Der neue Air Zoom Alphafly NEXT% 2 von Nike
„Ein Schuh für alle mit Marathon-Zielen“
Nike bringt die zweite Generation des ultimativen Marathon-Schuhs auf den Markt. Ab heute ist der Alphafly 2 erhältlich. Hier verrät Nike-Entwickler Elliott Heath, was an dem Carbonschuh neu ist.
Pünktlich vor den Marathon-Highlights des Sommers kommt der Nachfolger jenes Nike-Carbonschuhs auf den Markt, in dessen Prototyp Eliud Kipchoge aus Kenia 2019 den ersten Marathon unter zwei Stunden gelaufen ist. Während der damalige Prototyp noch irregulär war, darf der neue Alphafly NEXT% 2 – genau wie sein Vorgänger – in Rekord und Meisterschaftsrennen getragen werden und wird sicher in den Marathon-Entscheidungen bei den Weltmeisterschaften in Portland (US-Bundesstaat Oregon; 15. bis 24. Juli) und den Europameisterschaften in München (15. bis 21. August) zum Einsatz kommen. Wir haben mit Nike Produkt-Manager Elliott Heath aber auch darüber gesprochen, warum der neue Top-Schuh in der 300-Euro-Klasse nicht nur für die Schnellsten der Welt, sondern für alle geeignet ist, die sich beim Marathon Ziele setzen.
Was ist neu und innovativ an der zweiten Generation des Alphafly NEXT%?
Elliott Heath: Wir haben uns die Bedürfnisse noch einmal genau angeschaut, die Läuferinnen und Läufer auf den langen Strecken und insbesondere beim Marathon haben. Im Zentrum der Weiterentwicklung steht die Energierückgabe, die Unterstützung einer optimal effektiven Laufökonomie und die starke Dämpfung, die auf den ganz langen Strecken gebraucht wird. Und das Ganze bei möglichst geringem Gewicht. Jedes Gramm eines Schuhs muss dem Läufer und der Läuferin einen funktionalen Vorteil bieten. Das war unser Credo bei der Weiterentwicklung des Alphafly NEXT%.
Wie wirkt sich das auf die einzelnen Bereiche des Schuhs aus?
Elliott Heath: Fangen wir mal mit dem Obermaterial an: Wir verwenden hier seit 2020 Atomknit, eine Weiterentwicklung des FlyKnit-Materials, das bei vielen Nike-Laufschuhen zum Einsatz kommt. Für den Alphafly haben wir Atomknit noch einmal verbessert. Das Material ist superleicht und gibt uns die Möglichkeit, es in geringer oder größerer Dichte an den verschiedenen Stellen des Schuhs einzusetzen. Da, wo Stabilität und Haltbarkeit gefragt ist, ist das Netz dichter, an anderen Stellen lockerer, um mehr Belüftung zu realisieren und Gewicht zu sparen. Bei der Zunge haben wir etwas mehr Polsterung eingebaut, um den Druck der Schnürsenkel auf den Fuß zu minimieren. Wer mit einem Schuh über 42 Kilometer läuft, weiß so ein Detail zu schätzen, weil es das Wohlbefinden im Schuh steigert.
Wurden die Carbon- und Dämpfungselemente verändert? Sie hatten den größten Anteil daran, dass der Alphafly der Schuh war, in dem Eliud Kipchoge 2019 den ersten Marathon unter zwei Stunden gelaufen ist …
Elliott Heath: … die Mittelsohle ist weiterhin aus dem ZoomX-Schaum und den Carbon-Elementen aufgebaut, die den Alphafly so schnell machen. Was wir optimiert haben, ist die Form der Mittelsohle. Der neue Alphafly NEXT% 2 gibt Läuferinnen und Läufern mehr Stabilität und verbessert das Abrollverhalten noch einmal. Die Ferse ist ein bisschen breiter und die Kontaktfläche mit dem Boden wurde ebenfalls etwas verändert. Das gibt dem Schuh noch mehr Stabilität, besonders in schnell gelaufenen Kurven. Denn wir haben zum Alphafly der ersten Generation das Feedback gehört, das diese Stabilität gerade bei einem Schuh mit einer so dicken Sohle extrem wichtig ist. Um das Abrollverhalten weiter zu verbessern, haben wir die Sprengung des Schuhs erhöht. Der Unterschied zwischen Ferse und Vorfuß beträgt jetzt acht Millimeter. Außerdem haben wir unter den Zoom Air Pods, die weiterhin bei jedem Schritt Energie zurückgeben, statt Gummi jetzt auch etwas ZoomX-Schaum platziert.
Warum das?
Elliott Heath: Das hängt mit dem neuen Außensohlenmaterial zusammen, das jetzt zum Einsatz kommt. Wir haben eine Gummimischung gefunden, die optimale Traktion und Haltbarkeit bei weniger Sohlendicke garantiert. Und die dünnere Außensohle hat es uns ermöglicht, unter den Air Pods den ZoomX-Schaum einzusetzen: Für noch mehr Dämpfung und Energierückgabe, bei weniger Gewicht. Das macht das Abrollverhalten des Schuhes noch etwas flüssiger und minimiert außerdem die Geräusche bei jedem Schritt. Einige Athletinnen und Athleten hatten bemerkt, dass der Alphafly etwas „laut“ beim Fußaufsatz war …
… das zeigt, wie ernst man bei Nike solches Feedback nimmt.
Elliott Heath: Ja klar, wir haben hier ein kreatives Team kluger Köpfe, aber alles, was wir uns ausdenken, muss von den Läuferinnen und Läufern, mit denen wir zusammenarbeiten, in ausgiebigen Tests akzeptiert und für gut gehalten werden. Manchmal glauben wir, dass wir die beste Idee überhaupt haben und hören dann, dass das für die Athleten und Athletinnen nicht funktioniert. Manchmal ist es aber auch umgekehrt, wir kommen mit etwas, von dem wir zunächst nicht zu hundert Prozent überzeugt sind, und die Athleten und Athletinnen sind begeistert. Dieses Zusammenspiel steht bei uns immer im Mittelpunkt. Grade bei einem Schuh wie dem Alphafly, bei dem sich kleinste Details in Sekunden der Marathonzeit ausdrücken.
„Eliud Kipchoge hat die Entwicklung von Anfang an begleitet“
Und Weltrekordler Eliud Kipchoge war natürlich auch an der Weiterentwicklung beteiligt …
Elliott Heath: … ja, er begleitet den Prozess von Anfang an, hat die ersten Prototypen in Kenia getestet. Er hat auch den Tokio-Marathon im Frühjahr schon in dem Schuh gewonnen, der jetzt für alle zu haben ist. Das war quasi der Abschluss der Testserie für den Alphafly NEXT% 2.
Eliud Kipchoge ist in der Ursprungsversion des Alphafly den ersten Marathon unter zwei Stunden gelaufen. Welche Barrieren werden mit dem Nachfolger in Angriff genommen?
Elliott Heath: Athletinnen und Athleten wählen für sich selbst die Barrieren, die sie durchbrechen wollen. Die zwei Stunden waren Eliuds Idee, und wir waren froh, unseren Teil zur Erfüllung dieses Traums beitragen zu können. Und so wollen wir allen helfen, ihre individuellen Grenzen zu überschreiten. Nicht nur Weltrekordlern wie Brigid Kosgei oder Eliud Kipchoge. Es geht darum, möglichst viele zu inspirieren, ihre individuelle Leistungsfähigkeit perfekt auszunutzen und ihre persönlichen Ziele zu erreichen.
Und der Alphafly NEXT% 2 ist für alle Läuferinnen und Läufer geeignet?
Elliott Heath: Für alle, die sich Ziele setzen und diese erreichen wollen. Wir haben ihn nicht nur für die Schnellsten kreiert, sondern auch für diejenigen, die im Marathon die Drei-, Vier und die Fünf-Stunden-Barriere durchbrechen wollen. Das ergibt sich aus der Entwicklung unserer Marathonschuhe in den vergangenen fünf Jahren: Es sind nicht mehr die Modelle, die superleicht waren, aber mit ihrer dünnen Sohle kaum Komfort geboten haben und wirklich nur von Top-Läuferinnen und Läufern getragen werden konnten. Die neuen Schuhe bieten so viel Dämpfung und Komfort, dass sie Marathonschuhe für alle sind, die ihre eigenen Grenzen kennenlernen und überschreiten wollen.
Nike wurde in diesen Tagen 50. Wie haben sich Innovationsprozesse über die Jahre entwickelt?
Elliott Heath: Ich bin eigentlich zu jung, um über die frühen Tage zu sprechen, aber nach Gesprächen mit älteren Kollegen und nach der Lektüre der Biografie „Shoe Dog“ unseres Gründers Phil Knight kann ich mir ganz gut vorstellen, wie in den frühen 70er-Jahren gearbeitet wurde. Natürlich haben sich Materialien, Technologien und das Know-how extrem entwickelt. Aber seit der Gründung von Nike geht es immer darum, Athletinnen und Athleten mit Equipment dabei zu helfen, ihre größten Ziele zu erreichen. Heute haben wir zwar all‘ diese hochentwickelten Labore und Forschungseinrichtungen. Aber den grundsätzlichen Prozess von einer Idee, die mithilfe von Prototypen durch die Sportler überprüft und immer weiter verbessert wird, – den gab es schon vor mehr als 50 Jahren als Bill Bowerman die ersten Schuhe für seine Athletinnen und Athleten an der University of Oregon in Eugene baute. Diese Art des Arbeitens lieben alle bei Nike. Und daran wird sich sicher auch in den nächsten 50 Jahren nichts ändern.