#gemeinsammehrbewegen-Preis 2023

Preiswürdig (Teil 5): Laufende Superhelden, die den Bösewicht Krebs besiegen wollen

Er wird als Kind schon Vollwaise, leidet an Gedächtnisschwund und hat mit schweren Persönlichkeitsstörungen zu kämpfen. Sein Körper ist durch den Krebs vollständig vernarbt, aber dank seiner sagenhaften Selbstheilungskräfte hat er den Hirntumor besiegt. Und: Er trägt ein rot-schwarzes Ganzkörperkostüm sowie eine Maske mit Sichtlinsen – Kenner der Marvel Comics haben ihn längst erkannt, die Rede ist von „Deadpool“. Genau in diesem Superhelden-Kostüm und gemeinsam mit seiner Frau, als Minnie Maus verkleidet, hatte Christian Schlotfeldt 2018 sehr großen Erfolg beim Grundschul-Faschingsfest. „Das kam bei den Kindern so gut an, da habe ich mir gedacht, dass ich daraus doch noch viel mehr machen kann“, sagt der 36 Jahre alte Magdeburger.

Während der Corona-Anfangszeit 2020 teilt er auf Instagram im „Deadpool“-Kostüm Videos, die großen Anklang finden. Er wird Teil der virtuellen Lauf-Community #KommandoFischFrikadelle und läuft regelmäßig an der Seite von „Batman“ Frank Meyer als „Deadpool“ durch Magdeburg. „Wir sind einmal gemeinsam im Winter bei Schnee in voller Superheldenmontur durch den Park gelaufen und haben für den ein oder anderen Lacher gesorgt“, erinnert er sich. Er folgt auf Instagram einer Mutter, deren zweijährige Tochter gegen Krebs kämpft – und diesen Kampf verliert. „Das hat mich so mitgenommen, da habe ich sofort an einen Kostümlauf für den guten Zweck gedacht.“

Gesagt, getan: Er teilt seine Idee über die sozialen Medien, findet viel Zuspruch und viele Gleichgesinnte und startet 2021 rund um Magdeburg den „Cosplay Charity Run“. Wer mitmachen will, muss als Superheld oder Superheldin, Märchen- oder Fabelwesen verkleidet laufen – und natürlich spenden. Dabei geht pro gelaufenem, geskatetem, geradeltem oder gewalktem Kilometer ein Euro an die Deutsche Kinderkrebsstiftung. Das Event fand auch 2022 und 2023 statt und bisher konnten 10.500 Euro an die Organisation überwiesen werden. „Wir wollen gemeinsam gegen diesen Bösewicht Krebs ankämpfen und helfen, ihn zu besiegen“, sagt „Deadpool“ Christian Schlotfeldt, der sich mit dem Kommandofischfrikadelle Cosplay Charity Run, kurz #kffccr, für den „#gemeinsammehrbewegen-Preis“ 2023 bewirbt – herzlich willkommen!

„2021 sind wir mit zehn, elf Mann gestartet. In diesem Jahr waren wir in Magdeburg über 40, hinzu kamen mehrere Gruppen, die in ganz Deutschland unterwegs waren“, erzählt Christian Schlotfeldt, der als studierter Bauingenieur und gelernter Einzelhandelskaufmann bei IKEA Großkunden betreut. Und auch 2024 sei wieder ein „Cosplay Charity Run“ geplant. Der Termin stünde allerdings noch nicht fest, der müsse entsprechend des Laufkalenders minutiös geplant werden. „Wir wollen ja maximale Aufmerksamkeit in unserem Kampf gegen den Krebs“, sagt er. Zeit zum Planen hat er aktuell reichlich. Nur eine Woche nach dem diesjährigen „Cosplay Charity Run“ im Juni hat er sich bei einem Unfall beide Schultern ausgekugelt, zudem war die rechte Schulter schwer beschädigt und ein Wirbel gebrochen. An Laufen ist aktuell nicht zu denken, stattdessen geht er täglich fünf Kilometer mit dem Hund.

2006 kam Christian Schlotfeldt zum Laufen. Damals wog er 115 Kilogramm und geriet bereits beim Schnürsenkelbinden außer Atem. Als ein Freund ihn fragte, was denn los sei, wusste er, dass er etwas tun muss. „Seitdem ist das Laufen wie eine Sucht für mich.“ Er läuft mehrmals die Woche, meist jeweils zehn Kilometer, mehrere Halbmarathons hat er schon gemeistert und wiegt heute 87 Kilogramm. Im vergangenen Jahr hat er den Berlin-Marathon in 4:29 Stunden absolviert.

„Nach einer Corona-Erkrankung war ich nicht wirklich fit, mir ging es ums Ankommen.“ Richtig ins Rollen kommt aber der „Cosplay Charity Run“, der aus vielerlei Richtung Zuspruch erfährt. Auf Instagram hat er als Dreamer1505 bereits über 3.000 Follower und über den Hashtag #kommandofischfrikadelle wurden bereits über 130.000 Beiträge gepostet. „Ich bin sehr froh, dass unsere Aktionen so großen Anklang finden“, sagt Christian Schlotfeldt. „Aber wir sind erst am Anfang!“

Sein Instagram-Name Dreamer1505 kommt nicht von ungefähr. „Ich stelle mir viele Sachen vor, probiere gerne Dinge aus und träume viel, aber versuche immer auch, diese Träume zu realisieren.“ Sein größter Traum sei es, „dass wir uns um diese schreckliche Krankheit Krebs nicht mehr kümmern müssen.“ Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland rund 2.200 Kinder und Jugendliche neu an Krebs. Mit der Diagnose bricht für sie und ihre Familien eine Welt zusammen. Denn trotz der sich stetig verbessernden Behandlungsmethoden und Heilungschancen beginnt für die Betroffenen und ihre Angehörigen eine lange, extrem belastende und kräftezehrende Zeit. „Ihr seid stark, ihr schafft das und das Wichtigste, ihr seid nicht allein!“, ruft Christian Schlotfeldt allen zu. Ein Vorbild könnte auch die Figur „Deadpool“ sein, die diese heimtückische Krankheit dank sagenhafter Selbstheilungskräfte besiegen konnte.