Livestream von der Trail-WM
Wo die Kameraleute fast so fit wie die Top-Stars sind
Die Trail- und Berglauf-WM in Innsbruck waren nicht nur vor Ort ein tolles Event. Mit der Liveübertragung der Rennen im Internet hat sie auch medial Maßstäbe gesetzt. So hat’s funktioniert.
Hast du die Berglauf- und Trail-WM in den vergangenen Tagen via Livestream verfolgt und dich vielleicht gefragt, wie es gelungen ist, die spannenden Rennen auch in unwegsamem Gelände im Hochgebirge so in Szene zu setzen, dass man immer hautnah an den Athletinnen und Athleten war? Im Gegensatz zu Radrennen wie der Tour de France war für die Veranstalter der Trail- und Berglauf-WM in Innsbruck und im Stubaital der Einsatz von mit Benzin und Kerosin betriebenen Motorrädern oder Hubschraubern für Videoaufnahmen prinzipiell ausgeschlossen. Trailrunning sollte auch medial im Einklang mit der Natur und nachhaltig vermittelt werden.
Philipp Reiter war in Tirol für den Einsatz der Kameraläufer zuständig. Der erfahrene Trailrunner und Bergsportfotograf aus Bad Reichenhall bei Salzburg erklärt hier, wie das Zusammenspiel von fest installierten Kameras, Drohnen und den Kameraleuten auf E-Mountainbikes und zu Fuß funktioniert hat.
„Beim Trailrunning kommt man ja meistens nur zu Fuß dahin, wo die Läuferinnen und Läufer unterwegs sind. Wir haben hier von den Erfahrungen des UTMB profitiert. Bei dem superlangen Trailrennen rund um den Mont Blanc in Frankreich realisiert man die Livebilder schon seit ein paar Jahren mithilfe von Kameraläufern, die die Stars begleiten und von hinten filmen. Dabei gibt es zwei große Herausforderungen.
Die Erste: Wir mussten Leute finden, die fast so fit sind wie die Athletinnen und Athleten in den WM-Rennen. Die Kameraläufer müssen in der Lage sein, ein paar Kilometer im schweren und steilen Gelände direkt hinter den Besten herzulaufen. Das ist dem WM-Team gelungen, weil wir gut vernetzt in der Szene sind. Wir hatten 20 im Einsatz, die den Job für eine kleine Aufwandsentschädigung gemacht haben. Die waren super motiviert und hatten großen Spaß an der anstrengenden Aufgabe, an der ein Großteil des Livestreams hing. Darunter war mit Lisa Wimmer eine Läuferin. Der Stärkste kam aus Frankreich und ist so fit, dass er fast auch im WM-Rennen vorn hätte mitlaufen können. Fleury Roux ist beim langen Trail vom Start in Neustift bis hoch zum Kreuzjoch zehn Kilometer mit 1500 Höhenmetern direkt hinter der Spitze hergelaufen.
Immer nur von hinten: Kameraläufer hinter WM-Silbermedaillengewinnerin Katharina Hartmuth
Die zweite Herausforderung war es, die mit dem Smartphone aufgenommen Videobilder direkt in den Ü-Wagen zu übertragen, wo der Livestream von der Regie zusammengestellt wurde. Die Übermittlung der Bilder musste übers Handynetz erfolgen. Während die fest installierten Kameras, von denen es auch viele entlang der Strecke und vor allem an den Zwischenzeitpunkten gab, direkt via Satellit Bilder übertragen können, waren die Kameraläufer auf das öffentliche Netz angewiesen. Glücklicherweise ist das rund um die Alpenmetropole Innsbruck auch in den Bergen relativ gut ausgebaut, obwohl es auch hier einige Stellen mit schlechtem Empfang gibt.
Um das Netz optimal nutzen zu können, hatten alle neben den zwei Handys und Akkupacks auch einen W-Lan-Router dabei. Das ganze Equipment muss getragen werden, was den Job noch ein bisschen schwerer machte. Die Handys sind bei solchen Einsätzen immer auf einem sogenannten Gimbal montiert, der die beim Laufen unvermeidlichen Bewegungen des Smartphones ausgleicht, sodass die Bilder nicht verwackelt sind.
Dort, wo man mit dem Rad fahren kann, waren die Kameraläufer auch auf E-Mountainbikes unterwegs, um die WM-Athletinnen und Athleten ins Bild zu setzen. Von vorn wurde dabei – im Gegensatz zur Tour de France mit ihren Motorrädern beispielsweise – fast nie gefilmt. Das wären schöne Bilder gewesen, wenn die Zuschauer die Emotionen in den Gesichtern sehen könnten. Aber wir sind ja alle selbst Trailrunner und wissen, dass es die meisten nervt, wenn da ein Radfahrer direkt vor einem herfährt …"
Wie gut das Streaming der Rennen bei der Berglauf- und Trail-WM in Innsbruck und im Stubaital auch dank der Kameraläufer funktioniert hat, kannst du dir hier im YouTube-Kanal der Veranstaltung anschauen.