10.000 Meter: Arne Gabius schnellster Deutscher seit 2002

| Martin Neumann, Jörg Wenig I Foto: imago
Arne Gabius ist in Eugene mit 27:43,93 min die schnellste 10.000-m-Zeit eines Deutschen seit 2002 gelaufen. Mo Farah verpasste seinen Europarekord knapp.

Ganz schnelle 10.000-Meter-Rennen außerhalb großer Meisterschaften gibt es nur noch wenige. Der Lauf beim „Prefontaine Classic“ am Samstagfrüh (deutscher Zeit) war eine Ausnahme. Mit 26:50,97 Minuten hielt Olympiasieger Mo Farah die schnellen Kenianer in Schach, während Arne Gabius seine Bestzeit auf 27:43,93 Minuten steigerte.

Mit einem fulminanten Antritt auf der Zielgeraden hat Olympiasieger Mo Farah die 10.000 Meter beim „Prefontaine Classic“-Meeting in Eugene (USA) für sich entschieden. Der Brite musste allerdings alle seine Klasse und Spurtkraft zeigen, um die jungen Kenianer Paul Tanui (26:51,86 min) und Geoffrey Kamworor (26:52,65 min) in die Schranken zu weisen. Im Ziel jubelte der Olympiasieger sowie amtierende Welt- und Europameister über diese Distanz zwar über den prestigeträchtigen Sieg. Doch richtig zufrieden war er nicht. Farah hatte eine Zeit von unter 26:35 Minuten oder wenigstens die Steigerung seines eigenen Europarekords (26:46,57 min) angepeilt.

„Unter 26:35 Minuten sind erst fünf Läufer geblieben“, hatte Farah vor dem Rennen seine Erwartungen formuliert. Dass er zu so einer Zeit fähig ist, hatte er bei seinem Halbmarathon-Europarekord (59:32 min) vor wenigen Wochen unter Beweis gestellt. Aber schon nach rund 10 der 25 Runden war klar, dass diese Zeit in Eugene außer Reichweite sein würde. Zu diesem Zeitpunkt waren schon alle drei Pacemaker deutlich früher als geplant aus dem Rennen gegangen. So wurden die Kilometer nach Rennhälfte (13:21 min) zu langsam abgespult. Am Ende ging es für das schnelle Trio einen Tag vor dem 40. Todestag der US-Lauflegende Steve Prefontaine (30. Mai 1975. In Eugene war es noch der 29.) nur noch um den prestigeträchtigen Sieg. Im Sog der Top drei jubelte der Kanadier Cameron Levins – ein Trainingspartner von Mo Farah – über den neuen Landesrekord von 27:07,51 Minuten.

Und was machte Arne Gabius? Deutschlands bester Langstreckler sortierte sich im erst dritten 10.000-Meter-Rennen seiner Karriere zunächst an vorletzter Stelle des 27-Mann-Feldes ein. Nach und nach machte der für den LT Haspa Marathon Hamburg startende Arzt Platz um Platz gut. Allerdings war das Feld stark auseinandergerissen und immer wieder stiegen Läufer aus. Das machte es für Gabius nicht einfacher, das hohe Tempo zu halten. Nach 25 Runden lief er als 15. von 19 Finishern nach 27:43,93 Minuten ins Ziel.

Damit steigerte der 34-Jährige seine Bestzeit um rund zwölf Sekunden und blieb exakt 1,07 Sekunden unter der Norm für einen WM-Start Mitte August in Peking. Zum 1997 aufgestellten deutschen Rekord seines ehemaligen Trainers Dieter Baumann fehlten ihm in Eugene rund 22 Sekunden. Nach seinem deutschen 5000-Meter-Hallenrekord Ende Januar in Düsseldorf hatte Gabius damit geliebäugelt, in Rekordform ins Rennen zu gehen. Doch eine Magen-Darm-Erkrankung hatte ihn nach der Rückkehr aus dem Trainingslager in Kenia etwas aus der Bahn geworfen. So war die Bestmarke in Eugene außer Reichweite. Dafür lief Gabius die schnellste Zeit eines Deutschen seit zwölf Jahren. Damals wurden für Dieter Baumann 27:38,51 Minuten gestoppt.

Da es bei Weltmeisterschaften über 10.000 Meter keine Vorläufe gibt, sind die internationalen Normen relativ anspruchsvoll. Arne Gabius könnte der erste deutsche Läufer seit zwölf Jahren sein, der bei einer Weltmeisterschaft über 10.000 Meter startet. Noch aber hat er seine weitere Saisonplanung nicht bekannt gegeben. Klar ist lediglich, dass er im Herbst einen Marathon laufen wird. Der letzte deutsche Läufer, der über 10.000 Meter bei einer WM an den Start ging, war Dieter Baumann. 2003 in Paris gab er dann jedoch auf.

Dibaba jagt Weltrekord der Schwester

Das 5.000-Meter-Rennen der Männer gewann in Eugene überraschend ein Äthiopier: Der erst 17-jährige 5.000-Meter-Junioren-Weltmeister Yomif Kejelcha war in 13:10,54 Minuten vor dem Kenianer Edwin Soi (13:11,97 min) und dem US-Amerikaner Galen Rupp (13:12,36 min) im Ziel.

Einen Tag später fand in Eugene an selber Stelle das Diamond League-Leichtathletik-Meeting statt. Dabei sorgte Genzebe Dibaba für die hochklassigste Lauf-Leistung des Wochenendes. Die Äthiopierin gewann am Samstag die 5.000 Meter mit großem Vorsprung in 14:19,76 Minuten vor den Kenianerinnen Faith Kipyegon (14:31,95 min) und Vivian Cheruiyot (14:46,69 min). Dibaba erzielte die fünftbeste je gelaufene Zeit über diese Strecke. Den Weltrekord hält ihre ältere Schwester Tirunesh Dibaba mit 14:11,15 Minuten. Genzebe Dibaba war allerdings in der vergangenen Hallensaison bereits etwas schneller als nun im Freien. Mit 14:18,86 Minuten hatte sie im Februar in Stockholm einen Hallen-Weltrekord aufgestellt.