Interview
Jan Frodeno über seinen Ironman daheim

| Text: Redaktion laufen.de | Fotos: imago images/Patrick Scheiber, Beautiful Sports

Jan Frodeno ist Deutschlands Top-Triathlet. Am Karsamstag wird der dreimalige Ironmansieger ein perfektes Vorbild sein, wie man zu Hause und trotzdem aktiv bleibt. Er wird einen Triathlon in seinem Haus in Spanien absolvieren: 3,8 Kilometer Schwimmen im Pool. 180 Kilometer Rad auf der Rolle. Marathon auf dem Laufband.

Jan Frodeno ist Deutschlands Top-Triathlet. Am Karsamstag wird der dreimalige Ironmansieger von Hawaii in der Coronakrise ein perfektes Vorbild sein, wie man zu Hause und trotzdem aktiv bleibt. Er wird einen Triathlon in seinem Haus im spanischen Girona absolvieren: 3,8 Kilometer Schwimmen im Pool. 180 Kilometer Rad auf der Rolle. Ein Marathon auf dem Laufband. In unserem Interview beantwortet er die Fragen rund um seine Challenge. Wie ist er auf diese Idee gekommen? Welche Ziele verfolgt er mit der Challenge? Wie können seine Fans ihn dabei unterstützen?

Auch für 2020 hatte Jan Frodeno sich viel vorgenommen. Auf seiner Agenda stand neben dem Traditions-Wettkampf - der Challenge in Roth - erneut der legendäre Ironman auf Big Island in Hawaii. Doch dann kam die COVID-19-Pandemie. Und mit ihr die Ausgangssperre im spanischen Girona, Jan‘s Wahlheimat. Die bittere Konsequenz: kein Training im Freien, keine Wettkämpfe, die alle bis auf weiteres abgesagt oder verlegt worden sind.

Doch für Jan Frodeno ist das kein Grund, seine sportlichen Träume aufzugeben. Im Gegenteil – er macht das Beste aus der angespannten Situation und verlegt die Herausforderung einfach in die eigenen vier Wände. Den auf Facebook und Instagram angekündigten „Triathlon daheim“ hielten viele Fans zunächst für einen Aprilscherz. Doch Jan meint es ernst, Ostersamstag wird die außergewöhnliche Challenge Realität. Dann wird Jan die komplette Ironman-Distanz von 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen zuhause absolvieren. Geschwommen wird im hauseigenen Pool mit Gegenstromanlage. Danach steigt Jan auf seinen Rollentrainer für die 180 Kilometer lange Radstrecke. Zum Abschluss läuft er die Marathon-Distanz auf seinem Laufband. Fans weltweit können Jan online beim „Tri at home“ begleiten und bei der Radstrecke sogar virtuell mitfahren. Alle erzielten Spendengelder wird Jan für wohltätige Zwecke verwenden.

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„In Spanien darf ich seit drei Wochen nicht aus dem Haus, weder zum Joggen noch zum Radfahren oder Spazierengehen“

Jan, wie trifft Dich als Sportler der Corona-Lockdown?

Der Lockdown trifft alle. Nicht nur mich als Sportler. Ich lebe ja in Spanien und hier gilt seit drei Wochen Ausgangssperre. Ich darf nicht aus dem Haus, weder zum Joggen noch zum Radfahren oder Spazierengehen. Das einzige, was erlaubt ist: Ich darf mit dem Hund um den Block gehen oder, wenn es sein muss, zum Einkaufen. Es wird streng kontrolliert, aber zurecht. Die Lage ist hier ziemlich angespannt. Deshalb trainiere ich seit gut drei Wochen nur zuhause. Ich tue das aber gern, wenn ich sehe, was die Leute hier in den Krankenhäusern für uns leisten.

Du bereitest Dich gerade auf Deinen „Ironman/Tri at home“ vor, den Du für Ostersamstag, den 11. April, angesetzt hast. Wie bist Du auf diese Idee gekommen?

Ich bereite mich immer auf irgendeinen Wettkampf vor. Da es aber in absehbarer Zeit keinen geben wird, werde ich nun zuhause selbst einen veranstalten. Die Idee kam uns schon vor ein paar Wochen, als es hier in Spanien langsam losging und uns klar wurde, dass es nun wirklich ernst wird. Anfangs war das eigentlich nur so eine „Schnappsidee", nach dem Motto: „Dann mach ich mein Rennen eben daheim“. Dann haben wir uns überlegt, wie und warum wir das tatsächlich tun sollten: Es dient definitiv nicht der Selbstdarstellung. Mir geht es einfach darum, Aufmerksamkeit zu erregen, um Geld zu sammeln. Damit möchte ich diejenigen unterstützen, die zurzeit tagein, tagaus das wirkliche Wettrennen auf Leben und Tod in den Krankenhäusern machen.

Du organisierst alles von zu Hause aus. Deine Fans sind schon begeistert. Hast Du weitere Unterstützung, zum Beispiel von Partnern, um das Ganze weiter publik zu machen? 

Zwangsläufig bin ich bei der Umsetzung mehr oder weniger auf mich allein gestellt. Weil sich hier keiner bewegen oder auch arbeiten darf. Aber was seit dem 1. April, nach der Bekanntgabe, auf uns einprasselt, ist Wahnsinn. Unsere Partner wollen uns unterstützen, wo es nur geht. Mercedes-Benz zum Beispiel promotet die Aktion über all seine Kanäle und gibt auch einen tollen Preis in die Versteigerung. Die Fans sind gespannt, was sie erwartet und ob ich das packe. Und auch die Medien sind ganz scharf drauf. Das freut uns, denn je größer der Support, desto mehr können wir erreichen und einsammeln.

Was sagt Deine Familie zu dieser Idee, muss sie Dich vom Beckenrand aus anfeuern?

Das OK von meiner Frau musste ich mir schon holen. Denn sie muss sich ja den ganzen Tag um unsere beiden Kids kümmern. Sie macht das aber sehr gern. Klar wird meine Familie ab und zu mal nach mir sehen. Die Kinder werden das aber nicht besonders aufregend finden, die kennen das ja, dass ich im Trainingsraum trainiere.

Wie sieht das eigentlich technisch aus, wie weißt Du zum Beispiel, dass Du im Pool 3,8 km geschwommen bist?

Ich kann anhand der Geschwindigkeit der Gegenstromanlage ausrechnen, wie lange ich schwimmen muss, um 3,8 km hinter mich gebracht zu haben. Also: Wenn die Anlage auf 1 Minute, 10 Sekunden pro 100 Meter eingestellt ist, muss ich 44:20 Minuten lang schwimmen.

Wie kann man Dich denn als Zuschauer unterstützen?

Unterstützen kann man mich am besten, indem man den guten Zweck unterstützt und spendet, oder bei unseren Auktionen mitmacht, damit wir möglichst viel Geld zusammen bekommen. Wer mich live begleiten will, kann das über den Stream tun, den wir anbieten werden. Diejenigen, die die Trainingsplattform „Zwift“ daheim haben, können mich auch virtuell begleiten und mich dabei unterstützen, schnell ans Ziel zu kommen. Wobei Zeit und Geschwindigkeit bei diesem Event mal ausnahmsweise nicht die erste Priorität haben.

„Alle Spendengelder sind gut investiert, denn sie werden sinnvoll eingesetzt.“

Eine Idee ist auch, Spenden zu sammeln. Wie kann man sich beteiligen und an wen gehen die Spendengelder?

Wir arbeiten momentan daran, eine Spendenplattform aufzubauen. Die Seite heißt www.viprice.org/Frodeno. Dort finden die Auktionen mit Produkten und auch "Money Can't Buy" Events statt. Die Erlöse fließen ebenfalls in den Spendentopf. Auch unsere Partner sind total motiviert, tolle Anreize zu schaffen. Darauf kann man gespannt sein. Wir nehmen aber auch jede 5-Euro-Spende sehr gern an! Alle Spendengelder sind gut investiert, denn sie werden sinnvoll eingesetzt. Ein Teil werden wir gemeinsam mit Laureus Sport for Good einsetzen, um ein Projekt aufzubauen. Den anderen Teil leiten wir an lokale Einrichtungen des Gesundheitswesens hier in Girona weiter – weil hier schnelle unbürokratische Hilfe essenziell ist.

Kann man Dich am Samstag auch online während Deines Ironman anfeuern?

Ja. Wir basteln zurzeit an einer Streaming-Show, die voraussichtlich auf mehreren Kanälen, aber auch auf meiner Facebook-Seite zu sehen sein wird. Weitere Infos dazu folgen.