Stimmt das? Ernährungsmythen im Check
Dass Eier keine gefährlichen Cholesterinbomben sind, sondern wertvolle Protein- und Energielieferanten, weißt du längst: Unser Experte Dr. Stefan Graf schickt weitere Behauptungen zur guten Läufer-Ernährung ins Reich der Märchen.
3. Ist dunkle Schokolade generell viel gesünder als Vollmilchschokolade?
Dunkel ist kein Muss. Schokolade ist nur in kleinen Mengen gesund. Eine halbe Tafel pro Woche ist ein gutes Maß. Dabei können gute Vollmilchsorten genauso gesund sein wie dunkle Schokolade.
Woher kommt der Mythos? Dunkle Schokolade mit mindestens 70 Prozent Kakaogehalt lautet die Empfehlung für gesunden Genuss. Dabei geht es nicht um die euphorisierenden Glückshormone (Serotonin & Co.), die nur in äußerst geringer Konzentration in Schokolade enthalten sind. Wichtiger sind die Flavonole. Diese sekundären Pflanzenstoffe neutralisieren als starke Antioxidantien zellschädigende freie Radikale, die bei metabolischen Oxidationsprozessen entstehen. Bei Sportlern, die täglich 40 Milligramm Flavonole in Form von Kakao-Getränken zu sich nahmen, vergrößerte sich schon nach wenigen Tagen der Gefäßdurchmesser, sodass mehr Blut die Zellen erreichte. Die so erzielte Optimierung der Sauer- und Nährstoffversorgung führte zu einer besseren Ausdauerleistung.
Das enttarnt den Mythos: Es gibt auch gute Vollmilch-Sorten mit hohem Flavonol-Gehalt. Dieser hängt von der verwendeten Kakaosorte und dem Herstellungsverfahren ab. Ob der Milchanteil die antioxidativen Eigenschaften der Flavonole hemmt, ist umstritten.
4. Schadet Fleisch wirklich den Gelenken, indem es Gicht verursacht?
Nicht direkt. Für entzündliche Gelenkbeschwerden ist meist ein zu hohes Körpergewicht in Verbindung mit Bewegungsmangel ursächlich.
Woher kommt der Mythos? „Die Krankheit der Reichen“ wurde einst die Gicht genannt, da sie fast nur Vermögende betraf, die sich häufigen Fleischverzehr leisten konnten. Fleisch ist reich an Purinen, die im Körper zu Harnsäure abgebaut werden. Hohe Harnsäurewerte im Blut können zu schmerzhaften entzündlichen Ablagerungen von Harnsäurekristallen in Sehnen und Gelenken führen. Deshalb sind viele Läufer verunsichert und verzichten den Gelenken zuliebe auf Fleisch.
Das enttarnt den Mythos: Die höchsten Harnsäurespiegel im Blut weisen Veganer auf, die auf jegliche tierische Nahrung verzichten. Aber Veganer haben keinesfalls häufiger Gelenkprobleme. Die Harnsäurewerte im Blut scheinen also weniger bedeutsam für die Entstehung von Gelenkproblemen als bislang angenommen. Zumal neben Fleisch auch andere Lebensmittel purinreich sind: bestimmte Fischarten, aber auch Spargel, Hülsenfrüchte, Spinat, Rosenkohl und Hefe. Für Gelenk-Gesunde ohne Störungen im Purinstoffwechsel geht von diesen Nahrungsmitteln bei normalen Verzehrmengen keine Gefahr aus. Verzicht ist dagegen bei fettreichen Schweinefleisch- und Wurstwaren geboten. Sie enthalten viel Arachidonsäure, eine entzündungsfördernde Omega-6-Fettsäure, die keinem Läuferknie guttut. Nicht das Fleisch mit seinen Purinen an sich ist also problematisch, sondern vor allem zu große Portionen und die darin steckenden Kalorien. Für entzündliche Gelenkbeschwerden sind – abgesehen von ererbten Stoffwechselstörungen – in erster Instanz ein zu hohes Körpergewicht in Verbindung mit Bewegungsmangel verantwortlich.