Leichtathletik-WM in Eugene (USA)
"Running is coming home": Brite Jake Wightman schockt Norweger Jakob Ingebrigtsen - Gesa Krause auf Rang 15
Der Brite Jake Wightman ist neuer Weltmeister über 1.500 Meter. Im Stil der britischen 1980er-Jahre Ikonen Sebastian Coe, Steve Ovett und Steve Cram stürmte er zum Gold.
Mit einem famosen Rennen ließ der Brite Jake Wightman Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) hinter sich. Der 28-Jährige lief das Rennen seines Lebens und übernahm rund 200 Meter vor dem Ziel die Führung von Ingebrigtsen. In der Folge war Jake Wightman nicht mehr einzuholen und gewann in einer Jahresweltbestzeit von 3:29,23 Minuten vor dem Norweger (3:29,47 min).
Bronze sicherte sich der Spanier Mohamed Katir in 3:29,90 Minuten vor seinem Landsmann Mario Garcia (3:20,20 min) und dem britischen Olympia-Dritten Josh Kerr (3:30,60 min). Erst danach folgte auf Platz sechs der beste Kenianer in Eugene: Der Titelverteidiger und Olympia-Zweite Timothy Cheruiyot lief nach 3:30,69 Minuten ins Ziel.
„Als ich ins Ziel lief dachte ich, das ist surreal, da muss etwas schief gelaufen sein“, beschrieb Jake Wightman seine Gefühle. Doch Jakob Ingebrigtsen war an diesem Tag einfach nicht stark genug, um den Schotten zu besiegen. „Das wird noch eine Weile dauern, bis ich das realisiere. Nach einem bitter enttäuschenden zehnten Platz bei Olympia wollte ich es hier besser machen.“
Jake Wightman ist der erste britische 1.500-Meter-Weltmeister seit der goldenen britischen Mittelstrecken-Ära in den 80er Jahren. 1983 gewann Steve Cram, der das Rennen in Eugene für die BBC kommentierte, den WM-Titel. Ein Jahr später triumphierte der aktuelle Präsident des internationalen Leichtathletik-Verbandes World Athletics, Sebastian Coe, bei den Olympischen Spielen über 1.500 Meter. Seitdem hat kein Brite mehr einen großen globalen Titel über 1.500 Meter gewonnen.
Auch ein Kuriosum gab es bei Jake Wightmans 1.500-Meter-Sieg in Eugene: Sein Vater und Trainer Geoff Wightman war der Stadionsprecher, der das Rennen kommentierte. Überwältigt vom Sieg seines Sohnes und in Anspielung an die große britische Mittelstrecken-Tradition rief er: „Running is coming home!“
Gesa Krause kann den Besten dieses Mal nicht folgen
Norah Jeruto ist die neue Weltmeisterin über 3.000-Meter-Hindernis. Die aus Kenia stammende und für Kasachstan startende Läuferin triumphierte bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Eugene (USA) in 8:53,02 Minuten und erzielte damit die drittschnellste je gelaufene Zeit und einen WM-Rekord. In einem extrem schnellen Rennen blieben auch die Äthiopierinnen Werkuha Getachew und Mekides Abebe mit 8:54,61 beziehungsweise 8:56,08 Minuten unter der Neun-Minuten-Barriere.
Gesa Krause (Eintracht Frankfurt) belegte den 15. und damit letzten Rang in diesem Finale. Die zweimalige Europameisterin (2016 und 2018) und WM-Dritte (2015 und 2019) kam nach 9:52,66 Minuten abgeschlagen ins Ziel. Krankheitsbedingt verspätet in die Saison gestartet, reichten offensichtlich Kraft und Form nur für ein Rennen bei der WM. Dabei qualifizierte sich Gesa Krause ganz knapp für das Finale, wo die Olympia-Fünfte von Tokio 2021 frühzeitig weit zurück fiel.
„Bei jedem anderen Rennen wäre ich nicht zu Ende gelaufen, aber es ist nun mal eine Weltmeisterschaft. Da möchte ich kein ´Did not finish´ stehen haben“, sagte die 29-Jährige im Anschluss an das Finale am ARD-Mikrofon.
Gesa Krause hatte auf dem Weg zur WM mit einer fast zehnmonatigen Hindernis-Pause aufgrund von Achillessehnen-Beschwerden und mehreren Infekten zu kämpfen. Nun möchte sie den Fokus auf den zweiten Jahreshöhepunkt, die EM in München, richten.
Klosterhalfen und Reh verpassen Finale über 5.000 Meter
Keine erfreulichen Nachrichten gab es in den Vorläufen am Mittwoch von den deutschen Läufern. So konnte sich keine der drei Starterinnen über 5.000 m für das Finale qualifizieren. Überraschend scheiterte auch Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen). In ihrem Vorlauf lag die 5.000-Meter-WM-Dritte von Doha 2019 bis zur 4.000-Meter-Marke auf Kurs für einen Platz im Endlauf. Doch auf dem letzten Kilometer brach Klosterhalfen ein und kam schließlich nur als Achte in 15:17,78 Minuten ins Ziel. Nach einer Covid-Infektion ist sie offensichtlich noch lange nicht wieder in Topform. Bei sehr heißen Temperaturen von über 30 Grad Celsius gewann die Äthiopierin Gudaf Tsegay den ersten Vorlauf in 14:52,64 Minuten.
Im zweiten 5.000-Meter-Vorlauf zeigte sich, dass auch Alina Reh (SCC Berlin) noch nicht wieder in der Verfassung ist, um in den Kampf um die Finalplätze eingreifen zu können. Die 10.000-Meter-EM-Dritte von 2018 litt Anfang des Jahres an einer Herzmuskelentzündung, hatte dadurch einen langen Trainingsausfall und ist noch ein Stück entfernt von ihrer Bestform. In der zweiten Hälfte des Rennes wuchs ihr Rückstand auf die Spitzengruppe deutlich. Am Ende belegte Alina Reh Rang zehn in 15:13,92 Minuten. Nur auf Rang 18 kam Sara Benfarès (LC Rehlingen) nach 16:34,23 ins Ziel. Letesenbet Gidey (Äthiopien), die bereits über 10.000 m Gold gewonnen hatte, war mit 14:52,27 Minuten die schnellste Läuferin dieses Vorlaufes.
Keine Chance auf den Einzug ins Halbfinale hatte der einzige deutsche Läufer über 800 Meter. Marc Reuther (Eintracht Frankfurt) läuft in dieser Saison seiner früheren Form hinterher. In seinem Vorlauf kam er mit einer Zeit von 1:50,75 Minuten nicht über Rang fünf von sechs Läufern hinaus. Platz drei wäre nötig gewesen, um das Halbfinale zu erreichen.