Hamburg-Marathon: Philipp Pflieger läuft zur EM

Hamburg-Marathon: Philipp Pflieger läuft zur EM

| Text: Jörg Wenig | Fotos: HochZwei/Haspa Marathon Hamburg
Philipp Pflieger hat sich beim Hamburg-Marathon das Ticket für die Leichtathletik-EM in Berlin gesichert. Die Plätze eins bis drei gingen nach Äthiopien

Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) kam beim Haspa Marathon Hamburg erstmals seit Olympia in Rio 2016 wieder ins Ziel eines Marathons. Er unterbot mit 2:13:39 Stunden die Einzel-Norm für die Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin im August und belegte einen starken elften Platz in einem Top-Feld, das von den äthiopischen Läufern dominiert wurde. Im Männerrennen belegten die Äthiopier gleich die ersten drei Plätze: Solomon Deksisa gewann in starken 2:06:34 Stunden vor dem Marathon-Debütanten Tadu Abate, der nach 2:06:54 im Ziel war. Den äthiopischen Triumph komplettierte Ayele Abshero als Dritter mit 2:07:19. Hinter Solomon Yego (Kenia/2:07:37) wurde der Marathon-Olympiasieger von London 2012, Stephen Kiprotich (Uganda) Fünfter in 2:07:57.  Schnellste Frau war die aus Äthiopien stammende und für den Bahrain startende Shitaye Eshete, die in 2:24:51 Stunden gewann. Zweite wurde Birke Debele (Äthiopien) in 2:25:28, Rang drei belegte die Debütantin Mimi Belete (Bahrain) mit 2:26:06. Den erstmals veranstalteten Halbmarathon gewann Sabrina Mockenhaupt (LT Haspa Marathon Hamburg) in 1:15:12 Stunden. Das Rennen der Männer entschied der Grieche Panagiotis Karaiskos in 1:06:53 für sich. Rahmenwettbewerbe hinzugerechnet, verzeichneten die Veranstalter für den 33. Haspa Marathon Hamburg eine Meldezahl von 33.183 Athleten. 14.250 von ihnen starten über die 42,195 km beim größten deutschen Frühjahrs-Marathon.

Philpp Pflieger läuft den zweitschnellsten Marathon seiner Karriere

Philipp Pflieger lief in Hamburg den zweitbesten Marathon seiner Karriere. Nach einer Halbmarathon-Zwischenzeit von 66:37 Minuten erreichte er den 30-km-Punkt in 1:34:43 Stunden. Danach war Philipp Pflieger auf sich alleine gestellt. „Es lief im Prinzip alles wie geplant, aber mein Tempomacher ging etwas früher aus dem Rennen als gedacht. Deswegen musste ich die letzten zwölf Kilometer alleine laufen - das ist dann nicht so leicht, aber ich bin zufrieden, weil ich genau das gemacht, was ich angekündigt hatte“, erzählte der 30-jährige Regensburger, der schließlich mit 2:13:39 Stunden als dritter deutscher Läufer nach Arne Gabius und Hendrick Pfeiffer die EM-Einzelnorm von 2:14:00 unterbot.

„Es war eine Punktlandung", so Philipp Pflieger weiter, „es ging ja nicht um meine Bestzeit, sondern darum, mit möglichst wenig Aufwand die 2:14 Stunden zu unterbieten. Ich bin sehr glücklich, dass das heute geklappt hat. Daran hat das Hamburger Publikum einen großen Anteil." Für Philipp Pflieger war es das erste Straßenrennen in Hamburg. „Ich war beeindruckt, wie häufig ich meinen Namen ab Kilometer zwei an der Straße gehört habe. Das hat mich natürlich beflügelt. Es macht Bock, durch diese Stimmungsnester zu rennen." Nur in Berlin 2015 war Philipp Pflieger mit 2:12:50 noch schneller als heute in Hamburg. „Ich werde mich jetzt zehn Tage erholen und dann mit der EM-Vorbereitung beginnen.“

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Solomon Deksisa sichert sich nach einem Vorstoß bei Kilometer 36 den Sieg

Bei den im Gegensatz zu den vergangenen Jahren guten Wetterbedingungen hatten die Veranstalter den fünf Jahre alten Streckenrekord avisiert: 2013 hatte Kenias Superstar Eliud Kipchoge in Hamburg sein erstes Rennen über die 42,195 km gewonnen und dabei auf Anhieb eine Topzeit von 2:05:30 Stunden erreicht. An der 15-km-Marke war die 13-köpfige Spitzengruppe mit einer Zwischenzeit von 44:38 Minuten tatsächlich auf Kurs für eine solche Zeit. Doch jenseits der Halbmarathonmarke, die die Gruppe nach 63:02 Minuten passiert hatte, geriet die hochklassige Rekordzeit zunehmend außer Reichweite.

Statt der Rekordjagd entwickelte sich ein sehr spannender Kampf um den Sieg. Nachdem der Kenianer Emmanuel Mutai, der mit 2:03:13 Stunden der schnellste Läufer auf der Startliste war, von vornherein in der zweiten Gruppe lief und am Ende Neunter wurde in 2:11:57, fielen vor der 30-km-Marke eine Reihe von weiteren Favoriten zurück. Darunter war auch der Kenianer Sammy Kitwara, der in Valencia im vergangenen November in 2:05:15 gewonnen hatte.

„Nach 35 km lagen alle großen Favoriten zurück, das war gut für mich“, erzählte Solomon Deksisa, der dann nach rund 36 km einen ersten Vorstoß machte. Doch ausgerechnet der erst 20-jährige Debütant Tadu Abate kam zwei Kilometer später wieder heran an Deksisa. „Ich war überrascht, aber ich habe mir gesagt: nein, das ist heute mein Tag“, sagte Solomon Deksisa, der dann bei 40 km erneut eine Attacke startete. Dieses Mal war auch Tadu Abate geschlagen. „Ich hatte keinen Druck, denn ich war nicht der große Favorit - das war sicherlich gut“, sagte Solomon Deksisa, der mit 2:06:34 Stunden seine Bestzeit um lediglich zwölf Sekunden verpasste und die drittschnellste je in Hamburg gelaufene Zeit erreichte.

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Shitaye Eshete gewinnt bei den Frauen in 2:24:51 Stunden

Bei den Frauen lagen lange Zeit sieben Läuferinnen an der Spitze. Diese Gruppe passierte die Halbmarathon-Marke nach 1:13:23 Stunden. Bei Kilometer 30 waren immer noch fünf Athletinnen zusammen: Neben Shitaye Eshete, Birke Debele und Mimi Belete waren noch Tejitu Daba (Bahrain) und Sylvia Kibet (Kenia) im Rennen um den Sieg. Daba und Kibet waren dann die ersten, die nicht mehr Schritt halten konnten. Die anderen drei passierten die 35-km-Marke nach 2:00:58 Stunden. „Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht so richtig, was ich machen sollte, denn wir waren immer noch zusammen. Aber dann änderte sich das und ich wusste: das wird mein Tag“, sagte Shitaye Eshete, die sich rund vier Kilometer vor dem Ziel absetzen konnte.

Mit 2:24:51 Stunden stellte die 27-jährige Shitaye Eshete eine persönliche Bestzeit auf. Sie ist übrigens verheiratet mit Shumi Dechasa (Bahrain), der den Haspa Marathon Hamburg 2014 gewonnen hatte und eigentlich auch heute an den Start gehen sollte. „Shumi bekam vor einigen Wochen ein Problem am Bein, das sich verschlimmerte. Daher konnte er nicht kommen. Er hat mir gesagt: Fahre nach Hamburg und gewinne“, erzählte Shitaye Eshete, die erst am Sonnabend in Hamburg ankam. Als letzte der Favoritinnen angereist, war sie am Sonntag als erste im Ziel.