Olympische Spiele
Gesa Krause will zur Medaille laufen: Die Vorschau auf die Laufwettbewerbe am Mittwoch und Donnerstag
Am Mittwoch (4. August) rennt Gesa Krause im Olympiafinale über 3000 Meter Hindernis um eine Medaille. Wir blicken auf die Läufe voraus, die am Mittwoch und Donnerstag in Tokio augetragen werden.
Es sind Olympische Spiele wie nie zuvor, die noch bis zum 8. August in Japan stattfinden. Ohne Zuschauer und mit vielen Corona- und Hygieneregeln werden die Wettkämpfe veranstaltet. Die Leichtathletik-Wettbewerbe finden zum Großteil im Olympiastadion von Tokio statt, das normalerweise 68.000 Zuschauern Platz geboten hätte. Aufgrund der klimatischen Situation hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) unter anderen die Marathonläufe ins nordjapanische Sapporo verlegt. Wir blicken täglich auf die Laufwettbewerbe voraus, die jeweils am folgenden Tag auf dem Programm stehen und die du entweder im Fernsehprogramm oder im Internetstream von ARD und ZDF alle live verfolgen kannst. Am morgigen Mittwoch steht dabei aus deutscher Sicht ein absolutes Highlight auf dem Programm: Mit Gesa Krause läuft die WM-Dritte von 2019 und Europameisterin von 2018 um 13:00 Uhr über 3000 Meter Hindernis um die Medaillen.
3000 Meter Hindernis der Frauen: Gesa Krause will endlich die Olympiamedaille
- Finale: 4. August | 13:00 Uhr
- Olympiasiegerin 2016: Ruth Jebet (Bahrain)
- Weltrekord: 8:44,32 Beatrice Chepkoech (Kenia/2018)
- Deutscher Rekord: 9:03,30 Gesa Krause (Eintracht Frankfurt/2019)
Deutschlands größte Medaillenhoffnung in den Lauf-Disziplinen hat sich souverän für das Finale qualifiziert: Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) belegte am Sonntag in ihrem Vorlauf über 3.000 m Hindernis Rang zwei und erreichte damit auf direktem Weg den Endlauf. Die anderen beiden deutschen Läuferinnen schafften erwartungsgemäß nicht die sehr schwere Qualifikation für das Finale, zeigten aber eine ordentliche Leistung. Elena Burkard (LG Farbtex Nordschwarzwald) wurde in ihrem Vorlauf Sechste, Lea Meyer (VfL Löningen) belegte in ihrem Rennen Platz sieben.
Die ersten drei der jeweiligen Vorläufe sowie die sechs weiteren schnellsten Läuferinnen kamen über 3.000 m Hindernis in das Finale. Bei extremen Temperaturen von 37 Grad Celsius behielt die WM-Dritte Gesa Krause einen kühlen Kopf. Sie lief durchweg in der Spitzengruppe und kam am Ende nach 9:19,62 Minuten knapp hinter der US-Amerikanerin Courtney Frerichs (9:19,34) ins Ziel. Überraschend nur Dritte wurde in diesem Rennen die kenianische Weltrekordlerin und Weltmeisterin Beatrice Chepkoech (9:19,82), die sich in dieser Saison weiterhin nicht in Bestform präsentierte. Sie war eigentlich die große Favoritin über die Hindernisse.
Gesa Krause war zufrieden mit ihrem Rennen. Ein Rang unter den Top drei und damit die direkte Qualifikation war das Ziel - und diese Platzierung ist auch das große Ziel im Finale. „Ich habe natürlich ein bisschen geschaut, wie schnell der erste Lauf war. Ich wollte heute nicht unbedingt Zittern, und das Schöne ist, dass ich Spurtqualitäten habe und es hintenraus lösen konnte. Ich denke, wir haben gut Kräfte gespart, weil wir relativ gleichmäßig laufen konnten. Das ist immer ganz gut, wenn man nicht in die Vollen gehen muss“, sagte Gesa Krause. Selbst wenn sie den dritten Platz in ihrem Rennen verpasst hätte, wäre ihre Zeit schnell genug gewesen, um trotzdem das Finale zu erreichen.
„Die Wärme mag ich an sich ganz gerne, aber wenn die Sonne von oben so knallt, ist das schon hart. Ich habe schon beim Einlaufen immer wieder mein T-Shirt nass gemacht und mich runtergekühlt. Das kostet mehr Kräfte und man hat einen höheren Puls, das hat heute schon Substanz gekostet. In Rio hatte ich mein Finale mittags um eins, das war der heißeste Lauf, den ich je hatte. Hier haben wir das Glück, dass das Finale abends um acht ist, die Sonne geht zeitig unter“, sagte Gesa Krause.
Die schnellste Zeit in den Vorläufen erreichte die aus Kenia stammende Winfred Yavi (Bahrain), die den ersten Vorlauf in 9:10,80 Minuten vor Peruth Chemutai (Uganda/9:12,72) und Emma Coburn (USA/9:16,91) gewann. Diese drei zählen neben Gesa Krause zu dem halben Dutzend Medaillenanwärterinnen, die im Finale antreten werden.
800 m der Männer: Ferguson Rotich nach schnellem Halbfinale in der Pole Position
- Finale: 4. August | 14:05 Uhr
- Olympiasieger 2016: David Rudisha (Kenia)
- Weltrekord: 1:40,91 David Rudisha (Kenia/2012)
- Deutscher Rekord: 1:43,65 Willi Wülbeck (TV Wattenscheid/1983)
Über 800 m ist ein sehr offenes Rennen zu erwarten, bei dem vielleicht alle acht Finalteilnehmer Medaillenchancen haben könnten. Wenige Wochen vor der Eröffnung der Spiele hatte sich der Olympia-Zweite von 2012, Nijel Amos (Botswana), überraschend mit einer Jahresweltbestzeit von 1:42,91 Minuten zurückgemeldet, nachdem er in den vergangenen Jahren kaum eine Rolle gespielt hatte. Im Halbfinale von Tokio hatte er allerdings großes Pech, als er zusammen mit Isaiah Jewett (USA) durch einen Sturz alle Chancen auf den Finaleinzug einbüßte
In den 800-m-Halbfinalrennen war wie schon im Vorlauf der Kenianer Ferguson Rotich der schnellste Läufer mit 1:44,04 Minuten. Sehr stark zeigte sich einmal mehr auch der aus Sudan stammende Australier Peter Bol, der sein Halbfinale ebenso gewann und mit 1:44,11 den australischen Kontinentalrekord ein weiteres Mal verbesserte. Der dritte Halbfinal-Sieger war der Pole Patryk Dobek, der 1:44,60 lief.
Der Weltmeister von 2019, Donavan Brazier (USA), war schon bei den knallharten amerikanischen Trials hängen geblieben und hatte die Olympia-Qualifikation verpasst. Marc Reuther und Marvin Heinrich (beide Eintracht Frankfurt) scheiterten knapp an den Qualifikations-Anforderungen, so dass keine deutschen Starter im Rennen waren. David Rudisha, der Weltrekordler und Olympiasieger, hatte nach diversen Problemen erst gar keinen Qualifikationsversuch unternommen. Der Kenianer verpasste damit die Chance, als erster Athlet drei olympische 800-m-Goldmedaillen in Folge zu gewinnen.
1.500 m der Frauen: Caterina Granz hält im Halbfinale die deutsche Fahne hoch
- Halbfinale: 4. August | 12:00 Uhr
- Finale: 6. August | 14.50 Uhr
- Olympiasiegerin 2016: Faith Kipyegon (Kenia)
- Weltrekord: 3:50,07 Genzebe Dibaba (Äthiopien/2015)
- Deutscher Rekord: 3:57,71 Christiane Wartenberg (SC Chemie Halle/1980)
Sifan Hassan hatte vor zwei Jahren bei den Weltmeisterschaften als erste Läuferin sowohl die 1.500 m als auch die 10.000-m-Strecke gewonnen und will nun in Tokio erneut Geschichte schreiben. Die 5.000 Meter hat sie bereits gewonnen, die 1.500 m und die 10.000 m sollen noch folgen. Für die Holländerin begann der 1.500-m-Wettbewerb am Montagmorgen allerdings mit einem Schock. Locker, ohne zu viel Kraftaufwand, wollte sich die Weltmeisterin für das Halbfinale qualifizieren. Schließlich stand am Abend das 5.000-m-Finale auf dem Programm. Doch eingangs der letzten Runde stürzte sie, nachdem die vor ihr laufende Edinah Jebitok (Kenia) zu Fall gekommen war. Sifan Hassan gab nicht auf sondern startete eine furiose Aufholjagd: Gut 200 Meter vor dem Ziel lagen noch zehn Läuferinnen vor ihr, doch die Holländerin überholte sie alle und gewann den Vorlauf nach einer letzten Runde von rund 61 Sekunden - und diese 400-m-Zeit schließt den Sturz mit ein - in 4:05,17 Minuten.
Den ersten der drei Vorläufe hatte die Kanadierin Gabriela Debues-Stafford in 4:03,70 gewonnen. In diesem Lauf erlebte Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) ein Desaster. Der vermeintlich aussichtsreichsten deutschen Mittelstreckenläuferin gingen die Kräfte aus und sie kam nur als Letzte auf Platz 15 nach 4:14,83 ins Ziel. „Ich hatte keine Kraft mehr im Tank. Da war nichts, was nachkam. Beim Warmmachen habe ich es schon gemerkt, und die Tage zuvor. Die Beine gingen nicht mehr hoch. Ich kann das jetzt noch nicht beurteilen“, sagte Hanna Klein, die vermutlich mit dem extremen Klima nicht zurecht kam.
Im dritten Vorlauf lief die Kenianerin Faith Kipyegon mit 4:01,40 die insgesamt schnellste Zeit. Hier hatte Caterina Granz (LG Nord Berlin) großes Glück, dass sie den Sprung in das Halbfinale schaffte. Sie wurde zwar nur Neunte in 4:06,22 Minuten, qualifizierte sich aber über die Zeitregel als Sechste von sechs Läuferinnen. Dabei war sie nur eine Hundertstelsekunde schneller als die Britin Revee Walcott-Nolan, die ausschied. „Ich bin super happy. Dieses Mal hatte ich extrem Glück mit meinem Rennen. In der Vergangenheit hatte ich auch oft Pech“, sagte Caterina Granz.
1.500 Meter der Männer: Für Robert Farken ist der Endlauf drin
- Halbfinale: 5. August | 13:00 Uhr
- Finale: 7. August | 13:40 Uhr
- Olympiasieger 2016: Matthew Centrowitz (USA)
- Weltrekord: 3:26,00 Hicham El Guerrouj (Marokko/1998)
- Deutscher Rekord: 3:31,58 Thomas Wessinghage (USC Mainz/1980)
In den 1.500-m-Vorläufen lief der Belgier Ismael Debjani im ersten der drei Rennen mit 3:36,00 Minuten die insgesamt schnellste Zeit. Er war damit ganz knapp vor dem Weltmeister Timothy Cheruiyot (3:36,01) im Ziel. Der Kenianer gehört zu den großen Favoriten. In diesem relativ schnellen Vorlauf kam Amos Bartelsmeyer (Eintracht Frankfurt) nicht über Rang elf hinaus. Und 3:38,36 Minuten reichten am Ende nicht, um über die Zeitregel noch das Halbfinale zu erreichen. Hier wäre eine Zeit von 3:37,26 nötig gewesen.
„Ich bin sehr enttäuscht, ich wollte mehr. Ich habe mich einfach ganz schlapp gefühlt. Ich weiß nicht, ob es die Hitze oder die Luftfeuchtigkeit war, aber das war für alle gleich. Ich bin einfach nie in das Rennen reingekommen“, sagte Amos Bartelsmeyer.
Sehr gut schlug sich bei seinem Olympia-Debüt der deutsche Newcomer über 1.500 m: Robert Farken (SC DHfK Leipzig) setzte sich in seinem Vorlauf mutig an die dritte Postion und hielt diese bis eingangs der Zielgeraden. Der 23-Jährige, der sich in den vergangenen Jahren auf die 800 m konzentriert hatte, verlor auf den letzten 100 Metern lediglich zwei Plätze und qualifizierte sich als Fünfter mit 3:36,61 Minuten direkt für das Halbfinale. Einen Rang vor ihm lief Norwegens Mitfavorit Jakob Ingebrigtsen locker in 3:36,49 ins Ziel. Vielleicht kann Robert Farken auch im Halbfinale am Donnerstag eine gute Rolle spielen.
„Es war nicht einfach, hier 3:36 zu laufen. Jetzt ist man darauf eingestellt, dass das Halbfinale noch mal extrem hart wird. Ich werde alles versuchen, vielleicht reicht es noch mal, vielleicht auch nicht. Ich bin Halbfinalist bei den Olympischen Spielen, das ist nach den letzten Jahren eine große Leistung für mich“, sagte Robert Farken.