Silvesterlauf Trier
Katharina Steinruck triumphiert vor der Porta Nigra
Rund 3000 Teilnehmer und zahlreiche Spitzenläufer beendeten das Laufjahr 2019 beim bekanntesten deutschen Silvesterlauf in Trier. Zum 30-jährige Bestehen siegte Katharina Steinruck bei den Frauen. Amanal Petros verfehlte als Zweiter nur knapp den ersten deutschen Sieg bei den Männern nach sechs Jahren.
Blauer Himmel, bibbernde Kälte, beste Stimmung. Die Rahmenbedingungen für die Jubiläumsausgabe des Silvesterlaufs in Trier hätten besser nicht sein können. Und die Athleten lieferten bei Temperaturen kurz über dem Gefrierpunkt die erwartete Show und brannten schon vor dem Jahreswechsel ein Feuerwerk ab. Nur eine Sekunde fehlte am Ende zum deutschen Doppelsieg bei der Jubiläumsausgabe des „deutschen Sao Paulo“. Marathon-Spezialistin Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) siegte bei den Frauen, während Amanal Petros (TV Wattenscheid) sich dem Vorjahressieger Isaac Kimeli (Belgien) mit einer Sekunde Rückstand geschlagen geben musste.
Ab 13 Uhr war der Trierer Hauptmarkt zunächst fest in der Hand der Schüler und Jugendlichen. Gewohnt souverän und sympathisch moderiert von Ex-ZDF-Sportchef Wolf-Dieter Poschmann und Berthold Mertes vom Silvesterlauf-Verein Trier, nutzten die Talente die beeindruckende Kulisse und heimsten viel Applaus ein. Eine Werbung für den Laufsport.
Tausende Zuschauer entlang des Ein-Kilometer-Rundkurses durch die Trierer Altstadt fieberten derweil dem Rennen der Frauen entgegen. Lokalmatadorin Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) ist in der Stadt längst ein Superstar – auch wenn die 27-Jährige in Frankfurt lebt. Die WM-Dritte über 3000 Meter Hindernis von Doha, die schon zwei Trainingslager in den Beinen hatte, genoss die Stimmung sichtlich. Dabei wusste sie schon aus den vergangenen Jahren, dass sie es schwer haben würde, um den Sieg mitzulaufen.
Vorjahressiegerin Elena Burkard hatten die Experten als Favoritin auserkoren. Auch aufgrund ihrer zuletzt so starken Leistungen im Cross. Als Neunte hatte Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) im November bei der Cross-EM in Lissabon geglänzt. Und gemeinsam mit Katharina Steinruck (früher Heinig), Sylvia Kiberenge (Kenia), Martha Yankurije (Ruanda) und Gesa Krause im Schlepptau übernahm sie das Kommando.
Nach drei von fünf Runden war Krause die erste Läuferin, die abreißen lassen musste. In die letzte Runde marschierten Steinruck und Burkard im Gleichschritt, Kiberenge hatte Mühe, mitzukommen.
Auf der Zielgeraden staunten die Zuschauer nicht schlecht. Steinruck, die sich gerade in der unmittelbaren Wettkampf-Vorbereitung auf den Marathon in Osaka am 26. Januar 2020 befindet, war im Spurt von Burkard, der EM-Sechsten von 2018 über 3000 Meter Hindernis, in 16:10 Minuten nicht zu bezwingen.
„Ich habe mich selbst ein bisschen gewundert, dass es so gut lief“, freute sich Katharina Steinruck, die Ende Oktober 2019 mit 2:27:26 Stunden in Frankfurt eine neue Marathon-Bestzeit aufgestellt hatte. Damit wäre sie aktuell bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei.
„Meine Tempohärte scheint schon ganz gut zu sein“, meinte Katharina Steinruck, „als Elena den Angriff startete, konnte ich gut dagegen halten.“ Burkard wurde in 16:11 Minuten Zweite.
Gesa Krause: „Ich gönne es keiner mehr als Katha“
Die 30-Jährige nahm auch die Glückwünsche von Gesa Krause entgegen, die sich hinter Burkard und Kiberenge noch auf den vierten Platz vorkämpfte. „Ich bin mit dem Rennen sehr zufrieden, meine Form ist besser als vor einem Jahr, aber die schnellen Einheiten stehen bei mir im Training erst noch an. Deshalb kann ich eine Tempoverschärfung auf dem Niveau in der momentanen Phase meiner Vorbereitung noch nicht mitgehen“, sagte Gesa Krause. „Aber ich gönne den Sieg keiner mehr als Katha, das hat sie sich wirklich verdient.“
Gesa Krause wird von Wolfgang Heinig, dem Vater von Katharina Steinruck, trainiert. Und das Duo Krause/Heinig beweist seit vielen Jahren, dass es die Trainingsplanung nahezu perfektioniert hat. Zum Saisonhöhepunkt war Gesa Krause in den vergangenen Jahren immer in Topform, deshalb kann sie mit einem vierten Platz in Trier an Silvester sehr gut leben.
Amanal Petros nur einer Sekunde hinter Isaac Kimeli
Fast hätten die Zuschauer in Trier eine halbe Stunde später den zweiten deutschen Sieg feiern können. Doch Marathon-Shootingstar Amanal Petros (Foto oben rechts) vom TV Wattenscheid musste sich in einem superspannenden Rennen mit 22:45 zu 22:44 Minuten dem Vorjahressieger Isaac Kimeli aus Belgien beugen müssen.
„Ich wusste nicht genau, wo ich vier Wochen nach dem Valencia-Marathon stehe“, sagte Petros, der in Spanien überraschend mit 2:10:29 Stunden auf Anhieb die Olympia-Norm unterboten hatte. Er habe erst zehn Tage Pause eingelegt und danach nur locker trainiert. „Seit Valencia habe ich noch keine harte Tempoeinheit absolviert.“ Doch seine Form stimmte. Bis zum Schluss konnte er allen Tempoverschärfungen mitgehen – nur den letzten Angriff des Belgiers, der 2018 Silber bei der Cross-EM gewann, konnte Amanal Petros nicht mehr ganz kontern.
„Das war für mich ein toller Jahresabschluss, ich wünsche mir jetzt, dass ich 2020 gesund bleibe und dann werden wir sehen, auf welcher Strecke ich in Tokio starte.“ Für den Marathon ist er quasi schon qualifiziert, aber er will auch versuchen, sich auf den langen Bahndistanzen die Quali zu sichern.
Als Dritter kam Osman Ilyas Yonis (Somalia) ins Ziel. Der junge Mann startet für den TV Waldstraße Wiesbaden und hofft, schon bald für Deutschland laufen zu können. Das nächste große Talent steht also schon in den Startlöchern. Hinter Robin Hendrix aus Belgien kam Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel) als starker Fünfter ins Ziel. Mit 22:54 Minuten war der Cross-EM-Sechste von Lissabon noch schneller als Kimeli bei seinem Vorjahressieg.
Einen neuen Streckenrekord stellte Elias Schreml (LGO Dortmund) im Rennen der Jugendlichen über 5 Kilometer in 14:42 Minuten auf.