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Alternatives Training
Fit auf Langlauf-Ski: Jan Fitschen sagt dir, wie der Einstieg gelingt

| Jan Fitschen I Fotos: imago

Du hast Lust, eine tolle Winter-Alternative zum Laufen kennenzulernen? Dann mache es wie unser Experte Jan Fitschen. Der ehemalige 10.000-Meter-Europameister ist ein begeisterter Skilangläufer.

Ob Eiskanal, Schanze oder Piste: Im Wintersport sind die deutschen Sportler weit vorne dabei. Wir Läufer können zwar nicht immer nachvollziehen, was in so einem Eiskanal oder auf der Abfahrtspiste jenseits der 120 km/h passiert, aber das ist vielleicht auch besser so. Es gibt ja auch Wintersportarten, bei denen es etwas beschaulicher zugeht. Skilanglauf zum Beispiel.

Diesen Ausdauersport vom Feinsten sollten Läufer*innen zumindest mal ausprobieren, wenn sich im Winter die Gelegenheit dazu ergibt. Ich beneide diejenigen, die mehrere Wochen im Jahr Loipen in Reichweite haben und Skilanglauf regelmäßig ins Training integrieren können.

Warum? Weil Ski-Langlauf auch für Läufer*innen unschlagbare Vorteile hat: Die Bewegung schont die Gelenke. Mit dem Stockeinsatz trainiert es auch den beim Laufen so oft vernachlässigten Oberkörper. Und: Es macht Spaß, ist unkompliziert, bringt Abwechslung ins Training und hilft, dem Winter positive Seiten abzugewinnen.

Seit 25 Jahren vom Erlebnis auf Langlaufski begeistert

Für mich gehört Ski-Langlauf schon seit mehr als 25 Jahren zum Training. Anfangs war das eher ein „Rumrutschen“ im Harz, denn als Läufer bin ich wahrlich kein Bewegungstalent, sondern ziemlich einseitig veranlagt. Auch das alpine Skifahren habe nie richtig gut gelernt. Doch gerade die klassische Langlauf-Technik lässt sich sehr schnell lernen – sie ist halt dem Laufen ohne Ski ähnlich: Immer schön ein Bein nach dem anderen nach vorne setzten.

Und durch die Loipe hat man genug Führung, sodass die Füße nicht zu den Seiten ausbrechen. Klar, Kurven und Abfahrten sind eine echte Herausforderung und so manches Mal liegt man anfangs mit dem Hintern im Schnee, doch da fällt es sich zum Glück meist weich.

Die klassische Technik kann man durchaus ohne Trainer ausprobieren. Die passenden Ski mietet man günstig in den Skigebieten mit gespurten Loipen. Und dann schiebt man einfach die Füße abwechselnd vor. Ein Gefühl für die Bewegung ergibt sich relativ fix. Nur das mit dem Bremsen ist etwas komplizierter, denn einmal bergab in Schwung, muss man sich schon etwas einfallen lassen, um wieder zum Stehen zu kommen.

Am besten: Einen Ski aus der Spur nehmen und im „Schneepflug“ die innere Ski-Kante in den Boden pressen. Nächste Variante: Fallen lassen. Beste Variante: Im Flachen üben, bis man etwas mehr Sicherheit hat. Der größte Fehler ist dabei, sich mit denjenigen zu vergleichen, die das Ganze schon seit Jahren machen. Mich ärgert es noch immer, wenn ich im Ski-Trainingslager von Zehnjährigen überholt werde, die anscheinend nicht mal atmen, während ich mit meinem roten Kopf die Loipe beleuchte – doch so ist es eben. Und außerdem: Das liegt bestimmt am Material …

So klappt's mit der klassischen Technik

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Für Einsteiger*innen bieten sich die sogenannten „Schuppen-Ski“ an. Die funktionieren ohne das Wachsen, das eine Kunst für sich ist und am Anfang überfordert. Der häufigste Anfänger-Fehler ist aber ein ganz banaler: Die meisten ziehen sich beim Ski-Langlauf zu warm an, weil sie dabei ans alpine Skifahren und nicht ans Laufen denken. Aber: Ski-Langlauf ist mit dem Laufen näher verwandt als mit rasanten Abfahrten und eleganten Schwüngen talwärts. Deshalb zieht man dabei auch am besten nur wenig mehr an als beim üblichen Lauftraining im Winter.

Und so sparen Läufer beim Skilanglauf gleich doppelt im Vergleich zum alpinen Skifahren: Einen Skipass brauchen wir nicht, weil wir jeden Berg aus eigener Kraft schaffen. Und neue Ausrüstung müssen wir auch nicht kaufen, weil wir getrost unser Winter-Laufoutfit in den Schnee entführen können. Das sieht dann sicher nicht ganz so schnittig aus wie bei unseren Olympia-Athleten, erfüllt aber sehr gut seinen Zweck.

Bei aller Begeisterung fürs Laufen auf Ski: Am ersten Tag sollte es niemand übertreiben. Sonst droht ein schmerzhafter Zustand, für den mir nur ein Begriff einfällt: „Ganzkörperzerrung“. Die Bewegung ist für uns Läufer anfangs eben doch sehr ungewohnt, sodass sich mancher nach dem ersten Tag auf den dünnen Brettern so fühlt wie nach dem ersten Marathon.

Diese Schmerzen vergehen jedoch sehr schnell, denn auch das ist ein Riesen-Vorteil des Ski-Langlaufs: Muskeln, Knochen und Gelenke bekommen im Vergleich zum Laufen viel geringere Stoßbelastungen ab, der Körper erholt sich schneller und man kann deutlich länger und intensiver trainieren. Unsere Langläufer und -Biathleten machen es vor: Vier Wettkämpfe in einer Woche auf höchstem Niveau? Versucht das mal mit Zehn-Kilometer- oder Marathonläufen …

 

Der Schritt zur Skating-Technik

Wer so Geschmack am Ski-Langlauf gefunden hat, kann den nächsten Schritt zur Skating-Technik gehen. Die ist deutlich sportlicher und bei gut präparierten Pisten auch schneller. Das sieht dann schon richtig sportlich aus, ist aber auch deutlich schwerer zu lernen als der klassische Stil.

Die Skating-Technik ist leider etwas zu kompliziert, um sie hier theoretisch zu erklären. Also vielleicht mit Inline-Skates beginnen oder noch besser: einen Kurs buchen. In den vergangenen Jahren habe ich einige Top-Langlauf-Regionen in Österreich für mein Training auf Langlauf-Skiern genutzt. Dort findet ihr nicht nur perfekte Bedingungen, sondern auch Lehrer und Kurse, um beide Techniken von der Pike auf zu erlernen. Am Ende des Beitrages stelle ich euch die vier Regionen vor.

Zu bedenken ist, dass fürs Skaten auf Schnee komplett andere Ski (ohne Schuppen und andere Form), Schuhe (sehr viel fester) und Stöcke (deutlich länger) gebraucht werden als für den klassischen Langlauf in der Loipe.

Also erneuter Aufwand, der sich aber lohnen kann. Ich habe mir, nachdem ich in der klassischen Technik einigermaßen zurechtkam, neue Skater zugelegt. So kann ich je nach Wetter- und Schneeverhältnissen noch mehr Abwechslung in mein Training bringen: mal zu Fuß laufen, dann in der Skating-Technik auf Ski und dann klassischen Langlauf. So ist Langeweile auch im Wintertraining ein Fremdwort.

Top-Skilanglauf-Destinationen in Österreich

Region Ramsau am Dachstein

Gut 125 Kilometer auf klassischen Loipen und rund 95 Kilometer Skatingloipen hat die Region Ramsau am Dachstein zu bieten. Für Abwechslung sorgen die Höhenloipen am Dachstein Gletscher und am Rittisberg sowie die Loipen im Tal der gesamten Region Schladming-Dachstein.

  • rund 220 km Loipennetz (125 km klassisch, 95 km Skatingloipen)
  • Gletscherloipe am Dachsteingletscher in über 2.500 Meter Höhe
  • Beschneiungsanlagen für aktives Schneemanagement
  • fünf Langlaufschulen im Nordischen Zentrum der Steiermark
  • Mehr als 40 Einkehrmöglichkeiten und Hütten entlang der Loipen
  • 4 Kilometer lange und beleuchtete Nachtloipe im Stadion (täglich von 17:00 bis 21:00 Uhr geöffnet)
  • Mondschein-Langlauf in den Winter-Vollmondnächten und neue Höhenloipe am Rittisberg (5,2 Kilometer)

Region Saalfelden Leogang

Umfangreiches Winter-Aktivprogramm in der gesamten Region Saalfelden Leogang: Neben 150 Kilometern abwechslungsreicher Loipen bieten Langlaufschulen und ein Fun-Park perfekte Abwechslung für Familien mit Kindern, so dass auch die Kleinsten das Langlaufen spielerisch erlernen können.

  • 150 Kilometer Loipennetz für klassischen Langlauf und Skating mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden
  • Verbindungen per Loipe in die Nachbarorte Maria Alm, Zell am See und das Biathlonzentrum Hochfilzen
  • Beschneiungsanlagen für 13 Kilometer sowie mehrere Nachtloipen
  • Rennloipe mit einer Länge von 4,7 Kilometern
  • 1,8 Kilometer lange und beleuchtete Flutlicht-Loipe Ritzensee (täglich bis 22 Uhr)
  • Skibusse in Saalfelden Leogang für Langläufer gratis

Region Achensee

Gut 200 Loipenkilometer erwarten dich in der Region Achensee. Auch die spektakuläre Naturlandschaft lädt in das Langlaufrevier ein. Viel Loipen im hügeligen Gelände und entlang des Ufers sowie herausfordernde Strecken zwischen Karwendel- und Rofangebirge sorgen für sportliches Vergnügen.

  • Loipenkilometer gesamt: 211,5 Kilometer (Klassische: 111 km, Skating: 100,5 km)
  • 2 Kilometer lange Hundeloipe in Pertisau
  • Übungsloipe für Einsteiger
  • Barrierefreier Schlittenlanglauf mit insgesamt 45 Loipenkilometern (in Achenkirch, Maurach, Pertisau)
  • Beschneiungsanlage für gut 40 Kilometer in Pertisau, Achenkirch und Maurach

Region Seefeld

Mitten im wunderschönen Wettersteingebirge mit der Zugspitze und dem Naturpark Karwendel, präsentiert sich die Region Seefeld mit dem offenen Hochplateau auf 1.200 Metern als ideales Langlauf-Gebiet. Mehr als 245 Kilometer Langlaufloipen bieten die Kulisse für einen entspannten Winterurlaub mit herrlicher Naturlandschaft, vielen Winterwanderwegen und gemütlichen Hütten.

  • Schneesicherheit dank Beschneiungsanlagen und Lage auf 1.200 Meter Höhe
  • Gut 245 Kilometer präparierte Loipen für jedes Niveau
  • 134 Kilometer Klassisch und 112 Kilometer Skating
  • Beleuchtete Nachtloipe
  • Loipen für Schlittenlangläufer
  • Professionelles Loipenrettungskonzept
  • 8 Langlaufschulen und 11 Verleihstellen

Mehr Informationen zum Thema Skilanglauf und den Top-Regionen in Österreich findest du unter https://www.austria.info/de/langlauf.