Generali Berliner Halbmarathon
Am Sonntag hier live: Kann Melat Kejeta trotz Wärme Rekorde brechen? Wer holt die EM-Tickets?
In Berlin geht Melat Kejeta auf die Jagd nach dem Strecken- und Europarekord im Halbmarathon. Und welche deutsche Asse sich ihr Ticket für die Leichtathletik-EM in Rom sichern wollen, liest du hier.
Es ist angerichtet: Mit dem Generali Berliner Halbmarathon startet am Sonntag das erste ganz große deutsche Laufhighlight des Jahres. Bereits vor dem Start vermeldet das Rennen neue Rekorde: 38.712 Läuferinnen und Läufer, 1.025 Skater, 15 Handbiker und 11 Rennrollstuhlathleten aus 134 Nationen werden erwartet – mehr als je zuvor. „Der Laufboom hält an, das zeigen auch die 15.000, die am Sonntag erstmals in Berlin starten“, erklärt Jürgen Lock, Geschäftsführer von Organisator SCC Events.
Erstmals ist das Rennen Teil der europäischen SuperHalfs-Serie – einem Zusammenschluss von sechs renommierten Organisatoren von Laufveranstaltungen aus Lissabon, Prag, Berlin, Kopenhagen, Cardiff und Valencia. „Das Konzept der Serie fördert das Gemeinschaftsgefühl und den Leistungsgedanken, so werden die Menschen inspiriert, ihr volles Lauf-Potenzial auszuschöpfen und gleichzeitig Land und Leute der jeweiligen Austragungsorte zu entdecken“, so Jürgen Lock.
Und auch beim Spitzensport könnte die 43. Auflage des Generali Berliner Halbmarathons zu einem Rekordrennen werden. Kenias Halbmarathon-Vizeweltmeister Daniel Ebenyo kommt in bestechender Form nach Berlin und will den Streckenrekord von 58:42 Minuten möglichst klar unterbieten. Und je nach Rennverlauf könnte Melat Kejeta (Laufteam Kassel) sogar zwei Bestzeiten auf einmal ins Visier nehmen: Ihren eigenen deutschen Rekord von 65:18 unterbieten und den Europarekord der Holländerin Sifan Hassan (65:15). Eine kontinentale Bestzeit bei den Frauen wäre ein Novum in der Geschichte des Rennens. Ob das gelingt, könnt ihr euch morgen ab 9:00 Uhr hier im Livestream anschauen, der von René Hiepen moderiert wird.
Hier am Sonntag live: Der 43. Generali Berliner Halbmarathon
Kann Aprilwärme die Rekordjagd bremsen?
Es gibt allerdings einen Knackpunkt, denn es sind ungewöhnlich hohe Temperaturen von voraussichtlich 18 Grad Celsius schon zum Start um zehn Uhr zu erwarten. Bei ungünstigem Wetter wäre es sehr schwierig, die hochkarätigen Bestzeiten zu unterbieten. Noch mehr als den Top-Läuferinnen und – Läufern dürfte das warme Wetter aber der Masse der über 39.000 zu schaffen machen. Die Organisatoren von SCC Events haben alle Teilnehmenden ein E-Mail mit Tipps zum richtigen Verhalten geschickt. Auf der Strecke wird es Wasserduschen an den Kilometerpunkten 14,5 und 17,5 zur Kühlung geben. Jürgen Lock ruft außerdem ausdrücklich dazu auf, während des Rennens alle vier Versorgungspunkte auf der Strecke zu nutzen. „Wer dort etwas trinkt, verliert keine Zeit, ganz im Gegenteil: Jede Sekunde ist gut investiert und rentiert sich auf dem Weg zum glücklichen Finisher."
Für die deutschen Topathleten, die am Sonntag in Berlin an den Start gehen, wird dieses Rennen der voraussichtlich wichtigste Qualifikationslauf für die Europameisterschaften sein, bei denen im Juni in Rom ein Halbmarathon auf dem Programm steht. Jeweils bis zu sechs Männer und Frauen kann der Deutsche Leichtathletik-Verband für die kontinentalen Titelkämpfe nominieren. Die Einzel-Normen stehen bei 61:40 beziehungsweise 70:30 Minuten. In unserer Vorschau auf das Rennen der Männer und Frauen findest du weiter unten alle deutschen Starterinnen und Starter mit EM-Ambitionen. Und im offiziellen, digitalen Programmheft zum Generali Berliner Halbmarathon werden die alle porträtiert und du findest noch viele weitere Informationen rund um den Generali Berliner Halbmarathon.
Noch viel mehr Infos im digitalen Eventmagazin
Das Rennen der Männer: So könnte es laufen
Alles andere als der achte kenianische Sieg in Serie wäre eine sehr große Überraschung. Denn jene sechs Athleten auf der Startliste, die bereits unter 60:00 Minuten gelaufen sind, kommen alle aus der Laufnation Nummer eins. Am stärksten einzuschätzen ist Daniel Ebenyo, obwohl der persönliche Rekord des 28-Jährigen mit 59:04 noch nicht unter 59:00 liegt. Seit dem Gewinn der Silbermedaille bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften in Riga (Lettland) im vergangenen Oktober hat Daniel Ebenyo alle seine Rennen gewonnen. In Kalkutta (Indien) lief er dabei über 25 km mit 1:11:13 Stunden eine Weltbestzeit, die darauf hindeutet, dass er im Halbmarathon den Berliner Streckenrekord deutlich unterbieten könnte. „Ich möchte schneller laufen als je zuvor“, kündigte der Kenianer bei der Presskonferenz an.
Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) hat mit 61:23 Minuten die schnellste Bestzeit unter den nationalen Startern. Während er die Marathon-Olympia-Qualifikation verpasste, aber bereits die Norm für den Halbmarathon bei den Europameisterschaften im Juni hat, ist es bei Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier) umgekehrt. Überraschend hatte er sich beim Dubai-Marathon im Januar auf 2:06:27 Stunden gesteigert. Im Halbmarathon lief er vor einem Jahr in Berlin seine Bestzeit von 61:44. „Ich habe mich acht Wochen lang in Äthiopien im Höhentraining auf das Rennen am Sonntag vorbereitet und bin in guter Form“, sagte Samuel Fitwi. „Mein Ziel ist es, meine Bestzeit zu unterbieten und mich für die EM zu qualifizieren.“ Es ist durchaus möglich, dass Samuel Fitwi am Sonntag für eine weitere Überraschung sorgen kann.
Johannes Motschmann (SCC Berlin, Marathon Team/Bestzeit: 61:45), Davor Aaron Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach/61:49), Sebastian Hendel (LG Braunschweig/61:52), Hendrik Pfeiffer (TK Hannover/62:05) und Filmon Teklebrhan-Berhe (LAC Freiburg/62:17) sind die anderen Starter in Berlin, die sich Chancen auf einen EM-Start ausrechnen können.
Das Rennen der Frauen: So könnte es laufen
15 Jahre nach dem Sieg von Sabrina Mockenhaupt könnte es am Sonntag erstmals wieder eine deutsche Gewinnerin beim Generali Berliner Halbmarathon geben: Denn am Start ist Melat Kejeta, die mit ihrer nationalen Rekordzeit von 65:18 auch die europäische Bestzeit für reine Frauen-Rennen (ohne männliche Tempomacher) hält. „Mein erstes Ziel ist es, meine Zeit aus dem vergangenen Jahr von 66:25 zu unterbieten. Wenn es am Sonntag gut läuft, will ich versuchen, meine Bestzeit anzugreifen“, sagte Melat Kejeta, die bei der Halbmarathon-WM 2020 sensationell die Silbermedaille gewonnen hatte. Die 31-Jährige hat sich ebenso wie Samuel Fitwi in der Höhe von Addis Abeba auf den Generali Berliner Halbmarathon vorbereitet. Bedenken bezüglich der vorhergesagten hohen Temperaturen hat Melat Kejeta nicht.
Ihre früheren äthiopischen Landsfrauen Ftaw Zeray (Bestzeit: 66:04) und Yalemget Yaregal (66:27) sind die voraussichtlich stärksten Konkurrentinnen von Melat Kejeta. Die Läuferin aus Kassel hat den bedeutendsten deutschen Halbmarathon tatsächlich schon einmal gewonnen: 2018 siegte sie in 69:04. Sie war aber damals noch Äthiopierin. Die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt Melat Kejeta ein Jahr später.
Neben Melat Kejeta stehen fünf weitere deutsche Athletinnen auf der Startliste, die Chancen haben, für die Europameisterschaften in Rom nominiert zu werden: Deborah Schöneborn (SCC Berlin, Marathon Team/Bestzeit: 69:41), Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg/69:43), Esther Pfeiffer (TK Hannover/70:24), Rabea Schöneborn (SCC Berlin, Marathon Team/70:35) und Kristina Hendel (LG Braunschweig/70:38).