Jan Fitschen und Olaf Thon im Doppel-Interview

Jan Fitschen und Olaf Thon im Doppel-Interview

| Martin Neumann I Fotos: MMP
Ein Interview im Laufschritt durchs Ruhrgebiet: Ex-Fußball-Star Olaf Thon und Ex-10.000-Meter-Europameister Jan Fitschen reden über Trainingsphilosophien

Ein Interview im Laufschritt durchs Ruhrgebiet: Ex-Fußball-Star Olaf Thon und Ex-10.000-Meter-Europameister Jan Fitschen reden über Trainingsphilosophien, ihre Liebe zum Laufen und den Vivawest-Marathon.

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Olaf Thon, Jan Fitschen: Um vor dem Start schon mal das Wichtigste zu klären: Welchem Fußballverein drückt Ihr Woche für Woche die Daumen?
Olaf Thon: Bei mir sieht man es ja gleich: Schalke 04.
Jan Fitschen: Ich habe keine Vorlieben. Wer spielt denn am Wochenende? (Olaf Thon lacht.)

Ich halte zu Werder Bremen. Dann haben wir das geklärt und nun bitte keine Lästereien auf den nächsten 10 Kilometern. Lasst uns loslaufen und gleich mit dem Interview starten: Sag mal Jan, was hast du am 4. Juli 1990 gemacht?
Jan Fitschen: Das ist lang her, da war ich 13. Wahrscheinlich habe ich mich gerade auf einen Wettkampf vorbereitet. Schüler-Bezirksmeisterschaften oder so.

Kleiner Tipp. Am Abend des 4. Juli gab’s ein Fußballspiel!
Jan Fitschen: Ach, war’s das WM-Endspiel gegen Argentinien?
Olaf Thon: Nein, es war das Halbfinale gegen England. Und es ging ins Elfmeterschießen …

… und der letzte deutsche Schütze hat eiskalt rechts halbhoch verwandelt!
Olaf Thon: Genauso war’s. Der Schütze läuft übrigens neben dir Jan!
Jan Fitschen: Oh, daran kann ich mich echt nicht mehr erinnern.

Olaf Thon schießt Deutschland ins WM-Endspiel 1990

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Olaf, was hast du am 8. August 2006 gemacht? Kleiner Tipp: Ich habe den Fernseher im Wohnzimmer meiner Schwiegereltern angeschrien!
Olaf Thon: Das war nach dem „Sommermärchen“. (Jan Fitschen lacht.)

Da ist unser heutiger Laufpartner in Göteborg 10.000-Meter-Europameister geworden.
Olaf Thon: Richtig, Jan war Europameister. Aber das Jahr hatte ich nicht mehr im Kopf. An seine Marathon-Bestzeit von 2:13 Stunden erinnere ich mich allerdings noch gut. Da ich selbst dreimal Marathon gelaufen bin, kann ich einschätzen, welch eine außergewöhnliche Leistung das ist. Das ist wie ein Fallrückzieher-, Kopfball-Torpedo- und Torwart-Tor zusammen. So haben wir unterschiedliche Highlights in unserem Hobby erlebt, das zu unserem Job geworden ist. Schöner geht es ja nicht. Ich habe 2002 meine Karriere beendet, bin aber immer noch mittendrin im Fußball. Das hätte ich damals nicht gedacht.

Ist das nicht das Außergewöhnliche am Laufen, dass sich heute einfach ein Fußball-Weltmeister – gerade 50 geworden – und ein 10.000-Meter-Europameister zu einer gemeinsamen Runde treffen?
Jan Fitschen: Das stimmt, irgendwann landen alle beim Laufen.
Olaf Thon: Und wir haben uns ja schon häufiger beim Vivawest-Marathon getroffen. Da hat Jan ja immer eine Staffel am Start und wir mit Schalke 04 natürlich auch. Ich freue mich schon auf die nächste Auflage.

Aber mal ehrlich Olaf: Das Ausdauertraining hast du doch in deiner Profi-Karriere gehasst?
Olaf Thon: Zu Beginn der Karriere schon. Aber mit der Zeit hat mir die Ausdauer geholfen, nach Verletzungen schneller wieder auf dem Platz zu stehen. Ich war froh, nach einer OP endlich wieder laufen zu können. Mit etwa 27 Jahren bin ich zu einem echten Freund des Laufens geworden und bin es bis heute.

Jan Fitschens Gold-Spurt 2006

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Du hast deine Profi-Karriere 2002 beendet und bist wenige Monate später deinen ersten Marathon gelaufen. Das war doch sicherlich eine Umstellung, oder?
Olaf Thon: Klar, beim Fußball sind primär andere Fähigkeiten gefragt. Es geht um Antritte über 10 bis 15 Meter. Das lag mir sehr gut. Aber natürlich hat man als Fußballer auch eine solide Ausdauer. So war der Marathon kein Problem. Ich bin in Köln 4:27 Stunden gelaufen, ohne ans Limit zu gehen.

Wie viel hast du dafür trainiert?
Olaf Thon: Etwa 60 Kilometer in der Woche haben gereicht.

Und irgendwann hat einen Fußballer die Marathon-Lust gepackt. Deine Bestzeit steht bei 3:53 Stunden.
Olaf Thon: Ja, das war beim Ruhr-Marathon 2009. Für mich lagen Welten zwischen den beiden Läufen. Das war echt ein brutales Rennen, zumal es in Essen richtig ordentlich rauf und runter ging. Den Muskelkater am nächsten Tag werde ich nie vergessen.

Jan, vier Stunden am Stück bist du wahrscheinlich nie gelaufen?
Jan Fitschen: Gewandert schon, gelaufen nicht.
Olaf Thon (lacht): Dann müsste Jan ja 100 Kilometer laufen.
Jan Fitschen: Ganz so viel nicht. Aber knapp drei Stunden war ich im Training auch schon unterwegs. Meine längste Trainingseinheit waren mit Ein- und Auslaufen 45 Kilometer.

Aber du kannst dich gut in Freizeitläufer hineinversetzen, die viereinhalb oder fünf Stunden für den Marathon benötigen.
Jan Fitschen: Auf jeden Fall. Denn die Strecke ist nicht nur die gleiche, sondern auch die Schmerzen, die man aushalten muss. Wenn man am Limit läuft, tut ein Marathon immer weh.

Jan, bei dir ging es mit dem Laufen deutlich früher los als bei Olaf.
Jan Fitschen: Ja, schon in der Kindheit. Zum Leistungssport wurde es dann mit 17 oder 18 Jahren und ist es für knapp zwei Jahrzehnte geblieben. Ähnlich wie bei Olaf bin ich auch noch mittendrin in der Laufszene, obwohl die aktive Karriere vorbei ist.

»Das Ruhrgebiet ist viel mehr als Beton und Industrie. Es bietet viel Grün und eine Menge toller Laufstrecken.« (Jan Fitschen)

Wir laufen gerade an alten Zechenanlagen vorbei. Gibt es eigentlich den Charme des Ruhrgebiets und wenn ja: Wie sieht er aus?
Olaf Thon: Ich bin hier geboren und kenne ja fast nichts anderes. Mein Opa hat 40 Jahre unter Tage in der Zeche Nordstern gearbeitet. Genau dort, wo wir losgelaufen sind. Man sagt, dass es der besondere Menschenschlag ist, der im Ruhrgebiet zu Hause ist. Das können aber eher Menschen von Außerhalb beurteilen. Also Jan!
Jan Fitschen: Mittlerweile wohne ich ja in Mettmann, aber das Ruhrgebiet war für mich viele Jahre lang Heimat. Eine Heimat, in der ich mich sehr wohl gefühlt habe. Das liegt zum einen an den Menschen, mit denen ich immer noch Kontakt habe. Zum anderen ist es eine wunderschöne Gegend. Es ist eben nicht eine Region, die nur aus Beton und Industrie besteht. Viel Grün und eine sehenswerte Industriekultur prägen das Ruhrgebiet. Das macht die Gegend für Läufer richtig spannend.

Ihr seid beide Botschafter für den Vivawest-Marathon am 21. Mai. Welche Besonderheiten hat der Lauf?
Jan Fitschen: Wie gesagt, man hat sehr viele grüne Streckenabschnitte. Das überrascht viele Teilnehmer …
Olaf Thon: … und das, obwohl der Marathon ja vier Großstädte verbindet. Außerdem wurde die Strecke an einigen Stellen optimiert. So fällt ein fieser Anstieg in Essen weg, den ich damals noch nehmen musste. Das ist natürlich läuferfreundlich. Ich bin selbst den Marathon, den Halbmarathon und die Staffel beim Vivawest-Marathon gelaufen. Da ist man natürlich mit dem Herzen dabei, zumal wenn man alle Ecken der Strecke kennt.
Jan Fitschen: Bei dem Lauf zeigt sich, dass eine gesamte Region sich für den Laufsport begeistert. Diese Verbindung der vier Städte ist für mich ein wichtiger Faktor der Veranstaltung.

Werdet ihr am 21. Mai denn auch wieder die Laufschuhe schnüren?
Olaf Thon: Ich darf wieder eine Schalke-Staffel zusammenstellen. Da freue ich mich drauf, und wir werden mit Sicherheit wieder einige tolle Läufer am Start haben. So eine Staffel verbindet. Egal ob man mit Freunden, Kollegen oder der Familie läuft.
Jan Fitschen: Ich bin auf jeden Fall auch wieder mit einer Staffel dabei. Da kommen immer ganz unterschiedliche, aber extrem lustige Typen zusammen. Wir haben immer eine Menge Spaß zusammen. Darauf freue ich mich schon jetzt.

Wir nähern uns dem Ziel. Also letzte Frage: Olaf, was können Fußball-Profis von Top-Läufern lernen?
Olaf Thon: Die hohe Disziplin und Eigenverantwortung, die Weltklasseläufer bringen müssen, ist schon ein Vorbild. Beispielsweise in Sachen Ernährung. Da ist im Fußball noch Luft nach oben.

Und für dich Jan, die umgekehrte Frage …
Jan Fitschen: Mehr als Team zu arbeiten wie die Fußballer. Ich bin Fan davon, im Training als Team zusammenzuarbeiten. Davon profitiert speziell bei den Läufern jeder, auch wenn man mal eine Trainingseinheit umstellen muss. Ich wäre ohne das ganze Team beim TV Wattenscheid nie so erfolgreich gewesen. Dasselbe gilt für Freizeitsportler. Trainiert zusammen, das hält die Motivation hoch und lässt keinen Spielraum für Ausreden!

Fakten: Der Vivawest-Marathon 2017

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