200 Kilometer in fünf Tagen
Fünf Frauen auf den schönsten Dolomitentrails
Fünf junge Frauen haben gemeinsam bei einem Projekt des Laufsockenherstellers Falke in fünf Tagen die Dolomiten in Südtirol durchquert. Sind jeden Tag 40 Kilometer gelaufen. Das haben sie dabei erlebt.
Fünf Frauen. Fünf Tage. Und viele der schönsten Alpengipfel. So hat eine Handvoll Trailläuferinnen vergangenen September Südtirol durchquert. Vom Ahrntal an der Grenze zwischen Italien und Österreich sind die fünf mitten durch das UNESCO-Weltnaturerbe Dolomiten gelaufen, zu dem auch die weltberühmten Felstürmen der Drei Zinnen gehören. Für die fünf Frauen ging es vorbei an den Zacken der Geislergruppe, dem massiven Langkofel, dem Rosengarten und dem Schlern. Alle fünf sind jung und lassen auf Instagram insgesamt fast eine dreiviertel Million Follower an ihrem Leben teilhaben. Der Großteil davon geht auf das Konto von Yana Strese, die auf Instagram als running.yana aktiv ist und der fast 400.000 Menschen folgen.
Die 30-Jährige ist in Innsbruck und der Schweiz aufgewachsen, lebt aber schon länger in Oslo. Und auch wenn sie viel in der Natur Norwegens läuft: Die Dolomitendurchquerung war ein echtes Abenteuer für sie. „200 Kilometer in fünf Tagen, dazu die Höhenmeter und das technisch anspruchsvolle Terrain. So viel bin ich noch nie in so kurzer Zeit gelaufen“, sagt sie. Speziell vorbereitet hat sie sich dafür nicht. „Dafür war es viel zu spontan. Zugesagt habe ich erst zwei Wochen, bevor wir losgelaufen sind.“
Die Belohnung für so viel Spontaneität und Abenteuerlust: „Es war eins meiner schönsten Lauferlebnisse“, blickt Yana zurück. Und das nicht nur wegen der grandiosen Berglandschaften mit dem für die Dolomiten so typischen Kontrast zwischen schroffen, hellen Bergwänden aus Kalkstein und saftig grünen Almwiesen. Zu einem besonderen Erlebnis wurden die fünf Etappen vor allem durch den Zusammenhalt zwischen den fünf Läuferinnen.
Aus Fremden wurde in kürzester Zeit ein großartiges Team
„Vor dem Lauf kannte ich keine von den anderen, aber dann haben wir großartig als Team zusammengearbeitet.“ Zwischen den fünf Influencerinnen entwickelte sich eine einzigartige Dynamik. Und auch wenn unterwegs jede ihr eigenes Lauftempo finden musste – an den Verpflegungspunkten wurde gewartet, bis alle da waren. Jeder Zieleinlauf wurde gefeiert. Auch wenn da meistens außer dem Team und den Hotelangestellten niemand war.
Der Lauf wurde von Falke organisiert. Das Unternehmen aus dem Sauerland stellt seit 1895 hochwertige Unterwäsche und Socken her. Mittlerweile bilden Sportunterwäsche und -socken Schwerpunkte im Sortiment. Ziel der Aktion war es, zu zeigen, was Frauen gemeinsam erreichen können. „Wir sind starke Mädels. Das haben wir im Team bewiesen“, sagt Yana. Unterstützt wurden die fünf dabei von einem kleinen Team, bestehend aus Video- und Fotograf sowie zwei weiteren Personen, die mit einem Kleinbus dorthin gefahren sind, wo die Trails in der Nähe von befahrbaren Straßen verliefen. Es wurden Verpflegungsstationen aufgebaut, an denen die fünf das in ihre Trinkrucksäcke einpacken konnten, was sie auf den nächsten zehn oder fünfzehn Kilometern in den Bergen benötigten.
„Wenn du fünf Tage hintereinander 40 Kilometer in den Alpen läuft, geht das nicht ohne kleinere oder größere Wehwehchen“, sagt Yana. Und so hatte jede der fünf irgendwann mal einen Tiefpunkt. „Das Team hat diejenige, der es grade schlecht ging, immer wieder aus dem Tief geholt. Das hat uns unglaublich zusammengeschweißt“, schwärmt Yana vom Teamspirit unter den fünfen, die aus Großbritannien, den Niederlanden, Österreich und Deutschland stammen. Neben ihr waren das Janneke Scherpenhuyzen, Savannah Sachdev, Adriana Moser und Birgit Kocher.
Laufen in der atemberaubenden Dolomitenkulisse
Bis in Höhen von 2500 Metern führte ihr Weg durch die Dolomiten. Sie erwischten das bestmögliche Wetter. „Es war perfekt“, schwärmt Yana, „die Sonne hat meistens geschienen. Die Landschaft war jeden Tag atemberaubend.“ Das galt vor allem für die dritte Etappe, die unterhalb der beeindruckenden Geislerspitzen mit Blick auf die Sellagruppe entlangführte. Vom Abteital ging es ins Grödnertal.
Angesichts dieser Kulisse verdrängte sie auch ihre Knieschmerzen, die am dritten Tag auftraten. „Es waren lange Tage, die uns körperlich sehr gefordert haben.“ Los ging’s jeden Tag mit dem Aufstehen zwischen drei und fünf Uhr morgens, dann war die Gruppe bis zu zehn Stunden in den Bergen unterwegs. „Anfangs waren die Trails sehr gut laufbar, später wurde es technisch anspruchsvoller und es kamen längere Abschnitte mit Power Walking dazu“, sagt Yana. Dabei akzeptierten die fünf immer die Schwächen und Stärken der übrigen. „Savannah zum Beispiel kommt aus Großbritannien, hatte kaum alpine Erfahrung, sie haben wir in den technischen Abschnitten sehr unterstützt“, erzählt Yana, die selbst lange Strecken mit Adriana aus Innsbruck gelaufen ist. „Von deren Bergerfahrung habe ich sehr profitiert. Wenn man zehn Stunden gemeinsam unterwegs ist, hat man ja auch viel Zeit zum Quatschen.“ Trainingspläne, Technik, Ernährung, Laufstil – nach den fünf Tagen in Südtirol hatte Yana auch viel gelernt, was sie für ihren Alltag in Oslo nutzen kann. Dort arbeitet sie als Laufcoach, Personal Trainerin und Content Creator auf Instagram.
„In Oslo habe ich perfekte Arbeits- und Trainingsbedingungen“, sagt die Läuferin, die im Sommer sechsmal pro Woche läuft und daneben im Gym viel Kraft- und Crosstraining macht. Im Winter, wenn in Norwegen Schnee liegt, kommt Skilanglauf und Skifahren hinzu. Von Oslo aus ist man in kurzer Zeit in den Bergen. Mit diesem Training ist sie auch bei Trailrennen in ganz Europa erfolgreich unterwegs. Seit zwei Jahren läuft sie zwischen 50 und 100 Kilometer lange Rennen und hat dabei schon einige Top Ten-Platzierungen geschafft. Und so stand auch kurz nach der Dolomitendurchquerung schon das nächste Rennen auf dem Programm: Beim UTMB-Trail an der Cote d’Azur in Nizza finishte sie nur wenige Wochen nach dem Falke-Projekt das 63 Kilometer lange Rennen mit 3500 Höhenmetern. „Dafür war die Dolomiten-Durchquerung ein gutes Training, auch wenn ich ein bisschen mehr Zeit zur Erholung gut hätte gebrauchen können.“