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Amanal Petros reist als Mitglied der Weltklasse nach Paris
Im vergangenen Herbst lief Amanal Petros als erster Deutscher den Marathon in unter 2:05 Stunden – und ist damit mittendrin in der Weltspitze. Bei Olympia in Paris will er mutig vorne mitlaufen.
Bestzeit: 2:04:58 h (2023/dt. Rekord) | Verein: SCC Berlin | Geburtstag: 17.5.1995
Für Amanal Petros ist jetzt schon klar, wie er den Olympia-Marathon in Paris angehen wird: „Ich werde nicht taktieren, sondern vorne mitlaufen. Mir geht es um eine gute Platzierung, und ich will am liebsten unter die Top-Acht laufen.“ Dass das nicht utopisch ist, hat er in den letzten Jahren bewiesen, in denen er sich immer weiter gesteigert hat. Bis auf 2:04:58 Stunden. Deutscher Marathon-Rekord. Insgesamt dreimal hat er den deutschen Marathon-Rekord verbessert in den letzten vier Jahren. In 60:09 Minuten hält er außerdem den deutschen Halbmarathon-Rekord.
Im vergangenen Jahr rangierte er in der Welt-Bestenliste auf Platz 27. Nimmt man aber pro Nation nur drei Läufer in die Wertung – bei Olympischen Spielen dürfen pro Nation auch nur drei Athleten an den Start gehen –, waren nur acht Läufer schneller als der 28-Jährige vom SCC Berlin.
Steigungen wie bei der Olympia-Strecke ist er gewöhnt
Nach seinem Rekordrennen im vergangenen September in Berlin hat er sich eine Pause gegönnt, ist in die USA gereist, bevor er dann wieder in das Training eingestiegen ist und sich in Kenia in einer großen Gruppe von mehr als 35 Läufern auf die Olympia-Saison vorbereitet hat. Dass die dortigen Laufstrecken auch so einige Steigungen aufweisen, kommt ihm jetzt zugute. Schließlich wird auch der Olympia-Kurs alles andere als potteben sein. „Klar wünscht man sich eher einen flachen Kurs wie in Berlin“, gibt er zu. „Aber ich bin es aus dem Training in Kenia gewohnt, auch Steigungen zu laufen.“
Amanal Petros freut sich auf das Rennen in Paris. Es wird seine zweite Olympia-Teilnahme nach Tokio 2021 sein, als er Platz 29 belegte. Seitdem hat sich viel geändert. Nicht nur bei ihm, sondern generell im deutschen Marathon. Zeiten unter 2:10 Stunden sind keine Seltenheit mehr. Amanal Petros freut sich darüber. „Die Konkurrenz hat uns auf jeden Fall nach vorne gebracht“, meint er. „Als ich 2019 meinen ersten Marathon in 2:10:29 Stunden gelaufen bin, war das noch ein Riesen-Ding. Heute laufen so viele Deutsche unter 2:10 Stunden.“
Sieg und Deutscher Meister in Hannover
In diesem Frühling hat Amanal Petros beim Halbmarathon in Lissabon, wo er in 60:56 Minuten Dritter wurde, und seinem Sieg beim Hannover-Marathon in 2:06:05 Stunden, womit er Deutscher Meister wurde, seine gute Form unterstrichen. Die 2:06:05 Stunden sind die zweitschnellste Zeit, die je ein Deutscher gelaufen ist – nur Amanal Petros selbst war schneller.
Über viele Jahre hinweg hat der 29-Jährige, der zurzeit für den SCC Berlin startet, sich immer weiter nach vorne geschoben. Die meiste Zeit des Jahres verbringt Amanal Petros im kenianischen Höhentrainingslager in Iten, wo er mit internationalen Topathleten trainiert. Der enorme Einsatz spiegelt sich in der Leistungsentwicklung wider. Beim Berlin-Marathon steigerte Amanal Petros 2023 seinen deutschen Rekord auf 2:04:58 Stunden. Damit gehört er jetzt zur europäischen Spitze.
Bei den Europameisterschaften in München 2022 bereits Vierter, lief Amanal Petros vor kurzem bei der EM in Rom auf Rang drei im Halbmarathon. „Ich war froh, dass es am Ende noch zur Bronzemedaille gereicht hat. Denn ich hatte im Vorfeld zu viel trainiert und konnte in den beiden Nächten vor dem Rennen nicht gut schlafen“, sagt Amanal Petros, der gut 300 Meter vor dem Ziel zudem umknickte als er auf die Begrenzung der Bahn trat. „Das war schmerzhaft und dadurch hatte ich keine Chance mehr auf eine noch bessere Platzierung. Aber der Schmerz war dann schnell wieder weg, der Fuß war nicht verletzt und ist stabil.“
„Das Training hier in Kenia lief sehr gut, ich hatte keine Probleme“, erzählt Amanal Petros, der in Iten in einer Gruppe trainiert, die vom erfolgreichen italienischen Marathon-Coach Renato Canova angeleitet wird. Auch im Alter von knapp 80 Jahren ist der Trainer noch zeitweise in Kenia vor Ort. Mit seinem Heimtrainer Tono Kirschbaum gibt es zudem eine enge Absprache. „Wir telefonieren praktisch täglich“, sagt Amanal Petros, der in den letzten Wochen Trainingsläufe von bis zu 40 km Länge in der dünnen Höhenluft Kenias absolvierte. Für die schwere Strecke in Paris fühlt sich Amanal Petros bereit. Unmittelbar nach der EM in Rom war er mit den anderen deutschen Olympia-Startern in der französischen Hauptstadt, um sich die entscheidenden Passagen der Strecke anzuschauen. „Ich trainiere hier in Kenia ständig im hügeligen Terrain. Die Anstiege in Paris sind ähnlich“, sagt Amanal Petros, der beim olympischen Marathon in Sapporo (Japan) vor drei Jahren Platz 29 belegt hatte. „Meine Form ist so gut wie nie zuvor. Im Vergleich mit meinem Training für den Berlin-Marathon im vergangenen Jahr war ich bei den entscheidenden Trainingsläufen noch mal ein Stück schneller.“
„Ich werde mich in Paris nicht an einem bestimmten Konkurrenten orientieren. Ich habe keine Angst vor Eliud Kipchoge oder irgendeinem anderen Athleten. Mein Plan ist es, vorne mitzulaufen, aber am Ende der Gruppe“, sagt Amanal Petros, der auch die deutschen Rekorde über 10 km (27:32) und im Halbmarathon (60:09) hält. „Im Marathon kann alles passieren. Wenn es gut läuft, ist es mein Ziel, einen Platz unter den ersten acht zu erreichen“, sagt Amanal Petros. Dies wäre die beste Platzierung eines deutschen Athleten im olympischen Männer-Marathon seit dem Sensations-Rennen von Stephan Freigang 1992. Vor 32 Jahren, als die Afrikaner den Marathon noch nicht dominierten, lief der Cottbuser in Barcelona nach einer starken Schlussphase zur Bronzemedaille.