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Trailrunning
Von 16 bis 106 Kilometer: Fast 4000 laufen rund um die Zugspitze

| von Joël Kruse und Christian Ermert

Am Wochenende waren tausende beim Zugspitz Ultratrail am Start. 2025 wird es ein Rennen über 160 Kilometer geben. Aber man will auch Menschen für die Trails begeistern, die nicht das Extreme suchen.

Laufen in den Bergen boomt und begeistert immer mehr Menschen. Das bewies der Salomon Zugspitz Ultratrail am vergangenen Wochenende erneut. Knapp 4000 Läuferinnen und Läufer aus 67 Nationen hatten sich angemeldet. Damit waren alle sechs Rennen mit Distanzen zwischen 16 und 106 Kilometern ausgebucht. 3730 von ihnen erreichten das Ziel in Garmisch-Partenkirchen. 2025 wird es erstmals ein Rennen über 100 Meilen rund um Deutschlands höchsten Berg geben.

An solche Zahlen hat niemand gedacht, als Mitte der Nuller-Jahre ein Rennen in den deutschsprachigen Alpen erstmal die Aufmerksamkeit einer breiteren Öffentlichkeit auf sich zog. 2005 feierte der Gore-Tex Transalpine Run, kurz TAR, seine Premiere. Ein Etappenlauf über den Alpen-Hauptkamm, bei dem ein Laufduo in sieben Tagen rund 300 Kilometer mit über 16.000 Höhenmetern bewältigen muss. Dieser Herausforderung stellten sich damals nur sehr wenige. Aber die berichteten von der Anziehungskraft der Berge, von der einzigartigen Stimmung an der Strecke, dem unvergleichlichen Zusammenhalt der Aktiven, der professionellen Organisation und dem fast schon unbeschreiblichen Gefühl, das schier Unmögliche geschafft zu haben – einer euphorisierenden Mixtur aus Erschöpfung nach einer mehrstündigen Dauerbelastung, Ungläubigkeit und unermesslichem Stolz. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

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Natur- und Gemeinschaftserlebnis verbinden: Das kann Trailrunning

Jürgen Kurapkat kennt dieses Gefühl nur zu gut. Der 57-Jährige gilt in der Szene als „Erfinder“ des TAR, weil er 2005 als Mitarbeiter von Gore im Bereich Sponsoring das Etappenrennen mit initiiert und organisiert hat. Der studierte Volkswirt ist durch den TAR selbst zum begeisterten Trailrunner geworden: „Ich bin bei der Premiere ein paar Etappen mitgelaufen. Da hat mich das Fieber am Berg sofort gepackt. Seitdem bin ich dabeigeblieben.“ Die Faszination beschreibt er so: „Zum einen kann man in relativ kurzer Zeit ein intensives Outdoor-Abenteuer erleben. Andererseits bleibt das gesellige Miteinander immer auch ein Wettkampf. Das fantastische Naturerlebnis in Verbindung mit dem sportlichen Wettstreit macht für mich die Magie des Trailrunning aus.“

Seit 2011 lässt sich dieser Zauber auch bei den Eintagesrennen an der Zugspitze erleben. Damals feierte der Salomon Zugspitz Ultratrail, kurz ZUT, seine Premiere am höchsten Berg Deutschlands und eine Bewegung nahm ihren Lauf, die seitdem nur eine Richtung kennt: steil bergauf! Trailrunning ist Trend.

Mittlerweile ist Jürgen Kurapkat bei der Agentur Plan B konzeptionell tätig und kümmert sich um die Bereiche Kommunikation und PR. Hinter Plan B stecken Heini und Uta Albrecht und ein großes Team. Insbesondere durch den ZUT und den TAR haben sie Trailrunning in Deutschland (und auch in Österreich und Südtirol) auf ein neues Niveau gehoben. Die Organisation ist bis ins letzte Detail hoch professionell, und die Sicherheit aller Aktiven steht immer an erster Stelle. Seit über 25 Jahren sind die beiden im Geschäft und werden nicht müde, neue Konzepte auszuprobieren.

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Die Bergnacht erleben: Nächstes Jahr erstmal ein 100-Meilen-Rennen an der Zugspitze

Und so wird der nächste Zugspitz Ultratrail vom 12. bis 14. Juni 2025 mit einem neuen Rennen stattfinden, das länger ist als alle zuvor. Ein Trailrennen über 100 Meilen, also 160 Kilometer rund um Deutschlands höchsten Berg. Der Startschuss für den ZUT 100 soll gleich nach der offiziellen Eröffnung am Donnerstagabend in Garmisch-Partenkirchen fallen. Er führt über die gesamte, gut 100 Kilometer lange Strecke des Ultratrails, der bereits seit Jahren zum Programm des ZUT gehört. Hinzu kommt eine 57 Kilometer lange Extraschleife. „Die Idee eines 100-Meilen-Rennens rund um die Zugspitze verfolgt uns schon sehr lange. Und auch die Trailrunning-Community hat immer wieder den Wunsch nach einem bedeutenden und alpinen 100-Meilen-Lauf in Deutschland geäußert“, sagt Heinrich Albrecht.

Kürzere Strecken helfen beim Einstieg

Aber seine Agentur hat nicht nur die Trailrunner im Blick, die nach extremen Herausforderungen suchen. „Trailrunning braucht neue Impulse, und wir möchten auch Läuferinnen und Läufer außerhalb der Alpenregionen dafür gewinnen“, sagt er. Denn nur wenige trauen sich vom Halbmarathon oder Marathon auf der Straße gleich an Ultratrails, bei denen sie stundenlang in steilen Bergauf- und Bergabpassagen unterwegs sind. Um den Einstieg ins Trailrunning zu erleichtern, hat Plan B seine Angebote entsprechend angepasst.

Beim ZUT gibt es seit 2022 auch den Grainau Trail. Hier sind auf der 16 Kilometer langen Strecke von Grainau nach Garmisch-Partenkirchen immerhin 760 Höhenmeter aufwärts und 810 Höhenmeter abwärts zu bewältigen. „Das ist der ideale Einsteiger-Trail, nicht besonders technisch, aber dennoch ein tolles Landschaftserlebnis“, sagt Jürgen Kurapkat. Hinzu komme das ganze Drumherum beim ZUT.

Der Salomon Zugspitz Ultratrail 2024 im Video

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Und die 2024er-Auflage war das beste Beispiel dafür: Es war eine epische Stimmung, als das Gebirgsmusikkorps der Bundeswehr am Samstagabend um 22:15 Uhr die knapp 700 Läuferinnen und Läufer des 106 Kilometer langen Ultratrails mit einer eigenen Version von ACDCs Highway to Hell vor tausenden begeisterten Zuschauern hinaus in die Nacht schickte. Für einen konnte es gar nicht schnell genug gehen: In einer sagenhaften Zeit von 10:59:13 Stunden gewann Pierre Emmanuel Alexandre vom Salomon Running Team Deutschland das Rennen mit über 5000 Höhenmetern bergauf souverän. Bei den Frauen triumphierte die Österreicherin Esther Fellhofer vom Asics Trail Team in 13:56:52 Stunden.

Begonnen hatte das ZUT-Wochenende bereits am Freitagvormittag mit dem 29 Kilometer langen Garmisch-Partenkirchen Trail (1440 Höhenmeter). Und da zeigten die Innerhofer Brüder aus Österreich ihre ganze Klasse. Gewann letztes Jahr noch Hans-Peter Innerhofer, so sicherte sich diesmal sein Bruder Manuel in 2:12:17 Stunden den Sieg mit nur 19 Sekunden Vorsprung vor seinem Bruder. Siegerin bei den Frauen: Marion Leiberich (2:38:46 h) aus Karlsruhe.

Über 86 Kilometer waren nur zwei Männer schneller als Ida-Sophie Hegemann

Den 86 Kilometer langen Ehrwald-Trail gewann Benedikt Ritter in 9:47:17 Stunden. Noch beeindruckender aber war die Leistung von Ida-Sophie Hegemann: Am Freitagvormittag moderierte sie noch den Livestream des Garmisch-Partenkirchen Trails, bevor sie sich abends um 23 Uhr in Ehrwald auf die Strecke machte. Und wie: In 10:39:57 Stunden triumphierte sie bei den Frauen. Lediglich zwei Männer erreichten vor ihr das Ziel. Mit dem Leutasch-Trail über 68 Kilometer (2870 Höhenmeter bergauf) und dem Mittenwald-Trail (44 km/1860 hm) gibt es an der Zugspitze zwei weitere Distanzen. Die Sieger und Siegerinnen: Die Neuseeländerin Ruth Croft in 6:49:23 Stunden, Sebastian Jägerfeld (6:40:20 h), Sven Koch (3:37:27 h) und Holly Page (Großbritannien/4:13:52 h).

Und bei der kürzesten Strecke, dem Grainau-Trail über 16 Kilometer dauerte es keine Stunde, bis Moritz auf der Heide als Männer-Sieger in 1:06:28 Stunden über die Ziellinie rauschte. Das Frauenrennen dominierte Maria Elesisa Legelli (1:26:52 h). Dabei hatten aber auch diejenigen jede Menge Spaß, die das Zeitlimit ausschöpften und sich bis zu vier Stunden nahmen, um die tolle Landschaft rund um Deutschlands höchsten Berg zu genießen.

  • Fotos: Klaus Fengler und Andi Frank