Große Hilfsbereitschaft: Charity-Running in Corona-Zeiten

Spendenläufe
Große Hilfsbereitschaft: Charity-Running in Corona-Zeiten

| Text: Jörg Wenig | Fotos: imago images/Scanpix, London-Marathon, Hannover-Marathon

Auch ohne Events ist die Hilfsbereitschaft der Laufszene in der Corona-Krise riesengroß. Das beweisen die vielen Spenden, die Lauf-Veranstalter in den vergangenen Wochen für gute Zwecke generieren konnten, obwohl ihre Rennen nicht stattgefunden haben. Gute Beispiele sind Rennen in London, Paderborn, Hannover und Wien.

Auch ohne Events ist die Hilfsbereitschaft der Laufszene in der Corona-Krise riesengroß. Das beweisen die vielen Spenden, die Lauf-Veranstalter in den vergangenen Wochen für gute Zwecke generieren konnten, obwohl ihre Rennen nicht stattgefunden haben. Beispiele dafür gab es in den letzten Wochen in London, Paderborn, Hannover und Wien.

In Großbritannien stehen viel karitative Einrichtungen vor dem Aus, da sie Spenden in erster Linie über Veranstaltungen generieren, die nun allesamt nicht stattfinden. Der London-Marathon gilt als größte Eintages-Charity-Veranstaltung der Welt. Jährlich werden dort hohe zweistellige Millionen-Beträge für Charities gesammelt. In der Geschichte des Rennens, die 1981 begann, kamen bisher deutlich über eine Milliarde Euro zusammen.

Um die Charities trotz der ausgefallenen Läufe zu unterstützen, haben sich verschiedene Veranstalter zusammengeschlossen und am vergangenen Sonntag, als eigentlich der 40. London-Marathon stattfinden sollte, dazu aufgerufen, individuell und gegebenenfalls auch in häuslicher Umgebung etwas Sportliches zu machen. Unter dem Titel „The 2.6 Challenge“ - 2,6 englische Meilen sind ein Zehntel der Marathon-Distanz - beteiligten sich Athleten aus aller Welt.

Eliud Kipchoge: Work-out im Garten statt London-Marathon-Titelverteidigung

Darunter war auch der Marathon-Weltrekordler Eliud Kipchoge, der als Titelverteidiger in London antreten wollte. „Eigentlich sollte heute der London-Marathon stattfinden, jetzt machen wir die 2,6-Meilen-Challenge, um Spenden zu sammeln“, erklärte Eliud Kipchoge via Twitter aus Kenia.

Eine Reihe prominenter Athleten beteiligten sich mit ausgefallenen Aktionen. Eliud Kipchoge machte in seinem Garten 26 Step-Ups, der walisische Fußball-Star Gareth Bale jonglierte einen Ball 25 Mal in der Luft bevor er die Aktion mit einem Fallrückzieher in seinem Wohnzimmer abschloss (er landete auf der Couch, der Ball verfehlte knapp eine Tischlampe), die frühere englische Siebenkampf-Olympiasiegerin Jessica Ennis-Hill jonglierte im Garten einen Golfball mit einer Küchenreibe 26 Mal. Fast zehn Millionen Euro an Spenden kamen auf diese Weise bisher zusammen.

HAJ Hannover-Marathon: 30.000 Euro Spenden beim Stay-at-home-Marathon

In Deutschland ist das Charity-Running längst nicht so verbreitet wie in Großbritannien. Doch auch hier integrieren Laufveranstalter zunehmend karitative Aktionen in ihre Läufe. Die Veranstalter des Hannover-Marathons initiierten unter anderem einen „Stay at home Marathon“ für die angemeldeten Läufer ihres ausgefallenen Rennens.

Wer sich nachträglich meldete, wurde um eine Spende gebeten. Über 10.000 Läufer aus ganz Europa machten bei diesem „Stay at home Marathon“ mit. Insgesamt konnten die Veranstalter des Hannover-Marathons Spenden von knapp 30.000 Euro sammeln. Einen Scheck über diese Summe überreichte Race-Direktorin Stefanie Eichel vor wenigen Tagen in Hannover der Obdachlosenzeitschrift „Asphalt“.

In Paderborn entstand nach der Absage des traditionellen Osterlaufes der „Oster-Solo-Lauf“, der individuell zwischen Karfreitag und Ostermontag absolviert werden konnte. Dabei konnten die Läufer Distanzen zwischen fünf Kilometern und dem Halbmarathon laufen. In Kooperation mit dem Veranstalter SC Grün-Weiß Paderborn engagierte sich hier die Sparkasse Paderborn-Detmold, die für jeden Teilnehmer eine Summe spendete. Da sich knapp 9.500 Läufer anmeldeten, kam ein Betrag von 85.000 Euro zusammen. Das Geld kommt Essens-Ausgabestellen für Bedürftige und Hilfsorganisationen für Obdachlose im Gebiet Paderborn zu Gute.

Mit Sach-Spenden unterstützten währenddessen die Veranstalter des Vienna City Marathons den Samariterbund. Da besonders Hygienematerial Mangelware während der Coronavirus-Krise ist, übergaben die Organisatoren unter anderem 3.500 Einweghandschuhe, die an den Verpflegungsstellen verwendet worden wären. „Wir möchten sie gerne dort einsetzen, wo sie jetzt nützlich sind und stellen sie unserem Sanitätspartner, dem Samariterbund, zur Verfügung“, erklärte der Geschäftsführer des Vienna City Marathons, Gerhard Wehr. Auch bereits eingekaufte Verpflegung wurde an den Samariterbund übergeben.