zwei tolle Kids und eine tolle Familie.“

Aktuell ist Frodeno nach eigener Aussage in einer Phase des Ausprobierens. Sucht noch nach einem neuen eigenen Platz in der Sportwelt. 2023 kommentierte er im internationalen Livestream die Challenge Roth, dieses Jahr war er bei Olympia als Triathlon-Experte des ZDF am Mikrofon. In der Sportmoderation sieht er eine große Möglichkeit, seine Liebe zum Sport zu teilen. Eine Karriere als Trainer kann sich der 43-jährige nicht vorstellen, ihm fehle sowohl die Geduld als auch die Fähigkeit sich auf den Athleten einzulassen und nicht den eigenen Weg aufzuzwingen. „Ich habe so viel Respekt für Trainer und Menschen, die Freiwillig im Sport tätig sind“, betont Frodeno. „Damals dachte ich, wir Athleten, wir sind die Besten und Wichtigsten. Aber mittlerweile weiß ich wie viel die Menschen drumherum ausmachen.“

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Frodeno ist an der Ziellienie seines letzten Ironmans am 10. September 2023 sichtlich gerührt. Das Rennen markiert das Ende seiner erfolgreichen Profi-Karriere. Ganz vom Sport verabschieden, wird er sich allerdings nie.

Für immer ein Teil der „Triathlon-Familie"

Den Menschen den Triathlon näher zu bringen, bleibt aber Frodenos Mission. „Als wir angefangen haben, hat man noch gefragt, ob Triathlon das mit dem Schießen ist. Für mich ist das größte Kompliment, wenn jemand sagt: wegen dir bin ich zum Sport gekommen. Und jetzt müssen wir diese Motivation auf eine andere Art und Weise vermitteln.“

Der Abend klingt bei gemeinsamem Essen, Getränken und Gesprächen aus. In Grüppchen umringen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die runden Stehtische im Innenhof. Ein DJ sorgt für die passende musikalische Untermalung. Auch jetzt ist Frodeno noch mitten im Geschehen, unterhält sich auch in die anbrechende Dunkelheit mit allen Anwesenden. Das Event sei eine kurze Pause in seinem immernoch sehr vollen Alltag gewesen, meint er. „Man sagt nicht umsonst „Triathlon-Familie“, das Gemeinschaftsgefühl ist in diesem Sport ist immer etwas ganz Besonderes.“