#gemeinsammehrbewegen-Preis 2023
Preiswürdig (Teil 3): Im Einklang mit der weiblichen Physis laufen – dank Fierce Run Force
Wir stellen Aktionen vor, die zeigen, wie Laufen das Leben verbessert. Dann entscheidest du mit, wer den „#gemeinsammehrbewegen-Preis“ 2023 erhält. Ein Kandidat: Fierce Run Force e.V. aus Berlin.
Periode, Regel, Monatsblutung, Menstruation – es gibt viele Begriffe für die Blutung, mit der bei Frauen der Menstruationszyklus startet, der monatlich in der Zeit zwischen Pubertät und den Wechseljahren abläuft. Dabei wandert eine Eizelle nach dem Eisprung aus dem Eierstock in die Eileiter, bereit zur Befruchtung. Geschieht dies, teilt sie sich auf dem Weg in die Gebärmutter mehrmals und nistet sich dort ein. Passiert dies aber nicht, stirbt die Eizelle und die Gebärmutterschleimhaut wird zusammen mit rund 50 Millilitern Blut abgestoßen. Es kommt zur Menstruation und ein neuer Zyklus beginnt.
Dieser komplexe Vorgang, gesteuert durch das Gehirn und verschiedene Hormone, läuft in vier Phasen ab und sollte in der Regel beschwerdefrei sein. Dabei beträgt die Zeitspanne, in der die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen wird, Periode genannt, meist drei bis sieben Tage. Eine Zeit, in der man meinen könnte, dass an Leistungssport eigentlich nicht zu denken ist. Ganz im Gegenteil, meint Stephanie Platt, die im März 2022 den Verein Fierce Run Force e.V. in Berlin gegründet hat, der sich für den „#gemeinsammehrbewegen-Preis“ 2023 bewirbt.
So wird der #gemeinsammehrbewegen-Preis vergeben
Wir finden: Der Verein Fierce Run Force e.V. aus Berlin ist ein guter Kandidat für den mit 1000 Euro dotierten #gemeinsammehrbewegen-Preis, den der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) und laufen.de unterstützt von DATEV in diesem Jahr vergeben. Der Preis wird am 1. Dezember bei unserer großen Lauf-Gala in Bergisch-Gladbach verliehen, wo wir gemeinsam mit German Road Races, der Vereinigung der großen Laufveranstaltungen im deutschsprachigen Raum, auch die Läuferinnen und Läufer des Jahres ehren. Wer den Preis erhält, entscheidet jetzt die Community von laufen.de. Die Gewinner-Initiative wird zur Laufgala nach Bergisch-Gladbach eingeladen.
#gemeinsammehrbewegen: Die ganze Story des Fierce Run Force e.V.
Der erste Frauenlaufsportverein mit zyklusorientiertem Training entstand aus der Überzeugung heraus, dass der Laufsport für menstruierende Personen und Menschen mit biologisch definiertem weiblichem Geschlecht zugänglicher gemacht werden sollte. „Wir setzen uns aktiv dafür ein, zyklusorientiertes Training zu fördern, da die herkömmlichen Trainingsmethoden und -pläne bisher ausschließlich auf Männer zugeschnitten sind und die Bedürfnisse dieser Gruppe nicht angemessen berücksichtigt werden“, sagt Stephanie Platt. Dabei gehe es dem Verein um Aufklärung, Information und ein gelebtes Miteinander. „Ich möchte auch, dass Frauen ihren Körper und ihre Gesundheit besser verstehen“, so die 32-Jährige.
Stephanie Platt hat 2019 das Thema „zyklusorientiertes Training“ für sich entdeckt. Damals wurde die ehemalige Leistungssportlerin durch einen Ermüdungsbruch im Kreuzbein ausgebremst und hatte Zeit, sich noch stärker damit zu befassen. „Ich habe damals erkannt, dass es zwischen Überlastung und zyklusabhängigen Störungen, die oft schwerwiegende körperliche Folgen haben können, einen Zusammenhang gibt“, sagt sie. Eine Lösung des Problems: zyklusgerechtes Training. Seitdem hat sie zu dem Thema Interviews in renommierten Publikumsmedien und Fachzeitschriften gegeben sowie in Podcasts zu dem Thema darüber berichtet. Darüber hinaus hat die ehemalige Mittelstrecklerin verschiedene Formate wie Talks und auch Workshops zur Frauengesundheit initiiert.
Im Einsatz für sicheren Raum, in dem gemeinsam trainiert wird: Die Fierce Run Force von Stephanie Platt
„Mein Ziel ist es, dass jede Athletin ihren Zyklus und ihren aktuellen Zyklustag genauso gut kennt wie ihre Bestzeiten, um im Einklang mit ihrem Körper zu trainieren. Wir trainieren mit unserem Körper und nicht gegen ihn!“, sagt die EM-Bronze-Medaillengewinnerin mit der Mannschaft im Crosslauf. Jede Frau sollte die Möglichkeit haben die verschiedenen Phasen des Menstruationszyklus zu verstehen und ein Bewusstsein entwickeln, „dass wir alle sehr individuell sind“. Dabei sei eine Dokumentation der eigenen Leistungsfähigkeit essentiell wichtig und auch die auftretenden Beschwerden wie beispielsweise Müdigkeit, Krämpfe oder Kopfschmerzen. „Wichtig ist mir Qualität vor Quantität, das bewusste Einbauen von Pausen und dass wir eine gute Balance hinbekommen“, betont Stephanie Platt. Vereinsangebote sind derzeit ein Online-Training am Montag beim sogenannten „Movement Monday“, der „Track Thursday“, bei dem immer donnerstags im Stadion oder im Park Kraft und Ausdauer geschult werden, Netzwerk- und Community-Treffen sowie ärztliche Betreuung und auch Beratung zum Thema Frauengesundheit. „Wir sind offen für jedes Level und Alter“, sagt Stephanie Platt.
Die zweimalige Deutsche Meisterin über 1500 Meter hat bereits rund 30 Mitstreiterinnen um sich geschart, die sie kontinuierlich bei der Ausrichtung ihres Trainings nach dem individuellen Zyklus betreut. „Damit schaffen wir eine Basis, um langfristig Verletzungen und Überlastungen zu minimieren. Gleichzeitig stärken wir das Bewusstsein für Frauengesundheit und -rechte im Sport“, sagt sie. Das Engagement erfährt immer mehr mediale Aufmerksamkeit: „Wir wurden als Expertinnen vom Deutschen Olympischen Sportbund eingeladen, sind Teil einer ARD-Dokumentation zur Gendermedizin und waren zuletzt als Expertinnen bei der Grünen Fraktion in Berlin zum Fachgespräch zur Sicherheit beim Laufen im Dunkeln eingeladen, was unsere Initiative als relevant und zukunftsweisend bestätigt.“
Noch wichtiger sei aber die Anerkennung, die das Projekt durch Athletinnen und andere Vereine erfahre. Stephanie Platt: „Unsere Athletinnen und das Feedback anderer Vereine sind der beste Beweis für die Wirksamkeit unseres Ansatzes. Durch zyklusorientiertes Training haben sie nicht nur ihre Leistungsfähigkeit gesteigert, sondern auch Verletzungen vermieden und sich insbesondere in den männlich dominierten Bereichen des Sports behauptet.“
Stephanie Platt: „Wir wollen Laufen grundsätzlich zugänglicher machen“
Und wie sieht ihre Vision für die Zukunft aus? „Wir sind Vorreiterinnen mit unserem Pionierprojekt, aber wir möchten auch Vorbild für andere Vereine sein. Unsere Arbeit zielt darauf ab, dass zyklusorientiertes Training zur Norm wird“, betont Stephanie Platt. Darüber hinaus sei Fierce Run Force, wobei „Fierce“ für „kämpferisch“ steht, nicht nur ein Sportverein, sondern auch ein sicherer Raum, in dem nicht nur gemeinsam trainiert, sondern auch offen über die Menstruation, Frauengesundheit und -rechte im Laufsport gesprochen werde.
„Wir setzen uns dafür ein, dass Laufen grundsätzlich zugänglicher zu machen, unabhängig von Leistungsniveau oder Geschlecht. Unser Safe Space ist für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht-binäre, transgeschlechtliche und agender Personen und fördert die Gemeinschaft und den Wissensaustausch“, so Stephanie Platt. Man wolle insbesondere Bewusstsein schaffen, Aufmerksamkeit wecken und Sichtbarkeit bewirken. „Das ist das, was uns weiterbringt“, betont Stephanie Platt. „Der Sport macht uns stark, aber noch stärker sind wir gemeinsam“, steht auf der Internetseite. In diesem Sinne: Herzlich willkommen im Bewerberkreis für den „#gemeinsammehrbewegen-Preis“ 2023!